Digitalisierung in der neuen E-Klasse
KI kommt in die Mercedes-Business-Class
Über die Designsprache - Evolution statt Revolution - oder die Motorisierung der neuen E-Klasse (Baureihe W 214) wurde an anderer Stelle schon genügend geschrieben. Wir wollen uns zur Weltpremiere der E-Klasse auf die digitalen Fähigkeiten der neuen Mercedes-Business-Class konzentrieren.
Digitalisierung in der E-Klasse
Stärker denn je, setzt der Stuttgarter AutobauerAutobauer bei der neuen E-Klasse auf das Thema DigitalisierungDigitalisierung. So mancher Elon-Musk-Jünger, der bislang Tesla als die Speerspitze der Digitalisierung feierte, dürfte sich angesichts dieser Digitalisierungsoffensive der allzu oft als rückständig verschrienen deutschen Autobauer verwundert die Augen reiben. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Top-Firmen der Branche Automobil
So geht das neue Mittelklasse-Premium-Modell der Schwaben mit KI, Selfie- und Videokamera, einem App Store sowie Anwendungen wie Zoom, Cisco Webex, TikTok, Angry Birds und der Möglichkeit zur Smart-Home-Steuerung an den Start. Und im Gegensatz zu Tesla erwirbt der Käufer hier für teures Geld keine Beta-Software.
Zentralrechner für MBUX
Grundlage der Digitalisierung in der neuen E-KlasseE-Klasse ist dritte Generation des Entertainment-Systems MBUX (Mercedes-Benz User Experience). Hier haben die Schwaben eine kompletten Paradigmenwechsel vollzogen. Waren die Rechenfunktionen des Systems bisher in getrennten Domänen zu finden, so setzt der Autobauer nun auf einen neuen leistungsfähigen Fahrzeug-Zentralrechner. Dies soll die Performance erhöhen sowie eine schnellere Übertragung der Datenströme ermöglichen. Top-500-Firmenprofil für Mercedes-Benz Group AG
Und Daten werden in der neuen E-Klasse später zur Genüge fließen. Denn die Unsitte von In-App-Käufen, wie wir sie von Smartphone und PC kennen, hält nun auch in Form von In-Car-Käufen bei Mercedes Einzug. So können, wie es im schönsten Marketing-Deutsch heißt, "zusätzliche Fahrzeugfunktionen auch als on-demand-Ausstattung per Over-the-Air-Technologie (OTA)" nachgekauft oder als Abo geordert werden.
Spotify und Co an Bord
Zudem setzt der Autobauer in Sachen Entertainment voll auf den Streaming-Zug. So sind etwa Spotify, Amazon Music, Tidal und Apple Music mit an Bord. Ferner entwickelte Mercedes einen neuen Kompatibilitätslayer, der die Installation von Drittanbieter-Apps erlaubt. Außerdem ermöglicht die neue Software-Architektur, dass Apps künftig schneller ins Fahrzeug finden.
Und auch sonst hat die E-Klasse in Sachen Apps so manche Neuerung an Bord. Im Freizeitbereich gehören dazu etwa Apps wie TikTok oder Angry Birds. Nur gut, dass sich solche Apps nicht während der Fahrt vom Fahrersitz aus bedienen lassen, wie das zumindest teilweise bei Tesla der Fall war. Zudem ist der Beifahrerbildschirm während der Fahrt bei solchen Anwendungen nicht vom Fahrersitz aus zu sehen. Um dies zu realisieren, nutzt Mercedes ein kamerabasiertes Sperrkonzept.
Eine Kamera erfasst hierzu zugleich die Augen der Fahrerin oder des Fahrers. Das intelligente System kann erkennen, ob die Augen auf den Beifahrer-Bildschirm schauen. Berücksichtigt wird dabei beispielsweise, wie die oder der Fahrende lenkt und wie oft und lange sie oder er zur Beifahrerseite hinüberblickt. Gegebenenfalls reduziert das System die Helligkeit des Beifahrer-Bildschirms. Die Beifahrerin oder der Beifahrer kann dabeiweiterhin die Bildinhalte verfolgen, während sie für die Person hinter dem Steuer nicht erkennbar sind.
Collaboration per Webex und Zoom
Doch mehr als Spiele dürften den Business-Nutzer die Kollaborationsanwendung "Webex" und die Videokonferenz-App "Zoom" interessieren, um auch unterwegs an Meetings teilnehmen zu können. In rechte Bild setzen den User dabei eine Selfie- und Videokamera, die von Stereo- und Gestenkamera ergänzt werden. Allerdings ist die Teilnahme an Online-Konferenzen per Videobild nur im Stand möglich.
Eine weitere Neuerung ist, dass das Fahrzeug mittlerweile lernt. So unterbreitet MBUX personalisierte Vorschläge für zahlreiche Infotainment-, Komfort- und Fahrzeugfunktionen. Zudem müssen Nutzerin oder Nutzer dank eines sogenannten Zero-Layer weder durch Untermenüs scrollen noch Sprachbefehle geben. Situativ und kontextbezogen erscheinen Applikationen laut Mercedes auf der obersten Ebene im Blickfeld.
Lernende KI im Auto
Darüber hinaus sollen KI-generierte Routinen Fahrerin oder Fahrer entlasten. Hierzu soll die E-Klasse auf Wunsch wiederkehrende Routine-Aufgaben per KI vollständig automatisieren können. Laut Mercedes stellt die Entwicklung, dass das Fahrzeug dazu lernen und sich mit Kundinnen und Kunden weiterentwickeln kann, einen neuen Level an Intelligenz dar. In einer ersten Ausbaustufe will man KI-generierte Routinen wie Massage, Sitzheizung und Sitzbelüftung für den Fahrersitz anbieten. Andere Innenraumsysteme sollen sukzessive integriert und weitere Routinen möglich werden.
Zumindest in Sachen Digitalisierung scheint die neue E-Klasse vielversprechend zu sein. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht auch dieses Modell dem Credo des Mercedes-Benz-CEO Ola Källenius Rendite statt Qualität zum Opfer fällt.