IT-Industrialisierung

Schlagartig wird das Unmögliche zur Pflicht

24.03.2010
Von Peter  Lempp

Outsourcing-Pläne lagen schon lange in der Schublade

Es sieht eher so aus, als ob viele IT-Leiter Pläne für die massive Absenkung der Eigenleistung bereits seit längerem in der Schublade hatten, sonst hätten sie nicht Jahr für Jahr angegeben, in Zukunft stärker auszulagern zu wollen. Dazu kam es in der Vergangenheit jedoch nicht.

Dann stand die Krise vor der Tür und damit war der passende Zeitpunkt da, um die Pläne wieder auf den Tisch zu legen; in dem Wissen, dass die Situation für die notwendige Rückendeckung bei Geschäftsleitung und Fachabteilung sorgen würde, um ehrgeizige Ziele umzusetzen.

Insbesondere die Finanzdienstleistungsbranche hat umgedacht, wie die Ergebnisse der Studie zeigen. Hatten BankenBanken und VersicherungenVersicherungen vorher vor allem darauf geachtet, die IT-Systeme selbst zu betreiben und Expertise im eigenen Haus aufzubauen, hat die Krise viele Überzeugungen in Frage gestellt: Muss man Server zwingend selbst besitzen, um sie zu kontrollieren? Verliert man in jedem Fall Know-how, wenn man den IT-Partner wechselt? Sind Daten nur im eigenen Haus sicher? Kann man Großprojekte nicht mit einem Partner durchführen, der alles verantwortet, und ohne dass der Fachbereich die Kontrolle verliert? Top-Firmen der Branche Banken Top-Firmen der Branche Versicherungen

Vielleicht brauchten wir erst eine Krise, um ernsthaft über neue Arten der IT-Bereitstellung nachzudenken. Auch in der Automobilbranche hatten erst der massive Konkurrenzkampf und der daraus resultierende Druck auf die Kosten dazu geführt, die Produktion zu industrialisieren. Heute sehen die Hersteller nicht mehr die Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge als ihre Kernkompetenz an, sondern die Design- und Markenführung. Alles andere überlassen sie Spezialisten.

Es sieht so aus, als ob sich dieses Konzept jetzt auch in der IT durchsetzt. Wie weit die Veränderungen gehen und wie "erwachsen" die IT innerhalb von weiteren zwölf Monaten werden kann, werden die Ergebnisse der nächsten Umfrage zeigen.

Peter Lempp ist Geschäftsführer der Capgemini Deutschland GmbH.

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