Artificial Intelligence
Selbstlernende Systeme nur ein Buzzword?
Rainer Zierhofer ist Partner und Leiter der IT Management & Transformation Practice bei der Managementberatung Horváth & Partners in Frankfurt.
Artificial IntelligenceArtificial Intelligence (AI) prägt schon jetzt die Wirtschaft. Nicht zuletzt weil sie branchen- und funktionsübergreifend einsetzbar ist und sich rasant weiterentwickelt. Ihre Bedeutung für die eigene Branche schätzen Unternehmen bereits in fünf Jahren als doppelt so hoch ein. Das zeigt die von Horvath & Partners durchgeführte Studie „Artificial Intelligence – the Next Big Thing“, für die im Januar 2019 Unternehmensvertreter aus neun Branchen befragt wurden (Studie nur nach Abgabe der Kontaktinformationen erhältlich). Heute schätzen 26 Prozent die Bedeutung für ihre Branche als sehr hoch ein, in fünf Jahren bereits 57 Prozent. Alles zu Artificial Intelligence auf CIO.de
88 Prozent der Befragten erwarten, dass AI ihre Branche innerhalb der kommenden fünf Jahre grundlegend verändern wird. Und das über alle untersuchten Branchen hinweg – von der Autoindustrie über Finanzdienstleistungen bis zur Logistik.
Beim Buzzword fehlt noch der Durchblick
Die Mehrheit ist sich darüber im Klaren, dass ihr Unternehmen künftig wohl kaum um die Verwendung künstlicher Intelligenz herumkommen wird. Doch obwohl AI in aller Munde ist und als Buzzword recht populär, herrscht große Unklarheit über ihre genaue Bedeutung. Fast ein Viertel der Befragten (22 Prozent) gibt an, dass AI-Technologien in ihrem Unternehmen weitgehend unbekannt sind. Ihr Wissen auf diesem Gebiet beschränkt sich vorwiegend auf Informationen aus den Medien. Vertieftes Know-how oder gar Anwendungserfahrung sind in diesen Firmen nicht zu finden und werden in den meisten Fällen auch nicht aufgebaut.
Weitere 43 Prozent der Befragten verfügen über Basiskenntnisse, Lediglich ein paar wenige Mitarbeiter in diesen Unternehmen haben sich tieferes Know-how angeeignet. Sie bleiben allerdings einzelne Leuchttürme, denn auch in diesen Firmen werden AI-Kompetenzen noch nicht systemisch aufgebaut. Es sind keine gezielten Schulungen oder Weiterbildungen zu dem Thema etabliert.
Mitarbeiterschulungen unumgänglich
18 Prozent der befragten Unternehmen haben zumindest Mitarbeiter mit vertieften Kenntnissen in Schlüsselpositionen. Diese Experten kennen sich mit der Technologie, ihren Vor- und Nachteilen sowie möglichen Anwendungsgebieten aus. Doch diese wenigen Kollegen sind natürlich nicht immer und in jeder Abteilung verfügbar. Und wenn diese AI-Experten das Unternehmen verlassen, geht mit ihnen das Wissen.
Nachhaltig ist die AI-Kompetenz somit in acht von zehn Firmen nicht verankert. Die große Mehrheit der deutschen Unternehmen ist für den prognostizierten Boom dieser Technologie in fünf Jahren mitnichten gewappnet. Nur 17 Prozent der Unternehmen sind schon weiter: Sie stellen sicher, dass in ihrem Betrieb systematischer Kompetenzaufbau betrieben wird, beispielsweise durch Schulungen und Kooperationen.
Obwohl sich alle einig sind, dass AI große Bedeutung für ihre Branche erlangen wird, wird dieses Wissen nicht im eigenen Unternehmen aufgebaut. Im Wandel zu einer digitaleren Organisation, die künstliche Intelligenzkünstliche Intelligenz beherrscht und anwendet, müssen die Angestellten mitgenommen werden. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de
Nicht nur einzelne Experten müssen in das Themenfeld AI involviert und dafür begeistert werden. Schulungen und die Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten, Universitäten oder Start-ups befähigen Mitarbeiter auf diesem wichtigen Gebiet. Letztendlich muss aber aus der Idee eine nachhaltig verankerte Veränderung werden, die die ganze Organisation betrifft, und nicht nur einzelne Fachkräfte.
Wenige Vorreiter, viele Mitläufer
Lernen können Unternehmen von Banken und Versicherern sowie Konzernen. Die Finanzbranche gehört zu den Vorreitern beim systemischen Kompetenzaufbau in Sachen AI. Branchenübergreifend zählen sich gerade einmal 16 Prozent der Befragten zu Pionieren im Vergleich zum Wettbewerb. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) gibt zu, sich im Vergleich zur Konkurrenz im Rückstand zu befinden. Hier ist nicht nur das Wissen der Mitarbeiter zum Themenfeld wichtig, nachhaltig wird AI erst, wenn konkrete Anwendungsbeispiele existieren.
Doch viele Befragte haben nicht einmal geplant, sich dem Gebiet mit tatsächlichen Anwendungen anzunähern: Jeder Vierte hat keinerlei AI-Initiativen geplant. Das betrifft vor allem die mittelgroßen Firmen mit mehr als 250 bis unter 10.000 Mitarbeitern. Konzerne mit mehr als 10.000 Mitarbeitern sind vergleichsweise gut aufgestellt. Doch für alle gilt: Nur acht Prozent haben bereits Lösungen in ihrem Unternehmen umgesetzt.
- KI im Unternehmen und Personalmanagement
Künstliche Intelligenz (KI) birgt ein enormes Potenzial für Unternehmen, zum Beispiel beim Einsatz im Personalmanagement. Joachim Skura, Thought Leader Human Capital Management bei Oracle, nennt Vorteile der KI sowie wichtige Faktoren, die bei der Planung sowie Nutzung zu beachten sind. - Kooperation der Führungskräfte
Da die KI-Technologie heute alle Unternehmensebenen durchdringt, müssen HR-Verantwortliche mit den anderen Führungskräften zusammenarbeiten, um Automatisierungsstrategien für die einzelnen Teams zu entwickeln. - Intelligenz kombinieren
KI muss zu einem Umdenken in Bezug auf die Belegschaft führen: Es geht nicht mehr nur darum, Mitarbeiter einzustellen. Vielmehr müssen menschliche und künstliche Intelligenz kombiniert werden, um die Produktivität zu maximieren. - Sinnvolle Prozessautomatisierung
Ein ganz wesentlicher Aspekt der Nutzung von KI ist, das Streben nach mehr Effizienz in Relation zu den tatsächlichen Möglichkeiten zu setzen. Nur weil sich ein Prozess automatisieren lässt, heißt das noch lange nicht, dass man das auch tun sollte. Das gilt auch im Personalwesen. - Keine Big-Brother-Atmosphäre schaffen
KI kann für die Sicherheit des Unternehmens sehr hilfreich sein. Viele Betriebe nutzen KI-Technik, um Anwendungen, Systeme und Infrastruktur ständig zu überwachen und anomales Verhalten in Echtzeit zu erkennen und zu bewerten. Hier sollten Unternehmen aber unbedingt darauf achten, dass keine „Big-Brother-Atmosphäre“ geschaffen wird. Der Personalabteilung kommt dabei eine wichtige Rolle zu. - Daten und Technik ausschöpfen
KI sollte bei Einstellungs- und Besetzungsplänen zur Anwendung kommen. Der Grund: Es gilt, kontextbezogene Daten und Technologien auszuschöpfen, um Probleme wie hohe Fluktuationsraten in Angriff zu nehmen, Mitarbeiter besser zu verstehen und den vorhandenen Pool an Talenten effektiver zu nutzen. Nur so lässt sich Arbeit intelligenter, angenehmer und kollaborativer gestalten – und letztendlich auch wertschöpfender. - KI im Recruiting nutzen
Künstliche Intelligenz wird derzeit auch im Recruiting immer wichtiger. Recruiter nutzen KI, um herauszufinden, welche Skills das Unternehmen aktuell benötigt, und wo passende Kandidaten zu finden sind. - Bewerbungsmanagement automatisieren
Mit Hilfe von KI lassen sich zeitaufwendige Aufgaben wie das manuelle Screening von Lebensläufen und Bewerber-Pools automatisieren. - Candidate Experience aufbauen
Leistungsstarke und integrierte KI-Funktionen sowie klare Abläufe helfen, im Personalmanagement eine benutzerfreundliche und personalisierte Candidate Experience vom Erstkontakt bis hin zur Einstellung und Eingliederung zu schaffen. - Mehr Effizienz durch Machine Learning
Modernste Machine-Learning-Anwendungen unterstützen das Personalwesen, die Time-to-Hire zu verkürzen, indem sie proaktiv eine Vorauswahl der geeignetsten Kandidaten treffen und Empfehlungen geben. - Chatbots einsetzen
Ein Chatbot kann eine Datenquelle sein, mit deren Hilfe Unternehmen mehr über ihre Mitarbeiter erfahren. Machine-Learning-Analysen von Fragen und Gesprächen können einzigartige und bisher nicht mögliche Einblicke liefern. So lassen sich zugrundeliegende Probleme aufdecken – und das vielleicht noch, bevor sich der Mitarbeiter dieser überhaupt bewusst ist.