Warenwirtschaft bei Migros
Regale auffüllen; Lager abschaffen
Erste Benefits musste Schwarz allerdings sehr schnell vorweisen. Schließlich bezahlen die Business Units für die ProjekteProjekte an das Profit-Center IT. Deshalb habe er gegenüber dem Business immer mit Nutzenpotenzialen argumentiert, denn niemand hätte Geld für Technologieprojekte wie eine Stammdatenablösung gegeben. „In der ersten Zeit habe ich viel Zweifel am Gesamtprojekt gehört“, sagt Schwarz. Erst als das Team nach anderthalb Jahren die ersten sechs Industriebetriebe vollständig auf SAP umgestellt und mit zentralem Betrieb reibungslos produktiv gesetzt hatte, legte sich die Kritik langsam. In den Industriebetrieben stellt Migros selbst Produkte wie Schokolade, Kaffee und Frischwaren her. Sie liefern 90 Prozent ihrer Waren an Migros-Filialen und tragen 2,9 Milliarden Euro zum Migros-Gesamtumsatz von 13 Milliarden Euro bei. Alles zu Projekte auf CIO.de
Automatisierungsgrad über 80 Prozent
Weiterer Business-Nutzen durch die IT ergab sich aus dem deutlich höheren Automatisierungsgrad, der bei Bestellungen von 60 auf über 80 Prozent stieg. Mitarbeiter in den Filialen müssen weniger Aufträge händisch aufgeben. Die Bestelldaten werden automatisch erstellt und an die Verteilerzentren in Suhr (Aargau) und Neuendorf (Solothurn) gesendet. Als Folge der automatisierten Lieferkette erhöhten sich auch die Umschlaghäufigkeit von Waren und die Lieferbereitschaft der Industriebetriebe.
Geschwindigkeit spielt die zentrale Rolle. Die IT muss jederzeit bereit sein, neue Anforderungen aus dem Business abzudecken. Um die Bedürfnisse des Business frühzeitig zu erkennen, trifft sich Schwarz regelmäßig mit den IT-Verantwortlichen aus den Genossenschaften und mit dem Marketing. Auf Basis dieser Gespräche wird einmal im Jahr eine Matrix mit aktuellen und geplanten Projekten erstellt. Die Maxime: Die IT ist gegenüber den Business Units in der Verantwortung, alle neuen Technologien vorausschauend aufzusetzen. Was sich selbstverständlich anhört, gestaltete sich in der Praxis zunächst schwieriger. Er räumt ein: „Wir mussten lernen, dass es zu unserer Aufgabe gehört, nicht zu warten, sondern in Vorleistung zu gehen.“
Dabei weist sich Schwarz beinahe eine missionarische Rolle zu. „Wir müssen den Fachbereichen zeigen, was wir technologisch alles können, und sie davon überzeugen, es einzusetzen.“ Denn für ihn deckt die Migros-IT inzwischen fast alle möglichen Anforderungen aus dem Business ab. Mittlerweile steigen die Anfragen aus dem Business auch schon.
Verbesserungspotenzial sieht Schwarz auch darin, die Lieferkette noch feiner zu justieren und durch Prognosen zu unterstützen. Ein Fernziel ist es zu erkennen, wo ab welcher Uhrzeit keine Ware mehr im Regal steht. Dafür stehen Migros Verfügbarkeitsdaten seit den 70er-Jahren zur Verfügung. „Diese Prozesse müssen wir noch besser einschleifen“, sagt Schwarz. „Aber die ganz großen Verbesserungen sind in der Lieferkette schon ausgereizt.“