Griechen in Deutschland

"Euro-Austritt wäre ein Totalschaden"

08.01.2015
Viele Griechen schauen von Deutschland mit Distanz auf ihr Land. Sie sind sich so gut wie einig: Die Rückkehr zur Drachme wäre verrückt.

Die Debatte um einen möglichen Euro-Austritt Griechenlands treibt die Griechen in Deutschland um. Kostas Papanastasiou etwa, Fernsehzuschauern als Wirt Panaiotis Sarikakis aus der "Lindenstraße" bekannt, hat den Eindruck, dass Deutschland die Griechen aus der Eurozone "rausschmeißen" will. Vor der Schuldenkrise habe es eine "wunderschöne Liebe" zwischen Deutschen und Griechen gegeben. "Das zu zerstören, ist jetzt schlimm."

Alle Griechen in Deutschland seien in großer Sorge, was nach den Neuwahlen am 25. Januar in ihrem Heimatland passiere, sagt Konstantinos Dimitriou. Er ist Vorsitzender des Verbands griechischer Gemeinden in Deutschland mit rund 60 000 Mitgliedern in der Kultur- und Traditionspflege. Einen Euro-Austritt lehnt er ab: "Das wäre ein wirtschaftlicher Totalschaden für unser Land."

Rund 316 000 Griechen leben in Deutschland, schwerpunktmäßig in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg. Besorgt verfolgen sie in den Nachrichten die Austritts-Debatte. Falls tatsächlich eine von einem Linksbündnis unter Alexis Tsipras geführte Regierung in Griechenland den von der EU auferlegten Sparkurs kippt, steht der Euro-Austritt als Option im Raum.

"Die Griechen in Deutschland sind viel selbstkritischer als die Griechen in Griechenland. Sie sehen ein, dass man sparen muss, um an europäische Standards zu kommen", sagt Dimitriou. Der Preis für die Griechen, die jeden Tag ums Überleben kämpften, sei extrem hoch. Die Not und das Elend müssten gelindert werden. Er hofft, dass nicht wieder die Zeit beginnt, in der die Griechen in Deutschland wieder angegiftet werden - wie zu Beginn der griechischen Schulden-Tragödie.

Das Verhältnis zwischen Griechen und Deutschen macht auch Dimitri Mastoras Sorge. Er ist Vorsitzender der Deutsch-Griechischen Gesellschaft in Kiel. Als Sprachlehrer gibt er Seminare in Griechenland: Griechisch für Deutschsprachige - viele Deutsche sind dabei. Für Mastoras ist ein deutliches Bekenntnis Griechenlands zu Europa wichtig: "Mit wem würde man sich sonst noch verwandt fühlen, wenn nicht mit Europa?"

Sotirios-Marios Athinaios ist 22 Jahre alt und studiert in Aachen Maschinenbau. "Es wäre verrückt, aus der Eurozone auszutreten. Wenn wir ein besseres Griechenland wollen, brauchen wir den Euro", sagt er. Seine Eltern leben in Griechenland. Er will nach dem Studium in Deutschland bleiben. Mit der Schuldenkrise in seinem Land habe das nichts zu tun, sagt er. "Die Möglichkeiten für einen Jungingenieur sind in Deutschland besser." Und: er liebe die deutsche Lebensart. (dpa/rs)

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