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Spiegelrechenzentrum für Häfen und Güterverkehr Köln AG

Schutz gegen katastrophale IT-Ausfälle

Moritz Jäger ist freier Autor und Journalist in München. Ihn faszinieren besonders die Themen IT-Sicherheit, Mobile und die aufstrebende Maker-Kultur rund um 3D-Druck und selbst basteln. Wenn er nicht gerade für Computerwoche, TecChannel, Heise oder ZDNet.com schreibt, findet man ihn wahlweise versunken in den Tiefen des Internets, in einem der Biergärten seiner Heimatstadt München, mit einem guten (e-)Buch in der Hand oder auf Reisen durch die Weltgeschichte.
Mit einem Spiegelrechenzentrum wappnet sich die Häfen und Güterverkehr Köln AG gegen katastrophale IT-Ausfälle. Das Projekt war innerhalb von zwei Jahren betriebsbereit und sorgte zugleich für eine bessere Wahrnehmung der IT im Unternehmen.

Hochverfügbarkeit ist das Schlüsselwort in der Logistikbranche. Jeder Stillstand, jeder Ausfall, jede Verzögerung kostet nicht nur Geld, sie bringt auch sorgsam ausgearbeitete Pläne durcheinander. Das gilt insbesondere für die IT-Umgebung. Als Francine Zimmermann die Leitung des Bereichs Informationsmanagement bei der Häfen und Güterverkehr Köln AG, kurz HGK, übernahm, war ihr die Bedeutung einer absolut zuverlässigen IT sofort klar.

Ein IT-Ausfall bei der HGK hätte weitreichende Konsequenzen für die kaufmännischen Prozesse bis hin zum Betrieb des bundesweiten Zugverkehrs.
Ein IT-Ausfall bei der HGK hätte weitreichende Konsequenzen für die kaufmännischen Prozesse bis hin zum Betrieb des bundesweiten Zugverkehrs.
Foto: Denis Belitsky - shutterstock.com

Die HGK hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ein Rechenzentrum für die eigenen Anwendungen, dass auch den Anforderungen an hochverfügbare Umgebungen genügte: Wären doch bei einem Ausfall des Systems nicht nur die zentralen kaufmännischen Geschäftsprozesse, sondern auch der operative Betrieb (Betrieb der bundesweiten und grenzüberschreitenden verkehrenden Eisenbahn) für einen nicht absehbaren Zeitraum gestört gewesen.

Ein Ausfall hätte also so weitreichende Konsequenzen, dass ein Rechenzentrum alleine den Anforderungen kaum mehr gewachsen ist. Für Francine Zimmermann war daher schnell klar, dass die steigenden Anforderungen an Hochverfügbarkeit, Business Continuity Management und Notfallkonzeption den Aufbau eines Spiegelrechenzentrums notwendig machen würden.

Vom Konzept zum Betrieb in zwei Jahren

Gemeinsam mit ihrem Team begann sie die stufenweise Entwicklung eines zweiten Rechenzentrums, das als Spiegel dienen und bei Problemen einen zusätzlichen Puffer bieten sollte. Dem ersten Schritt kam dabei die höchste Priorität zu. Bei einem Ausfall sollten die virtuellen Server, diese machen zirka 90 Prozent der IT-Umgebung aus, gespiegelt vorhanden sein.

Das gilt nicht nur für Hardware und die eigentlichen IT-Umgebungen, auch die Daten sollten nahtlos von einem Rechenzentrum zum anderen übertragen werden können. Im zweiten Schritt sollten alle bis dahin physikalischen Server virtualisiert und in die Spiegelung einbezogen werden, um tatsächlich alle betriebsnotwendigen Anwendungen als Backup betreiben zu können. Die dritte Ausbaustufe sollte den automatischen Failover regeln, um die ständige Aufrechterhaltung des Betriebs sicher zu stellen und die Anbindung der Außenstandorte an das Spiegelrechenzentrum sicherstellen.

Projektsteckbrief

Name des Projekts: Aufbau eines Spiegelrechenzentrums im Stufenkonzept
Projektart: Hochverfügbarkeit für unternehmenskritische Anwendungen sicherstellen
Branche: Logistik
Zeitrahmen: 2014 bis 2015
Stand heute: Wichtigste Stufen abgeschlossen
Umfang: 8 Mitarbeiter, 690 Nutzer
Aufwand: Überwiegend zwei Mitarbeiter und externe Dienstleister
Produkte: Eternus DX90 S2, DX200 S3, Fujitsu RX3000, Brocade FC Switche
Ergebnis: Hochverfügbare Umgebung garantiert Anwendungsverfügbarkeit im Katastrophenfall.
Herausforderung: Verständnis für Notfallszenarien wecken, ROI-Definition
Nächster Schritt: Integration zugekaufter Firmen

Das Projekt wurde innerhalb der des angesetzten Zeitraums von zwei Jahren größtenteils abgeschlossen. Die wichtigen ersten beiden Stufen wurden umgesetzt, die IT ist damit deutlich besser gegen Problemfälle gefeit. Stufe 3 wurde noch nicht komplett implementiert. Der automatisierte Failover wurde umgesetzt. Allerdings sind die Außenstandorte im K-Fall nur zum Teil in der Lage auf das Spiegelrechenzentrum zuzugreifen. „Im Ernstfall kann eine Übergabe aber über den Verwaltungsstandort vorgenommen werden“, erläutert Francine Zimmermann.

Erfolgreiche Projekte stärken Anerkennung der IT

Die erfolgreiche Umsetzung des Projekts sorgt nicht nur für eine verbesserte Infrastruktur, sie verschafft der IT insgesamt eine bessere Position im Unternehmen. "Durch das erfolgreiche Projekt wurde ein erhöhtes Bewusstsein für die Bedeutung der IT geschaffen," sagt Zimmermann. "Die IT wurde als eigener Bereich direkt unterhalb des Vorstands angesetzt. Das macht es deutlich einfacher, bereits früh in Entscheidungen eingebunden zu werden und bei neuen Projekten mitbestimmen zu können".

Das HGK-Projekt damit ein gutes Beispiel, wie IT-Verantwortliche durch die erfolgreiche Umsetzung eines Projektes den eigenen Bereich stärker im Kern des Geschäfts verankern können. Die Digitalisierung schwirrt zwar auch als "Buzzword" durch Vorstandsetagen, wer aber konkrete Erfolge demonstriert, kann dazu beitragen, dass seine Abteilung mehr als entscheidende Größe in der Wertschöpfungskette des Unternehmens denn als reiner Kostenfaktor wahrgenommen wird.

Diesen Aspekt betrachtet Francine Zimmermann denn auch als eine der größten Herausforderungen innerhalb des Projektes. In der Vergangenheit war die Sensibilität für die Wichtigkeit der IT-Systeme und das Verständnis für IT als Teil der Wertschöpfungskette noch schwächer ausgeprägt - mit der Folge, dass auch die Auseinandersetzung mit einem möglichen Rechenzentrumsausfall und den daraus resultierenden Folgen nicht in ausreichendem Maße stattfand.

Ein Problem dabei ist, wie sich die Ausgaben für solche Ausgaben darstellen lassen. Ähnlich wie bei Sicherheitsmaßnahmen liegt der ROI nicht in einem Gewinn für Unternehmen, sondern im Verhindern von Verlusten. Der Beleg dieses Negativbeweises ist die große Herausforderung für IT-Verantwortliche. Um Finanz- und Budget-Verantwortliche auf diesen Kurs einzuschwenken, erfordert es Geduld und Verhandlungsgeschick seitens des IT-Verantwortlichen.

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