Disruptive Innovationen

Fünf nützliche Hebel für Enterprise Architects



Marc Wilczek ist Autor zahlreicher Beiträge rund um die Themen digitale Transformation, Cloud Computing, Big Data und Security. Aktuell ist er Geschäftsführer beim IT-Sicherheitsanbieter Link11. Neben Managementstationen im Deutsche Telekom Konzern und bei CompuGroup Medical, leitete er zuvor unter anderem als Managing Director das Asiengeschäft beim IT-Sicherheitsexperten Sophos.
Mittels der Einbindung von Enterprise Architekten und der engen Abstimmung mit dem Chief Strategy Officer können aus Mitläufern Spielführer werden.

InnovationInnovation voranzutreiben steht bei erfolgreichen digitalen Unternehmen wie Apple, Facebook, Google oder Tesla auf der Tagesordnung und halt nicht als bloßer Apell über die Flure. Von den hoch stilisierten Ikonen mal abgesehen, sind Führungskräfte auf breiter Front jedoch häufig unsicher, wie der enormen Herausforderung des digitalen Zeitalters effektiv zu begegnen ist. Allerdings sind diejenigen Unternehmen, die sich Innovationen verschrieben haben, viel besser in der Lage, auf die Unsicherheit und Risiken der digitalen Welt zu reagieren und das teilweise entstandene Vakuum als Chance für sich zu nutzen. Alles zu Innovation auf CIO.de

Betätigt das Unternehmensmanagement die richtigen Hebel, kann das die Umsetzung der digitalen Disruption erleichtern.
Betätigt das Unternehmensmanagement die richtigen Hebel, kann das die Umsetzung der digitalen Disruption erleichtern.
Foto: Alex Mit - shutterstock.com

So empfiehlt Gartners Digital Disruption E-Book den CIOs, mit den LoB-Verantwortlichen und dem Chief Strategy Officer (CSO) enge Allianzen zu schmieden, um Konkurrenten auszuspielen und Wachstumsimpulse zu generieren. Beispielsweise können Marketing und Vertrieb disruptive Aktivitäten an der Kundenfront bemerken, während Produktmanager Branchentrends beobachten. Nicht alle bringen jedoch den gleichen Mut und Veränderungswillen mit sich.

So kann das Marketing einen bahnbrechenden Ansatz befürworten um Neugeschäft zu generieren, während das Produktmanagement Kannibalisierungseffekte im Bestand befürchtet. Eine Aufgabe der IT ist es, digitale Disruptionen rechtzeitig am Horizont zu erkennen, noch bevor diese ihre volle Wirkung im Markt entfalten. Neben der Identifikation gilt es, die richtigen technologischen Trends zu Gunsten des eigenen Unternehmens zu nutzen. Abteilungszuständigkeiten und Silos haben dabei ausgedient. Alle Geschäftsbereiche müssen Augen und Ohren offenhalten und gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

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Unternehmen, die auf Disruption vorbereiten sein wollen, müssen eine Kultur fördern, die Experimentieren fördert und Scheitern zugesteht. Enterprise Architekten (EAs) sind prädestiniert dafür, die Aktivitäten mittels ihrem technischen Verständnis und Geschäftssinn maßgeblich zu unterstützen.

Nur in sechs Prozent der Unternehmen ist Digitales Business in der Firmenführung noch kein Thema. (Gartner e-Book CIO Leadership)
Nur in sechs Prozent der Unternehmen ist Digitales Business in der Firmenführung noch kein Thema. (Gartner e-Book CIO Leadership)
Foto: Gartner

Digitale Disruption in der Praxis meistern

Gartner hat 35 digitale Innovationsführer nach Beispielen gefragt, wie EAs digitale Disruptionen entwickeln. Folgende fünf wiederkehrende Muster sind dabei ans Tageslicht getreten:

  1. Das Umfeld konstant Scannen
    Technologische Innovation ist ein Hauptanliegen von EAs, die in der Regel dafür verantwortlich sind, neue Tools für ihre Organisation zu empfehlen. Die Landschaft wird dabei konstant nach aufstrebenden Technologien gescannt um neue Möglichkeiten auszuloten. CIOs orchestrieren den Prozess und suchen die Abstimmung und enge Zusammenarbeit mit der gesamten Führungsmannschaft, während zeitgleich EAs Ideen weitertreiben und in belastbare Umsetzungskonzepte überführen.

  2. Trends erkennen
    EAs sind dank ihrer Expertise und Erfahrung aus dem Identifikationsprozess nicht wegzudenken, wenn es um digitale bzw. technologie-basierte Geschäftsmodelle geht. Sie interagieren mit allen Beteiligten - ganz gleich ob F&E, Marktforschung oder Vertrieb. Digitale Vorzeigeunternehmen beschränken sich jedoch nicht alleine auf IT-Leute. Interdisziplinäre Teams, die unterschiedliche Standpunkte, Anforderungen und Perspektiven einbringen, sind das A und O. Gezielt werden Crowdsourcing, Workshops und Gamification genutzt, um intelligente Ideen und eine breitere Palette von Mitwirkenden zu gewinnen.

  3. Strategie und Innovatin eng verzahnen
    Leistungsstarke Unternehmen legen Geschäftsziele fest und suchen dann nach Technologien, die das Erreichen der strategischen Ziele unterstützen bzw. vereinfachen. Strategische Pläne helfen, die Innovationsbemühungen zu fokussieren. Gute Planungsideen können zum Beispiel aus Geschäftsberichten, Marktforschungen oder Kundenbefragungen stammen. EAs verwenden diese Erkenntnisse um ihre Trendbeobachtung zu validieren. Dabei ist die Zusammenarbeit mit dem CSO unerlässlich.

  4. Fokus auf gemeinsame Governance
    Je nach Unternehmung legen Geschäftsführung bzw. Vorstand die Ziele fest und leiten organisatorische Entscheidungen daraus ab, die durch das Unternehmen kaskadieren. Compliance stellt sicher, dass die vereinbarten Standards eingehalten werden. Top-Performer und Nachzügler unterscheiden sich in der Regel in ihrem Grad der Corporate Governance. Zum Beispiel haben Nachzügler mitunter umständliche Prozesse mit mehreren Genehmigungsschleifen, die Technologieentscheidungen ausbremsen bzw. aufhalten. Dies ist eine weniger als ideale Situation. Eine Governance-Strategie, die IT- und Unternehmensführer zu intelligenten Investitionsentscheidungen führt und diese zugleich in die Verantwortung nimmt, ist zumeist weitaus effektiver.

  5. Chancen suchen und Klippen umschiffen
    Enterprise Architects sind in der Regel optimistisch in Bezug auf digitale Disruption und begreifen sie als Chance. Allerdings müssen aufstrebende Unternehmen sicherstellen, die Technologie auf eine neue Art und Weise zu nutzen, die das Geschäft nicht gefährdet. Der Trick besteht darin, die Chancen zusammen mit den mit digitalen Disruptionen verbundenen Bedrohungen zu erkennen und nach Technologien Ausschau zu halten, die Geschäftsbeziehungen, Betriebsmodelle oder Wertschöpfungsketten nicht plötzlich untergraben. Response-Pläne, die diese Technologien integrieren, helfen dabei dem Geschäftsmodell Rückhalt zu geben oder andere Modelle zu entwickeln, die einen noch größeren Nutzen bieten.

Fazit

Innovationskraft kann zum entscheidenen Differenzierungsmerkmal und Wettbewerbsvorteil werden. Zunächst gilt es die Ziele, Absichten und Annahmen zu verstehen, die der digitalen Geschäftsstrategie zugrunde liegen. Dies bedingt auch ergebnisoffen die eigenen Einstellungen und Denkansätze selbstkritisch zu hinterfragen und - wo erforderlich - den neuen Gegebenheiten anzupassen.

Im digitalen Zeitalter koexistieren Unternehmens- und IT-Strategie nicht einfach in Parallelwelten - sie verschmelzen und werden eins. IT-Assets - insbesondere digitale Plattformen - können strategisch eingesetzt werden, um Märkte aufzuwirbeln, Kunden anzulocken, Geschäfte zu tätigen und neue Einnahmen zu generieren.

CIOs müssen jedoch nicht nur innovative Technologien, Methoden und ihre EAs als Fallschirmjägerbataillon beziehungsweise schnelle Eingreiftruppe einsetzen, sondern auch eng mit ihren LoB-Kollegen und dem Chief Security Officer zusammenarbeiten. Im gesamten Unternehmen wird es zu Disruption kommen, und je vielfältiger ein Team ist, desto besser ist es im Stande die Situation souverän zu meistern. Die Enterprise Architekten können dem CSO enorm helfen, Anzeichen der Veränderungen und neue Technologien frühzeitig am Horizont zu erkennen.

Im Gegenzug kann der Chief Security Officer diese Erkenntnis mittels Szenarioanalysen in Geschäftspotential und konkrete Handlungsempfehlungen übersetzen. CIOs spielen eine Schlüsselrolle in der digitalen Welt und Orchestrierung der Prozesse. Jedoch wird erst durch das gekonnte Zusammenspiel der Akteure aus eins und eins plötzlich mehr als zwei.

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