Nokia Siemens Networks
Explosiv bis zum Schluss
Lange durfte nichts über die neue Firma mit den 60.000 Mitarbeitern nach außen dringen. Die Spielregeln der Kartellbehörden sind eindeutig: "Bis zum endgültigen Abschluss sind beide Unternehmen Wettbewerber, die im gleichen Markt agieren", erklärt Alexander Littwin, Mitarbeiter der zentralen Strategieabteilung der Kommunkationssparte bei Siemens. Es darf keine öffentlichen Planungen zum künftigen und gemeinsamen Portfolio geben. Mit einer Ausnahme: Abstimmungen zur Produktplanung sind erlaubt, wenn sie besonders sicher stattfinden. In einem sogenannten Clean Team.
Nur unter strengen Auflagen
Das Clean Team ist eine Auswahl aus Managern beider Unternehmen, die unter strengen Auflagen die künftige Ausrichtung des offiziell noch nicht existierenden Unternehmens diskutieren. "Das waren im Fall von Nokia Siemens Networks zu 80 Prozent Fragen des künftigen Produktportfolios, aber auch Planungen zu organisatorischen Zielstrukturen, die direkt mit der Produktstrategie zusammenhängen", berichtet Littwin, der zusammen mit spezialisierten Rechtsanwälten für den Aufbau und die Koordinierung des Clean Teams verantwortlich war. Mit der Einrichtung einer solchen Task Force versuchen die Unternehmen, Zeit zu gewinnen, denn gerade die kartellrechtlich untersagten Planungen zur künftigen Produktstrategie gehören zu den dringendsten. Die Kunden warten auf klare Ansagen von der neuen Nummer drei im weltweiten Geschäft für Netzausrüstung. Und mit jeder Verzögerung steigt die Gefahr, sie zur Konkurrenz zu treiben.
Insgesamt 80 hochrangige Manger, 40 von Nokia und 40 von Siemens, arbeiten seit Ende Juli vergangenen Jahres in dieser Gruppe. Jeder Einzelne unterzeichnete zuvor eine persönliche Vertraulichkeitserklärung mit strengen Auflagen. Weder an Kollegen noch an Kunden oder eine dritte Partei dürfen Informationen weitergegeben werden. Neben diesem Verbot sind außerdem der eingeschränkte E-Mail-Verkehr oder Datensicherheitsauflagen beschrieben. Besonders hart: Die Arbeit im Clean Team birgt für die Männer und Frauen ein persönliches Risiko. "Falls der Abschluss doch nicht zustande kommt, dürfen die 80 Experten ein Jahr lang nicht in einem vergleichbaren Bereich arbeiten oder das Wissen aus der Zusammenarbeit weitergeben", sagt Littwin. Weder im eigenen Unternehmen noch bei der Konkurrenz.
Auch für die Konzernmütter Nokia und Siemens beinhaltet eine derartige Verpflichtung Risiken. Bei Misslingen des Joint Ventures wären auf einen Schlag die führenden Köpfe in der Produktentwicklung für ein Jahr weg gewesen. "Das war besonders für einen Sektor, der so entwicklungsintensiv und dynamisch ist wie die Telekommunikation, eine wichtige Überlegung", erklärt Littwin. "Trotz des hohen Arbeitsaufwandes haben wir daher versucht, das Team möglichst klein zu halten, um so das Risiko für beide Unternehmen zu minimieren."