GESUNDHEITSKARTE
Kiosk mit geheimen Daten
EIN PATIENT SCHLENDERT zum Kiosk-Terminal, steckt seine Gesundheitskarte in den Schlitz, gibt eine PIN-Nummer ein und bekommt Röntgenbilder, Diagnosen von Ärzten und Rezepte auf den Schirm. Projektkoordinator Burkhard Zimmermann von der Krankenversicherung Knappschaft gibt einen Vorgeschmack auf das, was ursprünglich Anfang 2006 auf alle Krankenversicherten zukommen sollte. Zusammen mit dem Heilberufeausweis für Ärzte gehört die Gesundheitskarte zu dem Konzept, mit dem die Bundesregierung das Gesundheitswesen effizienter machen will.
Doch der Start der zwei offiziellen Testregionen des Gesundheitsministeriums wurde immer wieder verschoben und ist nun für das Frühjahr 2006 datiert. Seit Anfang September 2005 installiert hingegen die Knappschaft ihre Lösung bereits bei ausgewählten Ärzten und dem Knappschafts-Krankenhaus in Bottrop. Im Frühjahr sollen 20000 Versicherte, 75 Ärzte und eine Klinik das System probeweise nutzen.
Im Mittelpunkt des Piloten steht die Frage, wie Mediziner und Patienten mit den Ausweisen und Karten klarkommen. „Von den Prozessen her sind wir nahe an den von der Fraunhofer-Gesellschaft vorgeschlagenen Spezifikationen“, sagt Zimmermann: „Wir setzen alle Standardlösungen ein, die uns bekannt sind“ - von „Health Level 7 (HL7)“ über die gängigen IP-Protokolle bis hin zur Health Transaction Base HTB von OracleOracle. Alles zu Oracle auf CIO.de
Warten auf den bundesweiten Startschuss
Die Vorgabe, Patienten Zugang zu ihren Daten zu verschaffen, hat die Knappschaft mit „zertifizierten Konnektoren“ erfüllt, technischen Kupplungen im Kiosk-Terminal. Doch die Umsetzung ist umstritten. Während die meisten Kassen den serverbasierten Zugang auf die Daten über eine Karte favorisieren, sehen Ärzte darin ein Transparenzproblem und haben Bedenken, dass Kassen auch unautorisiert auf Patientendaten zugreifen könnten. „Leistungserbringer“ wie Ärzte und Kliniken plädieren dafür, verfügbare Daten auf einer gerade einmal 128 Kilobyte fassenden Karte zu speichern.
T-Systems betreibt für die Knappschaft die „Zentralen Dienste“. Das sind Server, auf denen Berechtigungsdaten gespeichert sind, auf denen die Signaturen für elektronische Rezepte an Apotheken erstellt werden oder das elektronische Rezept und die elektronische Patientenakte gespeichert sind – also zunächst Daten aus dem Krankenhausinformationssystem KIS, später noch jene aus den Arztpraxen.
Ende 2006 möchte die Knappschaft in den drei Gesundheitsnetzen der Knappschaft in Bottrop, Recklinghausen und dem Saarland ihre Gesundheitskarte etabliert haben. Dann soll sich etwa 85000 Versicherte an den Kiosk-Systemen ihre Daten herausziehen können. Die restlichen 1,3 Millionen Knappschafts-Versicherten müssen noch warten, bis der Startschuss auf Bundesebene gefallen ist.