LKW-Maut

Hoffen und bangen

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Die Autobahngebühr für schwere Lkw wird am 30.August eingeführt - oder auch nicht. Das Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, wie schwierig IT-Großprojekte im politischen Raum zu managen sind.

Die LKW-Maut kommt - da ist sich das Konsortium Toll Collect sicher. Die Frage ist nur, wann. "Wir haben pünktlich am 15. April mit der Registrierung der am automatischen Verfahren teilnehmenden Speditionen begonnen, zum 1. Mai die Software auf die Servicegeräte gespielt und den Einbaustart vollzogen", versichert Toll-Collect-Sprecher Hans-Christian Maaß. Projektnahe Kritiker bezweifeln den Start zum 30. August, 0.00 Uhr. Und auch beim Konsortium heißt es zumindest intern: "Es wäre gut, wenn wir noch mehr Zeit hätten und erst am 1. Januar 2004 starten würden." Doch die Politik wolle auf die Mautgebühr - immerhin geplante 300 Millionen Euro monatlich - nicht verzichten.

Unterdessen geht das Trommelfeuer der Kritiker gegen das Bündnis aus Deutscher Telekom, Daimler Chrysler Services und dem französischen Autobahnbetreiber Cofiroute weiter: "Toll Collect hätte den Auftrag nie erhalten dürfen; es spricht ja ohnehin eine ganze Menge dafür, dass dies eine sehr politische Entscheidung war", sagt einer von ihnen. "Das Konzept ist nicht durchdacht und offenbar von Leuten ohne Erfahrung." Ein Beispiel: Der Datenaustausch zwischen Toll Collect und dem auch beteiligten Konsortium Ages sei zu Beginn via E-Mail erfolgt - mit Daten im simplen CSV-Format, bei dem die einzelnen Elemente nur durch Kommata getrennt sind; eine Abstimmung findet nicht statt. Ein spezifischeres Format sei in sechs Monaten nicht implementierbar gewesen.

Systemtechnisch, so heißt es, sei es ein großer Fehler von Toll Collect gewesen, das Telekom-Abrechnungssystem für Telefonrechnungen, basierend auf einem Massenkontokorrent-Modul von SAPSAP, zu verwenden und das Ganze auf Sun-Systeme aufzusetzen; auf anderen Rechnern würden die Anwendungen nicht funktionieren. Der Kritiker: "Sun haben denen die Entwickler aufgeschwatzt." Alles zu SAP auf CIO.de

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