Systemanalyse in der Autoindustrie
Mit SAP im Windkanal
Standardisierungsgrad als Kennnziffer
Auch der Standardisierungsgrad des Modine Systems kann sich sehen lassen. Er lag mit 56 Prozent um acht Prozentpunkte über dem Durchschnittswert in der Autobranche. Derartige Kennzahlen sind jedoch nicht nur für Trillsam interessant. Auch das Management kann sie nutzen. Die Kennziffer Standardisierungsgrad ist etwa einer der Indikatoren für die Produktivität des Systems. Er definiert den Anteil an genutzten SAPStandardtransaktionen in einem SAP-System. Ein schlechter Wert ist laut West Trax ein Warnsignal, denn er deutet darauf hin, dass Geschäftsprozesse nicht harmonisiert wurden. Die Auswertung von Geschäftsdaten und die kontinuierliche Betreuung der SAP-Installation wird damit behindert.
Viele vergleichbare Systeme des Benchmarks weisen einen erschreckend niedrigen Grad auf. Hätte Modine hier auch nur mäßige Werte erzielt, wäre das Management gefordert gewesen. Denn häufig haben Entscheidungen im Hinblick auf Standard- versus Eigenentwicklungen politische und weniger technische Hintergründe. So versuchen viele Landesgesellschaften und Tochterunternehmen, der Konzernkontrolle durch spezielle Anforderungen zu entgehen.
Es brennt nichts unter den Nägeln
Der gute Wert zeigt, dass Trillsam und seine Kollegen ihre Hausaufgaben gemacht haben, das Management aber auch das richtige organisatorische Umfeld für den SAP-Einsatz geschaffen hat. Was aber folgt noch für den IT-Chef aus den Ergebnissen? Allzu viele Hoffnungen, dass Modine die Verbesserungen umsetzt, die West Trax vorgeschlagen hat – und selbstredend auch gerne durchführen würde –, dürfen sich die Systemdurchleuchter nicht machen. „Ich werde aufgrund der sehr guten Resultate wenig ändern“, sagt Trillsam. „Wir haben Hinweise bekommen, wo wir noch etwas tun könnten, aber uns brennt nichts unter den Nägeln.“
Handlungsbedarf hatte West Trax bei der Vielzahl von Eigenentwicklungen angemahnt, die seit Jahren Teil des Produktivsystems sind und – so die Analyse – oft jahrelang ungenutzt bleiben. Die Messungen des Anteils an ungenutzten Eigenentwicklungen ergaben, dass die Betriebskosten durch die auf ersten Blick nicht benötigten Anwendungen steigen könnten. Eigenentwicklungen können meist nicht mit automatisierten Upgrades auf den neusten Stand gebracht werden. Und Programme, die fortlaufend gewartet werden, obwohl sie niemand benutzt, bedeuten, dass unnötig Geld ausgegeben wird. Für viele CIOs kann es also wertvoll sein, durch Analysen auf versteckten Ballast in der IT stoßen.