Kein gutes Zeugnis für System-Integratoren und Berater
IT-Dienstleister lassen Mittelstands-CIOs im Stich
Einzigartige Schiffs-IT
In der Rickmers Holding sind Charter-Reedereien mit zurzeit 81 Schiffen, eine Linienreederei mit neun Schiffen sowie eine Immobiliengesellschaft und weitere Unternehmen organisiert. Die Holding dient dabei als IT-Service-Dienstleister für alle Tochtergesellschaften.
"Landseitig unterscheidet sich unsere IT-Landschaft kaum von der anderer Unternehmen", sagt Gerdes. Rückgrat der Unternehmens-IT ist ein ERP-System von SAPSAP, an das alle IT-Arbeitsplätze angeschlossen sind; weltweit rund 450 Mitarbeiter, 200 in Deutschland, die anderen auf 20 Auslandsstandorte in elf Ländern verteilt. "Aber auf den Schiffen benötigen wir natürlich eine ganz spezifische IT-Ausstattung, die sich in dieser Form nirgendwo anders findet", erzählt der Rickmers-CIO. Insgesamt fahren rund 2750 See-leute auf den Schiffen der Rickmers-Reederei und Rickmers-Linie. Alles zu SAP auf CIO.de
Die Softwareausstattung auf den Schiffen ist äußerst komplex: von Navigationssystemen, Doku-Software und Formularen für die Zoll- und Hafenabfertigung über Datenübertragungs- und Planned-Maintenance-Systeme, die für die Einhaltung der Wartungsintervalle der Maschinen und des Schiffszubehörs sorgen, bis zum Laderechner, der die Ladungsverteilung an Bord errechnet, um die Stabilität des Schiffes zu gewährleisten, und dafür Sorge trägt, dass die Güter im Entladehafen zugänglich und nicht unter anderen Frachtstücken gestaut sind.
Zum Bedauern des CIOs gibt es keine integrierte Software, die alle Belange der Schiffs-IT abdeckt. Zwar gibt es eine Vielzahl von Nischenanbietern, die einzelne Spezialapplikationen liefern, aber für die Integration der Applikationen muss Gerdes selbst sorgen. "Ich würde mir wünschen, dass ein namhafter Hersteller ein umfassendes Software-Package, eine Art Mini-ERP-System, für alle Schiffsapplikationen anbietet. Zurzeit haben wir aus Mangel an Alternativen an Bord unserer Schiffe einen Best-of-Breed-Ansatz", erläutert Lars Gerdes. Angesichts mehrerer tausend Schiffe auf den Weltmeeren könne sich nach seiner Ansicht daraus auch für Anbieter ein durchaus lukratives Geschäft ergeben. Auch andere Reedereien, weiß der Rickmers-CIO, sind mit der Situation unzufrieden und suchen nach Alternativen für die IT-Ausstattung ihrer Schiffe.
Teure 64-Kbit/s-Übertragung
Gerdes hat ein weiteres Problem: Die Datenübertragungsrate zu den Schiffen ist äußerst gering. Je nach Position des Schiffes und Art der Satellitensysteme sind gelegentlich nur Transferraten von 9600 Bit/s möglich. "Natürlich haben alle Schiffe eine Anbindung über Satellit, aber die Datenübertragungsrate reicht heute maximal bis 64 Kbit/s - das entspricht einer ISDN-Leitung und ist zudem unglaublich kostenträchtig, weil sich der Satellitenbetreiber Inmarsat als Quasi-Monopolist jedes Byte teuer bezahlen lässt", sagt Gerdes. Zu seinen Aufgaben gehört es deshalb auch, den Markt im Auge zu behalten, um sich rechtzeitig auf künftige Entwicklungen einstellen zu können.