Lufthansa-Cargo-CIO Göttelmann

IT-Modernisierung wird zum Erfolgsfaktor

19.04.2022
Von Jochen Göttelmann
Jochen Göttelmann wettet im CIO-Jahrbuch 2022, dass 2027 diejenigen Unternehmen in der Digitalisierung am erfolgreichsten sind, die neben neuen Produkten und Services auch ihre Kern-IT auf Vordermann bringen.
"Ein Schlüsselfaktor der erfolgreichen digitalen Transformation ist die rechtzeitige Modernisierung der bestehenden Anwendungslandschaft", schreibt Jochen Göttelmann, CIO der Lufthansa Cargo AG, in seinem Beitrag für das CIO-Jahrbuch 2022.
"Ein Schlüsselfaktor der erfolgreichen digitalen Transformation ist die rechtzeitige Modernisierung der bestehenden Anwendungslandschaft", schreibt Jochen Göttelmann, CIO der Lufthansa Cargo AG, in seinem Beitrag für das CIO-Jahrbuch 2022.
Foto: Lufthansa Cargo AG

Digitale Interaktion mit den Anwendern bringt oft völlig neue Anforderungen an die IT mit sich. Während früher das Antwortzeitverhalten und die parallele Last auf den Benutzerschnittstellen am menschlichen Verhalten ausgerichtet waren, bringen die Interaktion mit digitalen Plattformen, Bots und Automaten oder die Datenerfassung über Sensoren ein völlig neues Lastverhalten mit sich.

Digitale Giganten wie AmazonAmazon, GoogleGoogle und AppleApple setzen die Maßstäbe für die Benutzererfahrung. Gleichzeitig laufen in den meisten Unternehmen oft noch Kernsysteme aus vergangenen Jahrzehnten. Neue digitale Schnittstellen wie APIs lassen sich schnell bauen und nach außen anbieten. Beim Design wird jedoch leicht übersehen, welche neuen Lastanforderungen an die Backend-IT entstehen. Enttäuschte Anwender-Erwartungen sind dann programmiert. Alles zu Amazon auf CIO.de Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de

Ein Schlüsselfaktor der erfolgreichen digitalen Transformation ist die rechtzeitige Modernisierung der bestehenden Anwendungslandschaft. Dabei sind ältere Systeme nicht auto­ma­tisch schlecht und langsam. Gerade die oft belächelten Host-Systeme weisen auch heute noch oft einen beachtlichen I/O-Durchsatz auf und bieten zum Beispiel bei vielen Finanzdienstleistern nach wie vor eine stabile und performante Kern-IT. Da aber eine Ablösung oder grundlegende Modernisierung bestehender, meist hochkomplexer Systeme zeit- und kostenaufwendig ist und viele Projektrisiken birgt, genießen diese Initiativen nicht immer hohe Priorität. Sie werden häufig so lange zurückgestellt, bis sie endgültig die weitere DigitalisierungDigitalisierung blockieren. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

CIO-Jahrbuch 2022
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Erschwerend kommt hinzu, dass die tatsächliche Nutzungsdauer der meisten IT-Systeme die Abschreibungsfristen bei weitem überschreitet. Alte Systeme gelten als kosteneffizient, da sie nicht mehr mit Abschreibungen aus den Einführungsprojekten belastet sind. Umgekehrt fällt diese Afa (Absetzung für Abnutzung) bei neuen Systemen sofort an und belastet damit direkt das Unternehmensergebnis. Wie im Anlagenbau sollte daher auch in der IT-Finanzplanung eine "Modernisierungsrücklage" gebildet werden, damit der finanzielle Aufwand besser die tatsächliche Nutzungsdauer abbildet und Altsysteme nicht unverhältnismäßig kostengünstig erscheinen. Auch wenn Software bekanntlich nicht rostet, wächst die technische Schuld automatisch, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird.

Vorsorgen ist besser als heilen

Der klassische IT-Architekturprozess muss neben den Dimensionen "technische Schulden", "funktionale Fitness" und "strategische Fitness" antizipieren, welche Bedeutung die einzelnen Applikationen in der weiteren Digitalisierungsstrategie haben werden. Damit wird rechtzeitig erkannt, an welchen Stellen ein Unternehmen proaktiv investieren muss. IT-Modernisierung als Daueraufgabe kostet auch ständig Geld und Ressourcen, kann aber insgesamt deutlich besser verkraftet werden als große Systemablösungen mit den einhergehenden Projektrisiken, parallelen Kosten für Alt- und Neubetrieb und - in der digitalen Transformation oft am schmerzhaftesten - langen Entwicklungsstopps für die Weiterentwicklung.

Bimodal-IT ist überholt

InnovationInnovation von heute ist Legacy von morgen. Der Wertbeitrag eines IT-Systems muss regelmäßig neu bewertet werden. Leicht besteht die Gefahr, dass mit dem Argument des Investi­tionsschutzes bestehende Systeme immer weiter fortgeführt und nicht entrümpelt werden. Durch Übernahme von anderen Unternehmen entstehen Redundanzen, durch neue Geschäftsmodelle verändert sich die Geschäftsrelevanz von Altanwendungen. "Schlechte" Komplexität bindet dann nicht nur dauerhaft finanzielle und personelle Ressourcen, sondern wirkt auch wie ein Bremsklotz für die digitale Transformation, obwohl doch eine schnelle Anpassungsfähigkeit in der IT immer wichtiger für den Geschäftserfolg wird. Alles zu Innovation auf CIO.de

Vor einigen Jahren wurde der Begriff der bi- oder multimodalen IT geprägt. Meiner Überzeugung nach ist dies schon wieder überholt. Wie im Flugzeug kommen alle Passagiere nur gleichzeitig und gemeinsam zum Ziel - wenn auf das Gepäck eines Passagiers in der letzten Reihe gewartet werden muss, kommt auch die First Class mit Verspätung an. Schon gar nicht darf in der Mitarbeiterschaft der Eindruck entstehen, dass die digitale Frontlinie wichtiger oder wertiger wäre als die Kern-IT.

In fast jedem Unternehmen findet sich heute eine Koexistenz von modernen mobilen (Web-)Frontends, Clients, API Gateways und einem Enterprise Service Bus. Hinzu kommen Advanced AnalyticsAnalytics und "traditionelle" BI, Cloud- und On-Premises-Systeme und vieles mehr. Auch wenn moderne Technologien zwangsläufig immer mehr Aufmerksamkeit im Unternehmen genießen, werden sie doch bald wieder vom nächsten Innovationsschub eingeholt. Alles zu Analytics auf CIO.de

Keine Zweiklassengesellschaft

Es ist eine Führungsaufgabe des CIO, darauf zu achten, dass keine Zweiklassengesellschaft entsteht, zumal der Hype um Technologie-Innova­tionen oft irrational ist. Das lässt sich zum Beispiel dadurch vermeiden, dass - anders als noch vor einigen Jahren üblich - eher Betrieb und Routine-Aufgaben extern ausgelagert, dafür aber neue Technologien und Projekte von den eigenen Teams übernommen werden. Technologie-Kenntnisse lassen sich schneller und leichter erwerben als Erfahrungen im Business-Prozess und Kenntnisse des Unternehmensumfelds. Technologie und Innovationen scheitern an Kultur, nicht umgekehrt. Die Coronakrise hat uns eindrücklich gezeigt, wieviel Kreativität und Potenzial nur gehoben werden muss und im eigenen Team liegt.

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