Beratermarkt
Probleme der Consultants mit Industrie 4.0 Projekten
- Lünendonk hat 65 Managementberatungen analysiert, diese verzeichneten im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von knapp zehn Prozent
- Die Nachfrage nach Leistungen rund um Digitalisierung hat das „Brot-und-Butter-Geschäft“ Effizienzsteigerung von Platz Eins verdrängt
- 84 Prozent der Unternehmensberatungen klagen über Fachkräftemangel
Die Stimmung ist sehr gut bei den deutschen Unternehmensberatern. Das belegt jedenfalls die "Lünendonk-Studie 2016 Managementberatung in Deutschland". Die Consultants aus Mindelheim beziehen sich dabei auf 65 Unternehmen, die sie untersucht haben. Diese steigerten ihren Umsatz 2015 im Schnitt um knapp zehn Prozent. Das ist deutlich mehr als im Vorjahr mit sechs Prozent.
Die Kunden von Unternehmensberatern verändern offenbar ihren Schwerpunkt. Hatten sie im Vorjahr hauptsächlich in Effizienzsteigerung investiert, steht nun Digitalisierung ganz oben. Lünendonk kommentiert: "Damit verdrängt die Digitalisierung erstmals knapp das eigentliche ,Brot- und Butterthema' von Platz eins." Außerdem geht es ihnen um Big DataBig Data/Business Analytics, Industrie 4.0Industrie 4.0 und neue Geschäftsmodelle. Alles zu Big Data auf CIO.de Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de
Schwierigkeiten bei Industrie 4.0 Projekten
Stichwort Industrie 4.0: Die Autoren der Studie haben erfragt, wie viele Industrie 4.0-Projekte die Beraterfirmen bereits realisiert haben. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zur Vorjahresstudie: Hatten in der 2015-Umfrage erst sieben Prozent der Firmen mehr als zehn Projekte durchgeführt, sind es in der aktuellen Studie bereits mehr als 20 Prozent. Werden alle Angaben zusammengefasst, haben die befragten Unternehmen im Schnitt acht Industrie 4.0-Projekte abgewickelt. Eine "eher geringe" Zahl im Vergleich zur öffentlichen Diskussion um Industrie 4.0, wie Lünendonk anmerkt.
Die Mindelheimer wollten wissen, wo die größten Schwierigkeiten bei der Umsetzung liegen. An erster Stelle nennen die Beraterfirmen unklare rechtliche Rahmenbedingungen beziehungsweise Fragen rund um die IT-Sicherheit. Fast ebenso hinderlich sind fehlendes Know-how bei Kunden und unklare Ziele beziehungsweise Anforderungen.
Excel bereitet Probleme bei Analytics
Die Digitalisierung verlangt von den Consultants Kenntnis im Umgang mit Tools und Daten. Beispiel Big Data: Sie müssen die Ergebnisse von Datenanalysen nicht nur verifizieren, sondern auch interpretieren. Die Schwierigkeiten beginnen dabei manchmal schon bei Excel. Das Tabellenkalkulationsprogramm eliminiert beim Datenimport die erste Null der Postleitzahl - infolgedessen hat ein Unternehmen mit eigentlich rein deutschem Kundenstamm plötzlich 20 Prozent seiner Kunden in Österreich und der Schweiz hat. Lünendonk kommentiert: "Dieser Fehler ist offensichtlich, aber wie ist die Situation, wenn eine Vielzahl von Daten diese Fehler überdecken?"
Beraterfirmen hätten noch stärker wachsen können
Unabhängig von Industrie 4.0 oder anderen Megatrends hat Lünendonk die größten Behinderungsfaktoren für die Entwicklung der Beraterfirmen erhoben. Wichtigster Punkt ist hier der FachkräftemangelFachkräftemangel. Eine überwiegende Mehrheit von 84 Prozent spürt das Fehlen von Fachkräften "eher stark" bis "sehr stark". Dazu Lünendonk: "Teilweise hätten die Unternehmen noch stärker wachsen können, wenn sie genügend qualifizierte Mitarbeiter gehabt hätten." Alles zu Fachkräftemangel auf CIO.de
Mit deutlich weniger Nennungen - 50 Prozent - folgen die Strukturen auf Seiten der Kundenunternehmen, konkret geht es dabei um komplexe Entscheidungswege und Verantwortlichkeiten beim Kauf der Beratungsleistung.
- Wie entwickelt sich der Beratermarkt?
So lautet die zentrale Frage des Consulting-Monitors 2015 von Odgers Berndtson. - Erhöhte Wechselbereitschaft
Rund die Hälfte der 175 Studienteilnehmer (46 Prozent) gab an, dass ein beruflicher Karriereschritt für sie in den kommenden zwölf Monaten wahrscheinlicher geworden ist. - Konkurrenz
65 Prozent der Studienteilnehmer nehmen die wachsende Konkurrenz von Startups und dynamischen Digitalfirmen wahr. - Arbeitgeberattraktivität
Bei Attraktivität geht es nicht um höhere Gehälter. - Flexibilität steigert Attraktivität
Das ist unter anderem beim Arbeitsort so. - Flexibles Arbeiten
Auch die freie Zeiteinteilung macht eine Tätigkeit attraktiver und trägt zu einer wertschätzenden Unternehmenskultur bei. - Generationenwechsel
80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Beratungshäuser künftig ein Umfeld bieten müssen, welches für die Generation Y attraktiv ist. - Vernachlässigte Gruppen integrieren
Unter anderem Kandidaten aus der Industrie und Mütter
Von Nachfragemangel sprechen dagegen lediglich sechs Prozent der Studienteilnehmer. Daher rechnen sich die Firmen für die Jahre bis 2020 ein zweistelliges Umsatzwachstum aus. Das gilt allerdings nur für die eigenen Unternehmen, dem gesamten Managementberatungsmarkt sagen sie ein Plus von knapp sechs Prozent voraus.
Roland Berger führt den Markt an
Die führende deutsche Beraterfirma bleibt Roland Berger mit einem Umsatz von 560 Millionen Euro (2015). Platz zehn besetzt die Goetzpartners Group aus München mit 90 Millionen Euro Umsatz.