SUCHMASCHINEN
Klicks für Geld
Für die Ranking-Optimierer ein gefährliches Spiel -- bei Fireball wie auch bei anderen Suchmaschinen drohen im Fall von Manipulation drastische Sanktionen. Wer erwischt wird, verliert alles: den Zugang zur Suchmaschine und sämtliche Einträge. Zwischen dem Platz an der Sonne und einem Rauswurf liegt ein knapper, zudem interpretationsfähiger Spielraum. Fireball-Chef Kalb berichtet von reuigen Sündern, die sich zunächst mit dem Konkurrenzdruck rechtfertigen, dann Besserung geloben und zuletzt um Wiederfreischaltung bitten. "Eine zweite Chance bekommt jeder -- zumal die Ertappten später nicht selten zu unseren Verbündeten werden." Da komme es vor, dass jemand mit dem Argument der Chancengleichheit einen Konkurrenten wegen eben der Methoden bei ihm denunziere, die er selbst gerade gezwungenermaßen aus seinem Repertoire gestrichen hat. Bedingt durch ihre Technik, sind besonders die klassischen Index-Suchmaschinen beeinflussbar -- im Gegensatz zu den von Redakteuren handgepflegten Katalogen wie Yahoo.de oder Web.de. Index-Suchmaschinen verlassen sich auf ein maschinelles Verfahren. Dabei durchpflügt ein Programm permanent das Netz nach neuen oder veränderten Seiten und bildet daraus den Datenindex. Diese Suchprogramme heißen "Crawler", "Robot" oder "Spider".
Metatags als Sortierkriterium
Bei der Sortierung der Treffer beeinflussen neben dem Titel der Seite, Überschriften und hervorgehobenen Passagen vor allem Metatags -- verborgene Informationen, die nur von Suchmaschinen ausgewertet werden -- das Ranking. Zusammen mit Häufigkeit und Position des Suchbegriffs errechnet die Software daraus eine Platzierung. Diese bewertet allerdings jede Suchmaschine unterschiedlich -- nach einem Geheimrezept, das streng gehütet wird. Das soll es den Optimierern nicht allzu leicht machen.
Eine Ausnahme bei den Index-Suchern bildet GoogleGoogle. de. Hier wird nach Beliebtheit gemessen. Das Ranking hängt vor allem davon ab, wie tief eine Site im Internet verlinkt ist. Auch Google ist jedoch nicht ganz gegen Manipulationen gefeit. Gut ausgestattete Online-Marketing- Dienstleister verfügen über Server-Farmen mit mehreren hundert Domains; eine intensive gegenseitige Verlinkung kann so Beliebtheit vorgaukeln. Alles zu Google auf CIO.de
Anders sieht die Sache bei Katalogen aus. Weil dort Redakteure jede Site prüfen, sind die Möglichkeiten zu tricksen gering. "Hier kann man nur durch geschickte Formulierung bei der Aufnahme ein wenig Einfluss nehmen", sagt Thomas Kaiser, Geschäftsführer des Freisinger Optimierers Cyberpromote. Doch nicht nur von außen wird ein Ranking beeinflusst. Bei einigen Suchmaschinen hängt die Platzierung inzwischen mehr oder weniger offen vom Zahlungswillen ab. Als Vorreiter gilt dabei die US-Suchmaschine Goto.com, bei der die Positionen durch Geldgebote festgelegt werden. Von einem Cent bis zu mehr als fünf Dollar reichen die bei jedem Link deutlich ausgewiesenen Beträge. An erster Stelle des Rankings steht derjenige, der am meisten zu zahlen bereit ist. Bei jedem Klick wird der entsprechende Betrag fällig -- und bei Goto klingeln die Kassen. Unter dem Stichwort "Investing -- Futures" etwa liefert die Suchmaschine an erster Stelle den Online-Broker Xpresstrade.com, dem ein Besuch auf seiner Website mehr als fünf Dollar wert ist. Erst nach den bezahlten Treffern folgt eine Liste der unbezahlten Links. Schon vor der geplanten Expansion von Goto nach Europa hat das Modell Nachahmer gefunden. In England bietet beispielsweise Espotting.com seine Dienste gegen Gebot an. Mit Qualigo.de und Cyfind.de sind in Deutschland gleich zwei Anbieter am Start. Derzeit liegen die meisten Gebote hier aber noch im Pfennigbereich. Der Tendenz, "das Inventar zu monetarisieren", wie es Fireball-Chef Kalb formuliert, können immer weniger Suchmaschinen- Betreiber widerstehen. Während man bei einigen Anbietern, etwa bei Altavista oder Yahoo, mit der Zahlung einer Gebühr die Frist für die Aufnahme verkürzen kann, sind andere Anbieter bereits dazu übergegangen, gleich für jeden Eintrag eine Bearbeitungsgebühr zu erheben.