Gartner-Prognose
Hardware-Anbieter entdecken die Kreislaufwirtschaft
Einer globalen Online-Studie des Marktforschungsunternehmens Gartner zufolge ist momentan nur etwa 17 Prozent der im Umlauf befindlichen Hardware in die Kreislaufwirtschaft integriert. Für die meisten Anbieter kommt es also darauf an, den Übergang von linearen Produktions- und Lieferketten zu einem zirkulären Entwicklungsmodell zu beschleunigen.
Doch wenn es um das Einhalten von Klimazielen geht, ist Kreislaufwirtschaft nur schwer umsetzbar. Die führenden Hersteller müssen daher ihre Produktstrategien überdenken. Sie sollten vor allem folgende drei Veränderungen einleiten:
1. Umweltbewusstes Produktdesign
Jedes Hardwareprodukt hat einen ökologischen Fußabdruck, der alle Prozesse und Ressourcen im gesamten Lebenszyklus umfasst. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat in den vergangenen zehn Jahren wiederholt den Footprint von Mobiltelefonen und Smartphones untersucht. Auf Grundlage der erhobenen Daten und auf der Basis aktueller Gartner-Interviews schätzen wir, dass bis zu 60 Prozent der verbrauchten Ressourcen und Emissionen auf verarbeitete Rohstoffe sowie auf Ressourcen wie Energie und Wasser zurückzuführen sind.
In den vergangenen Jahren haben die Anbieter den Übergang zur Kreislaufwirtschaft beschleunigt, um ihrer Verantwortung für die Umwelt besser gerecht zu werden. So verwendet beispielsweise Dell mittlerweile zertifizierten recycelten Stahl. Laptop-Verpackungen stellt das Unternehmen vollständig aus recycelten oder erneuerbaren Materialien her. Papieralternativen ersetzen Plastiktüten, Trays und Klebeband.
Trotz solcher Fortschritte hat ein großer Teil der Branche noch nicht erkannt, dass echte Kreislaufprodukte mehr als marginale Produktverbesserungen erfordern. Es geht um einen Systemwechsel und darum, die Lebensdauer der Produkte zu verlängern und ihren Wert so lange wie möglich zu erhalten. Doch das widerspricht dem traditionellen Geschäftsmodell der Branche, die stets auf den Verkauf möglichst vieler neuer Produkte aus war. Dieser Ansatz lässt sich aber grundsätzlich nicht mit Nachhaltigkeitszielen vereinbaren.
Hier gilt es umzudenken: Anstatt ausschließlich auf kurze Produktzyklen zu setzen, sollten die Anbieter mit neuen Geschäftsmodellen ökologisch effektiver werden und sich mehr mit Hardware-Leasing, Hardware-as-a-Service und digitalen Diensten befassen. Außerdem gilt es, funktionsübergreifende Teams aus Forschung, Produktentwicklung und Lieferkette zusammenzustellen, die sich um Alternativen zu schädlichen Materialien und um neue Verfahren zur Materialrückgewinnung bemühen. Eine gemeinsame Produktentwicklung auf der Basis von Partnerschaften, beispielsweise mit Organisationen aus der Abfallwirtschaft oder der Materialwissenschaft, wäre ein grundlegendes Konzept der Kreislaufwirtschaft.
2. Übergang zu einer Closed-Loop-Lieferkette
In einer Gartner-Umfrage von 2022 haben Lieferketten-Experten betont, dass die übergreifende "Zusammenarbeit" und "Innovation" die wichtigsten Voraussetzungen seien, um die Kreislaufwirtschaft - auch kulturell - voranzutreiben. Erfreulicherweise zeigt die Erhebung, dass die Hardwarebranche bereits begonnen hat, Vorteile aus Investitionen in die Kreislaufwirtschaft zu ziehen. Die Verantwortlichen registrieren etwa eine sicherere Rohstoffverfügbarkeit, geringere ökologische und soziale Nachteile und auch wirtschaftliche Vorteile.
Eine Herausforderung ist allerdings der Übergang von einer linearen zu einer geschlossene (Closed-Loop-)Lieferkette. Letztere ist komplex, weil sie zusätzliche Schritte wie das Sammeln, Reparieren, Wiederaufbereiten und Recycling von Hardware umfasst. Eine wirklich zirkuläre Lieferkette nutzt erneuerbare Energien anstelle von fossilen Brennstoffen und produziert keinen Abfall. Sie gewinnt nicht nur Material zurück, um es in neuen Geräten wiederzuverwenden, sondern auch Energie für andere Prozesse.
Es lohnt sich also, den Wandel voranzutreiben. Wiederverwertung im Sinne der Nachhaltigkeit wird wirtschaftlich neu bewertet. Bislang galt, dass der Restwert eines Wirtschaftsguts (zum Beispiel eines PCs) in der Regel nach etwa vier Jahren negativ wird. Um nachhaltiger zu wirtschaften, ziehen es mittlerweile sowohl Anbieter als auch Endnutzer in Betracht, in die Wiederaufarbeitung zu investieren. So entstehen allmählich neue Geschäftsmodelle.
Die Marktführer haben erkannt, dass sie in die Kreislaufwirtschaft investieren müssen, indem sie eine umgekehrte Lieferkette entweder mit ihren eigenen oder mit den Anlagen Dritter aufbauen. Ziel ist es, den Bedarf an Rohstoffen zu reduzieren und die Umweltbelastung durch Produkte zu verringern.