SOFTWARE-AGENTEN

Roboter auf Einkaufstour

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.
Das Beschaffen von Waren und Rohstoffen galt bislang als Aufgabe hoch bezahlter Fachleute. Computer sind hier jedoch im Vorteil, haben Wissenschaftler von IBM herausgefunden: Software-Agenten sortieren und bewerten Angebote schneller als Menschen Korruption ausgeschlossen.

DER PERFEKTE AUSSENDIENSTLER arbeitet rund um die Uhr, schläft nie, vergisst nichts und meldet sich auf die Sekunde genau, wie man es mit ihm abgesprochen hat. Einen solchen Mitarbeiter sucht man unter Menschen natürlich vergebens – nicht aber unter Software-Agenten. Die kleinen Programme erledigen für ihre Auftraggeber selbstständig die verschiedensten Aufgaben; sie sammeln Informationen und organisieren Datenbanken. Die Autonomie, mit der die Agenten fortlaufend Entscheidungen treffen, auf Veränderungen in ihrer Umgebung reagieren und nach bestimmten Lösungen suchen, unterscheidet sie von herkömmlicher Software – und macht sie zu perfekten Einkäufern, wie IBM-Wissenschaftler herausgefunden haben.

Die Forscher des IBMIBM Institute for Advanced Commerce im Thomas J. Watson Research Center in Hawthorne, New York, ließen erstmals sechs Einkaufsagenten gegen sechs Menschen antreten. Den Experimenten lagen Transaktionsmodelle zugrunde, die auch beim realen HandelHandel mit Waren, Rohstoffen oder Wertpapieren gelten. Gedealt wurde in Echtzeit; allen Teilnehmern standen dieselben Informationen zur Verfügung. Die Agenten setzen sich in jedem direkten Vergleich durch und erzielten dabei Ergebnisse, die im Schnitt um zwanzig Prozent besser waren als die ihrer menschlichen Konkurrenz. Sie starteten ihre Aktionen schneller und reagieren rascher auf die jeweilige Marktsituation. Alles zu IBM auf CIO.de Top-Firmen der Branche Handel

Fast alle Anbieter von Business-to-Business-Software haben vor diesem Hintergrund Agentenfunktionen in ihre Produkte integriert. In der Software von Ariba, die unter anderem bei BMW und Swissair im Einsatz ist, arbeiten virtuelle Einkäufer etwa im Modul für Online-Auktionen und in dem für die strategische Suche von Beschaffungsquellen. „Die Kunden haben den Wunsch nach automatisierten Einkaufshelfern, die rund um die Uhr arbeiten und nach voreingestellten Parametern wie Qualität oder Preis Aktivitäten einleiten, an uns herangetragen“, erklärt Rolf Weiland, Marketing-Direktor bei Ariba Deutschland, „und wir haben dem Rechung getragen.“

Auch als Kundenberater im Einsatz

Ihre Mobilität, ihre Reaktionsfähigkeit und Unermüdlichkeit machen Software-Agenten nicht nur zu talentierten Einkäufern. Die Siemens-Tochter Automation & Drive (A&D) in Erlangen setzt beispielsweise zur Beantwortung von Kundenanfragen auf ein entsprechendes System. Die Industriesteuerung Simatic ist das bekannteste ihrer 80000 Produkte, die unter anderem in Fertigungsstraßen zum Einsatz kommen. Mit dem wachsenden Kundenstamm und zunehmend komplexeren Produkten stieg die Zahl der technischen Probleme. Die Support-Kosten nahmen zu, die Flut von Hotline-Anrufen überlastete die Experten. Deshalb führt heute der im letzten Jahr implementierte „Simatic Knowledge Manager“ (SKM) Internet-Nutzer durch das Service-Angebot des Unternehmens. Das teilautonome Programm versteht auch ungenaue Anfragen und sucht von sich aus in den technischen Dokumentationen nach Lösungen. Die Entlastung der Siemens-Mitarbeiter hat sich bereits bezahlt gemacht: In zwölf Monaten sparte das Unternehmen nach eigenen Angaben drei Millionen Euro.

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