CO2-Ausstoß in der IT
IT-Dreckschleudern im Reality Check
"Blauer Engel" für Rechenzentren
Der Automobilkonzern ist beileibe keine Ausnahme, in vielen neuen IT-Zentralen ist der Energieverbrauch ein wichtiges Kriterium. Damit sich der Trend beschleunigt, gibt es seit Kurzem sogar einen "Blauen Engel" für energieeffiziente Rechenzentren. "Die Resonanz ist erfreulich hoch, einige Betreiber haben sich bereits dem Antragsverfahren gestellt", berichtet Marina Köhn, Informatikerin und Green-IT-Expertin beim Umweltbundesamt (UBA). Auf der einen Seite sollen mit dem "Blauen Engel" RZ-Betreiber ausgezeichnet werden, die den Weg zur effizienten Nutzung von Energie und Ressourcen sowie zur kontinuierlichen Verbesserung einschlagen. "Auf der anderen Seite dienen die Kriterien der Auszeichnung für das öffentliche Beschaffungswesen als Hilfestellung und Orientierung für die Ausschreibung von RZ-Leistungen", sagt Köhn.
Damit entwickelt sich Nachhaltigkeit von einem diffusen Angebot der IT-Abteilungen und Lieferanten hin zu einem Entscheidungskriterium für die Nachfrageseite. So werden beispielsweise seit Anfang des Jahres alle Gebäude und Einrichtungen im Besitz der Stadt Stuttgart zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt. Auch werden zunehmend Aspekte der Energieeffizienz und des Umweltschutzes bei der Vergabe öffentlicher Aufträge berücksichtigt. "Wenn Sie ein Rechenzentrum in Großbritannien haben und an der London Stock Exchange notiert sind, müssen Sie ab April 2013 alle Treibhausgasemissionen berichten", sagt Bettina Tratz-Ryan, Vice President und Leiterin der Research-Agenda für ökologische Nachhaltigkeit bei Gartner.
Dies gilt natürlich auch für die Betreiber von Clouds. "Entscheidend ist", so die Analystin, "dass Effizienzgewinne und Einsparungen auch nachvollziehbar gemessen und an die Kunden weitergegeben werden können." Langfristig wollten Unternehmen nicht nur Geld sparen, sondern die Einsparungen am Ausstoß von Treibhausgasen auch in ihrem Nachhaltigkeitsbericht ausweisen können. Hier werde der gesamte Lebenszyklus aller Produkte abgebildet, sagt die Gartner-Expertin: "Große Firmen können es sich nicht leisten, selbst ‚grün’ herzustellen und die Grundprodukte zu vernachlässigen." Da die Lebenszyklusanalysen zudem überprüft werden müssen, sei dies "ein gewaltiger Aufwand für Unternehmen".
Es sei in der Tat nicht leicht, alle Kriterien der Nachhaltigkeit zu erfüllen, berichtet Sebastian Stoll, Gründer der Plattform Ecologee.net und Green-IT-Berater beim Provider Biohost.de: "Sie machen keinen DAX-Konzern in zwölf Monaten zu einem ‚grünen’ Unternehmen, aber Sie können jedes Jahr graduelle Verbesserungen vornehmen." So sei Nachhaltigkeit weitaus mehr als der Einsatz von Ökostrom, auch wenn es hieran noch bei vielen Unternehmen scheitert. So speichern Schwungräder oder Druckluftgeneratoren Energie für Notfälle, Regen- oder Grundwasser trägt zur Kühlung des Rechenzentrums bei, und die Abwärme der ServerServer wird wiederverwendet. Durchgängige Recyclingketten und die nachhaltige Weiterverwertung der Hardware sind heute noch die Ausnahme, ebenso die nachhaltige Büroausstattung. Für Stoll ist das "Optimum erst erreicht, wenn bei sämtlichen Unternehmensprozessen auf Nachhaltigkeit geachtet wird". Alles zu Server auf CIO.de