Kritik an E-Government

Es fehlt die Umsetzung von IT-Projekten

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

CIO.de: Die Versicherungen interessieren sich in Deutschland für den neuen Ausweis, die Banken nicht. Die Banken waren im Ausland die Treiber. Ist das eine Schwierigkeit?

Pitsch: Das sehe ich nicht so. Es wird mehr Anwendungen geben, bei denen ein konkreter Nutzen für den Bürger vorhanden ist. Ich habe im letzten Jahr meinen Wagen angemeldet. Wenn ich die Möglichkeit hätte, mein Auto von zuhause aus elektronisch anzumelden, würde ich das machen. Wenn der Bürger so eine Anwendung hätte, würde er das sofort machen.

Wir brauchen eine klare Governance-Struktur und mehr Management-Kompetenz

CIO.de: Sie sind hoffnungsvoll, dass sich das bald entwickelt?

Zehn Jahre dauert es, bis alle Bürger einen neuen Personalausweis besitzen.
Zehn Jahre dauert es, bis alle Bürger einen neuen Personalausweis besitzen.
Foto: Bundesministerium des Innern (BMI)

Pitsch: Ja. Die Frage ist halt, wie lange es dauert. In welchen Zyklen denken wir? Bis alle Bürger einen neuen Ausweis besitzen, kann es bis zu zehn Jahre dauern. Deshalb muss man Anreize schaffen, damit das früher passiert. Denn es geschieht nur, wenn der Bürger sieht: Diese Anwendungen oder diese Dienste verschaffen mir eine Erleichterung.

CIO.de: Glauben Sie denn, dass es diese Anwendungen bald geben wird?

Pitsch: Aber ja doch! Wenn wir über neue Verwaltung reden, sollten wir nicht nur über Infrastrukturmaßnahmen reden, sondern auch über bürgernahe Dienste. Über Services mit der entsprechenden Qualität, Transparenz und Effizienz. Es geht darum, wie die Verwaltung Freiräume schafft, um Kosten zu sparen oder um Handlungsspielräume zu gewinnen, um politische Ziele zu unterstützen.

CIO.de: Was könnte man besser machen, um diese Ziele zu erreichen?

Pitsch: Wir machen vieles gut in der strategischen Ausrichtung und in der Definition wie etwa der E-Government-Strategie 2005. Wir müssen aber auf eine operationale Ebene herunterkommen, also die Dinge angehen und umsetzen. Man muss den Willen haben, die Veränderungen wirklich herbeizuführen. Dazu braucht man eine klare Governance-Struktur, mit einem zentralen Verwaltungsmodernisierungs- oder Transformierungsausschuss, einem IT-Planungsrat als Umsetzer. Neben der Veränderungsbereitschaft braucht man auch die Managementqualifikation. Diese Managementkompetenz müsste in der Verwaltung verstärkt werden, hier gibt es aus meiner Sicht eine große Lücke.

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