Carsten Knobel
Henkel-Chef plant weder Kurzarbeit noch Stellenabbau
"Wir hatten bislang keine Kurzarbeit oder Kündigungen wegen der Corona-Krise. Aktuell sehen wir dafür auch keinen Anlass bei uns", sagte Vorstandschef Carsten Knobel dem "Handelsblatt". Allerdings belasteten die Folgen der Pandemie auch HenkelHenkel. "Wir werden uns aber nicht davon abbringen lassen, unsere Strategie umzusetzen, unabhängig von der Krise". Top-500-Firmenprofil für Henkel AG & Co. KGaA
Wie viele andere Unternehmen hatte auch Henkel im April die Prognose für das laufende Jahr gestrichen. "Wenn wir mehr Klarheit haben, werden wir auch einen Ausblick für 2020 geben", sagte Knobel. Der KonzernKonzern habe in der Krise immer mehr als 80 Prozent seiner etwa 180 Standorte weltweit in Betrieb gehalten. Inzwischen laufe die Produktion überall, aber noch nicht durchgängig in voller Auslastung. Der Manager erklärte dies unter anderem damit, dass die Produktion in der Autoindustrie erst langsam wieder hochfährt. Top-Firmen der Branche Chemie
Klebstoffgeschäft bei Elektroautos wichtig
Die Autoindustrie ist für das Klebstoffgeschäft von Henkel wichtig. Das Herunterfahren der Auto-Werke habe den Konzern "natürlich stark getroffen", sagte Knobel. Kurzfristig seien die Umsatzverluste nicht zu kompensieren. Dennoch sieht der Manager keinen Grund für einschneidende Veränderungen in diesem Geschäft. Es gebe im Autobereich langfristig ein hohes Potenzial für Klebstoffe, vor allem bei den Elektroautos. Im Vergleich zu den Autos mit Verbrennungsmotor würden hier mehr Klebstoffe gebraucht: "Der Wert liegt mehr als doppelt so hoch", sagte er.
Auch die Schließung der Friseursalons hat bei Henkel Spuren hinterlassen. Das Geschäft mit Haarpflege-Produkten für die Salons sei im Zuge der Krise stark zurückgegangen, berichtete Knobel. Das gesamte Beauty- und Waschmittel-Segment steht bei Henkel ohnehin im Fokus. Der Konzern hatte bereits vor der Krise hinter Marken mit insgesamt einer Milliarde Euro Umsatz ein Fragezeichen gesetzt. "Wir sind davon überzeugt, dass wir die Hälfte davon gedreht bekommen", sagte Knobel. Die andere Hälfte wolle der Konzern verkaufen oder einstellen. "An diesem Ziel ändert sich nichts durch die Krise."
Wie sich die Wirtschaft im Zuge der Krise insgesamt weiterentwickelt, wagt der Henkel-Chef nicht vorherzusagen. Zu dem staatlichen Rettungspaket für die Lufthansa, bei der er selbst im Aufsichtsrat sitzt, wollte er sich nicht äußern. Allgemein gebe es aber "sicherlich Industrien und Strukturen in Deutschland, die systemrelevant sind", sagte er. Es sei die Verantwortung der Politik, sich Gedanken zu machen, welche sie unterstützt und welche nicht.
Auch zu einer möglichen staatlichen Kaufprämie für Autos, von der indirekt auch Henkel profitieren könnte, äußerte sich Knobel nur allgemein. "Für die Wirtschaft wäre es positiv, die Nachfrage der Konsumenten zu stimulieren", sagte er. Zu diesem Zweck seien "Konjunkturpakete grundsätzlich ein gutes Instrument". (dpa/rs)