Prognose zu Mobilität
Jahr 2035: Jede dritte Fahrt im autonomen Auto
- Betreiber der autonomen Fahrdienstflotten setzen 2035 pro Jahr knapp 17 Milliarden Euro um (Werbung und etwa Virtual-Reality-Dienste in den Wagen nicht mit eingerechnet)
- Das Verkehrsaufkommen in den Städten steigt um 30 Prozent
- Die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt um zehn Prozent
Wie bewegen sich die Menschen 2035 in deutschen Städten fort - diese Frage analysieren die Unternehmensberater von Deloitte in einer quantitativen Studie. Dabei gehen sie davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt alle Neuwagen technisch in der Lage sind, komplett autonom zu fahren.
Dazu ein paar Zahlen: 740.000 Robo-Taxis (maximal zwei Fahrgäste) und Robo-Shuttles (bis zu vier Gäste) werden durch die Städte fahren. Die Städter nutzen sie für rund jede dritte (32 Prozent) Fahrt. Die Betreiber dieser Flotte erwirtschaften 16,7 Milliarden Euro, wobei Einzelfahrten mit dem Robo-Taxi 25 Prozent günstiger sind als Fahrten mit dem eigenen AutoAuto. Wer sich in einen autonomen Shuttle setzt, zahlt 50 Prozent weniger als mit der U-Bahn (beziehungsweise ÖPNV allgemein). In diese 16,7 Milliarden Euro rechnet Deloitte zwei Faktoren nicht ein: mögliche Umsätze durch Dienste in den Fahrzeugen und Werbung. Top-Firmen der Branche Automobil
Grundsätzlich verringern selbstfahrende Autos das Verkehrsaufkommen nicht. Zwar nimmt der Fahrzeugbestand insgesamt um rund ein Fünftel ab, das entspricht etwa drei Millionen Pkw. Weil die Menschen aber die Fahrzeugflotte stärker nutzen, steigt das Verkehrsaufkommen um mindestens 30, in Spitzenzeiten um 40 Prozent. Die täglich gefahrene Strecke pro Person verlängert sich um ein knappes Viertel (23 Prozent) auf knapp 33 Kilometer.
Kaum ein Prozent weniger Neuzulassungen
Das heißt: die deutschen Städter werden sich langsamer fortbewegen, der Berechnung zufolge mit zehn Prozent weniger Tempo als heute. Sie werden mehr im Stau stehen.
Was den Verkauf an Neuwagen betrifft, rechnen die Analysten mit "relativ geringen" Auswirkungen. Zurzeit werden in der Bundesrepublik pro Jahr 3,3 Millionen Wagen neu zugelassen. 2035 werden es schätzungsweise 25.000 weniger sein - das ist noch nicht mal ein Prozent. Finanziell betrachtet: Der Erlös im Neuwagengeschäft wird um 760 Millionen Euro sinken (bei einem durchschnittlichen Preis von derzeit 30.250 Euro). "Die zusätzlichen Umsätze aus dem Markt mit autonomen Fahrdiensten wären also um ein Vielfaches höher," erklären die Berater.
Deloitte stützt seine Thesen unter anderem auf eine Befragung unter 2.000 Deutschen. Demnach ist die Bereitschaft, sich in ein Robo-Auto zu setzen, bei Schülern am höchsten (34 bis 40 Prozent). Unter den Senioren liegt sie bei 32 bis 38 Prozent. Unter den Berufstätigen allerdings können sich das nur 23 bis 26 Prozent vorstellen. Ein Blick auf die Städte zeigt, dass in Berlin 95.000 selbstfahrende Autos unterwegs sein könnten, in Saarbrücken und Koblenz jeweils 4.000.
Die Berater leiten folgende vier Tipps an Autobauer ab:
1. Auf Mobility-as-a-Service einstellen: Autobauer müssen sich stärker als Anbieter von Mobilität begreifen und sich auf den Betrieb von Flotten konzentrieren.
2. Das Angebot optimieren: Hohe Margen erreichen die Anbieter mit möglichst attraktiven Kilometerpreisen sowie langen Laufzeiten und geringen Wartungskosten der Fahrzeuge.
"Die gesellschaftlichen Erwartungen sind hoch"
3. Neupositionierung der Marke: Das Auto wandelt sich vom Statussymbol zum Transportmittel, darauf müssen die Hersteller reagieren.
4. Fahrgast als Werbe-Adressat: Wer in einem Robo-Taxi Platz nimmt, ist potenzieller Nutzer von werblichen Inhalten und zum Beispiel Virtual-Reality-Angeboten. Hier ergeben sich zusätzliche Einnahmequellen.
Deloitte kommentiert die eigenen Studienergebnisse so: "Wie so häufig, wenn große Umwälzungen anstehen, sind die gesellschaftlichen Erwartungen hoch."