Bayer-CIO im Interview
"Outsourcing ist kein Allheilmittel"
Der Benefit braucht seine Zeit
Sie haben sich für Siemens SIS entschieden, einen Provider, dessen Aufmerksamkeit momentan ein wenig abgelenkt sein dürfte - aufgrund der Übernahme durch Atos Origin. Inwiefern ist das eine gute Anbieterwahl?
Daniel Hartert: Die Fusion hat aus unserer Sicht klare Vorteile, denn hier entsteht am Ende der größte europäische IT-Dienstleister - mit neun Milliarden Euro Umsatz und einer Vision, die uns überzeugt. Davon abgesehen, ist Siemens SIS hinsichtlich unseres spezifischen Anforderungsprofils tatsächlich der leistungsfähigste Anbieter. Und er hat zudem ein hohes Maß an Verständnis für unsere Bedürfnisse gezeigt. Darüber hinaus hat Siemens SIS schlüssige Konzepte für eine mögliche Mitarbeiterübernahme vorgelegt. Und das ist ein Thema, das für uns sehr hohe Bedeutung hat.
Welche Garantien geben Sie den betroffenen 260 Mitarbeitern?
Daniel Hartert: Da will ich den Gesprächen mit dem Betriebsrat nicht vorgreifen. Ich kann derzeit also nur bestätigen, dass Siemens SIS zugesagt hat, alle diese Mitarbeiter zu übernehmen.
Als Kriterium für die Provider-Auswahl nannten Sie unter anderem eine langfristige Partnerschaft. Auf welchen Zeitraum ist die Beziehung mit SIS denn ausgelegt?
Daniel Hartert: Das ist noch nicht endgültig entschieden. Aber es wird sicher nicht unter fünf Jahren sein. Denn eine solche Auslagerung erfordert einen gewissen Umbau, der sich nicht innerhalb von drei Monaten erledigen lässt. Und um aus diesem Vorhaben einen Benefit zu ziehen, braucht nicht nur der Anbieter, sondern brauchen auch wir eine gewisse Zeit.
Innerhalb von fünf Jahren verändern sich aber die marktüblichen Preise spürbar - und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit des Angebots.
Daniel Hartert: Deshalb sind regelmäßige Überprüfungen der Marktfähigkeit und eventuelle Anpassungen in heutigen Outsourcing-Verträgen standardmäßig enthalten.
- Tipps für Outsourcing-Verträge
Auf folgende Punkte sollten Sie bei Outsourcing-Verträgen achten. (Zusammengestellt von Thomas Gebhardt, Vorstand der Gebhardt Solutions AG, Böblingen) - Vertragsinhalte
In einen Outsourcing-Vertrag gehören grundsätzlich nur Leistungen, die das Unternehmen selbst nicht günstiger erbringen kann. Es muss zudem darauf achten, dass es kein strategisch wichtiges Know-how verliert. - Adminstration
Jeder Vertrag muss sowohl im täglichen Betrieb als auch im Eskalationsfall leicht administrierbar sein. - Messungen
Wichtig sind klare Messgrößen, um die Service-Qualität zu beurteilen. Regelmäßige Messungen und detaillierte Berichte sind Pflicht. - Messungen
Wichtig sind klare Messgrößen, um die Servicequalität zu beurteilen. Regelmäßige Messungen und detaillierte Berichte sind Pflicht. - Kennzahlen
In persönlichen und zyklischen Review-Terminen sollten festgelegte Kennzahlen gemeinsam geprüft werden. - Bedarf
Serviceverträge müssen genau regeln, was geschieht, wenn sich der Bedarf ändert. - Benchmark
Ein Vergleich der zu vereinbarenden Leistungen mit aktuellen Marktstandards ist obligatorisch. - Verhandlungsdruck
Anwender dürfen sich auch in kritischen Verhandlungssituationen nicht unter Druck setzen lassen.