IT-Arbeitsmarkt im Wandel

Erst umkämpft, jetzt auf Jobsuche

Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Eine Auswertung des Jobportals Indeed zeigt: Die vor der Krise heiß umkämpften IT-Experten müssen jetzt vermehrt selbst nach Jobs suchen. Außerdem sind die Stellenausschreibungen rückläufig.
Die Coronakrise hat den IT-Arbeitsmarkt dramatisch verändert. Vor der Pandemie heiß begehrte IT-Spezialisten müssen nun wieder selbst auf Jobusche gehen.
Die Coronakrise hat den IT-Arbeitsmarkt dramatisch verändert. Vor der Pandemie heiß begehrte IT-Spezialisten müssen nun wieder selbst auf Jobusche gehen.
Foto: GaudiLab - shutterstock.com

Deutschlandweit hat laut der Bundesagentur für Arbeit die Zahl der Arbeitslosen im Mai 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 25,8 Prozent zugenommen. Wenig Beachtung wurde bisher jedoch dem starken Anstieg der Arbeitslosenzahlen für IT-Berufe geschenkt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wuchs im Mai 2020 die Zahl der Arbeitslosen im IT-Bereich auf 32,8 Prozent.

Die Bundesagentur für Arbeit untergliedert Arbeitslose in die Gruppen "Helfer", "Fachkraft", "Spezialist" sowie "Experte". Ein Blick in die detaillierte Statistik verdeutlicht, dass die Arbeitslosenzahlen im IT-Sektor insbesondere bei den IT-Experten stark gestiegen sind. "Dass also selbst auf dem sehr gefragten IT-Arbeitsmarkt verhältnismäßig hohe Arbeitslosenzahlen auftreten, lässt erahnen, wie stark sich die Coronakrise tatsächlich auf den Arbeitsmarkt auswirkt", kommentiert Annina Hering, Marktforscherin bei Indeed, die aktuelle Entwicklung.

Indeed-Analysen in den vergangenen Wochen haben gezeigt, dass sich die Pandemie COVID-19 auf IT-Berufe unterschiedlich hart auswirkt. Angebote für Mitarbeiter aus dem IT-Support oder für IT-Infrastruktur sind weniger rückläufig als zum Beispiel Job-Offerten in der Softwareentwicklung. Die Stellenangebote im Bereich Data Analytics und Informationsmanagement gehen hingegen etwas stärker zurück.

Recruiting vor neuen Herausforderungen

Die Sparmaßnahmen haben das Recruiting vor unbekannte Herausforderungen gestellt. "Zum einen mussten sich Recruiter selbst in der neuen Situation zurechtfinden, möglicherweise im Homeoffice", beobachtet Hering. Zum anderen erforderte die neue Lage von Unternehmen, ihre gesamte Strategie zur Personalentwicklung zu überdenken und das Recruiting entsprechend anzupassen. Unter anderem habe sich binnen kürzester Zeit das Online-Bewerbungsgespräch als neues Mittel der Wahl etabliert.

Annina Hering, Marktforschung Indeed: "Auch wenn einige Unternehmen aktuell bei den Einstellungen im IT-Bereich zurückhaltender sind als vor der Corona-Krise, ist es unwahrscheinlich, dass IT-Fachkräfte nach der Krise seltener gebraucht werden."
Annina Hering, Marktforschung Indeed: "Auch wenn einige Unternehmen aktuell bei den Einstellungen im IT-Bereich zurückhaltender sind als vor der Corona-Krise, ist es unwahrscheinlich, dass IT-Fachkräfte nach der Krise seltener gebraucht werden."
Foto: Hering - Indeed

Diese Gemengelage hat zum Rückgang der Stellenausschreibungen im IT-Bereich beigetragen", erklärt die Indeed-Analystin. Darüber hinaus arbeiten IT-Spezialisten in vielen Branchen, von denen einige besonders hart durch die Coronakrise getroffen wurden. Zahlreiche Unternehmen hätten Kurzarbeit angemeldet und mussten Mitarbeiter entlassen. Das wirke sich entsprechend auf neue Stellenausschreibungen im IT-Bereich aus, die vorerst reduziert würden oder auf die ganz verzichtet werde.

Welche IT-Jobs jetzt gefragt sind

In einigen IT-Bereichen suchen Experten vermehrt nach neuen Jobs. Suchanfragen aus dem Feld der Data Analytics nehmen zu, darunter "Data Scientist", "Data Analyst" oder "Python". Auch das Interesse der Bewerber an Jobs im E-Commerce-Umfeld wächst. Machine Learning indes hat im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas weniger Interesse bei JobsuchendenJobsuchenden geweckt, im Laufe der Coronakrise ist der Anteil an allen Suchanfragen allerdings gestiegen. Demgegenüber schwindet die Suche nach Arbeitsplätzen in der Systemadministration. Alles zu Jobsuche auf CIO.de

Unterschiedlich sieht die Entwicklung der Suchanfragen im Bereich der Softwareentwicklung aus. Das Interesse an einer Arbeit als Softwareentwickler ist nicht nur im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angestiegen, sondern auch seit Beginn der Corona-Krise. "Hier scheinen vermehrt IT-Fachkräfte den Arbeitsmarkt zu sondieren", vermutet Hering. Während die Suche nach den Programmiersprachen C# und Java zunimmt, sinken die Suchanfragen für PHP. Ob es sich hierbei um Corona-Effekte handelt oder einen allgemeinen Trend bei der Beliebtheit von Programmiersprachen, müsse sich laut Hering erst noch zeigen.

Ihr Ausblick fällt dennoch optimistisch aus: "Auch wenn einige Unternehmen aktuell bei den Einstellungen im IT-Bereich zurückhaltender sind als vor der Corona-Krise, ist es unwahrscheinlich, dass IT-Fachkräfte nach der Krise seltener gebraucht werden." Corona habe nochmals gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung sei und dafür benötigten die Unternehmen eben die IT-Experten.

Informationen zur Auswertung: Für diese Analyse untersuchte die Jobbörse Indeed im eigenen Portal die Suchanfragen aus dem IT-Bereich vom 01. bis 19. Juni 2020 und verglich sie mit den Suchanfragen vor der Corona-Krise (1. bis 19. Februar 2020) sowie demselben Zeitraum vor einem Jahr (1. bis 19. Juni 2019).

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