Leistungsstarke IT-Experten arbeiten ungern unter enger Kontrolle

Führung an der langen Leine

01.07.2008
Von Nicolas Zeitler und Mary Brandel

Keinesfalls dürfe man besonders leistungswillige Mitarbeiter unterfordern, sagt Martinez. Einer Mitarbeiterin, die sich immer wieder mit neuen Einfällen hervortat, verschaffte er einen neuen Posten als Verantwortliche für besondere Aufgaben. Auf der neuen Stelle konnte sie selbst die Fäden ziehen. "Hätte ich sie auf ihrem alten Posten belassen, bekäme ich von ihr nur ein Drittel der Ergebnisse, die sie jetzt liefert", ist der CIO überzeugt.

Nicht blenden lassen

So sehr erfahrene Manager indes dafür werben, die Kreativität der Angestellten zu fördern und ihnen Verantwortung zu übertragen, so sehr warnen sie auch davor, dabei das Augenmaß zu verlieren. Nur weil ein Mitarbeiter auf einem bestimmten Gebiet besonders kompetent sei, müsse er noch längst keine fähige Führungspersönlichkeit sein. Konkret: Wer ein ausgezeichneter Programmierer ist, hat nicht unbedingt auch den Überblick in strategischen Fragen.

Der Vorgesetzte muss deshalb ein Gefühl dafür entwickeln, wann er einen Mitarbeiter nach dessen Vorstellung walten lassen kann, wann es der Überwachung bedarf und wann er eingreifen muss. Wer hingegen meine, ein auf einem speziellen Gebiet besonders gewiefter und glänzender Fachmann könne auch alles andere, der fordere Fehler geradezu heraus. "Das ist, wie wenn Sie Film-Stars nach ihrer Meinung zum politischen Geschehen fragen", erläutert Glen.

Demütig und bescheiden bleiben

Wer an verantwortlicher Stelle in der Informationstechnologie arbeite, sei immer wieder von Kollegen mit größerem Wissen oder höherer Intelligenz umgeben, sagt Clinton Nixon, der seit zweieinhalb Jahren eine Führungsposition innehat. Vor diesem Hintergrund müsse ein IT-Manager jeden Arbeitstag mit einer gewissen Demut beginnen. "Sie können froh sein, ein Team zu leiten, das Ihnen dabei hilft, Ziele zu erreichen - aber Sie sind nicht derjenige, der die anderen dorthin schubst", erklärt Nixon.

Furcht davor, nicht immer der Gerissenste von allen zu sein, dürfe keine Führungskraft haben. "Ich habe schon so viele IT-Manager gesehen, die vor ihrem Team Angst hatten - vor allem unter denen, die früher als Programmierer gearbeitet haben", berichtet Nixon. Diese Haltung, so warnt er, vergifte die Arbeitsatmosphäre.

Der Artikel basiert auf einer Veröffentlichung unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com.

Zur Startseite