Energiegeschäft bleibt Sorgenkind

Siemens streicht weitere 4500 Jobs weltweit

08.05.2015
Der Elektrokonzern Siemens will seine Ertragsprobleme mit einem Abbau von mehr als 13.000 Arbeitsplätzen in den Griff bekommen.

Zusätzlich zu den bereits bekannten Einschnitten durch den Konzernumbau und im Energiegeschäft kündigte Konzernchef Joe Kaeser am Donnerstag in München den Abbau weiterer 4500 Jobs weltweit an, davon 2200 in Deutschland. Die Neuordnung sei damit "in der Hauptsache abgeschlossen", erklärte Kaeser. Die IG Metall reagierte verärgert und will, falls nötig, massiven Widerstand gegen die Pläne leisten. Sie pocht auf die Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung.

Mit den Stellenstreichungen will Kaeser den Konzern, der schon länger Wettbewerbern wie dem US-Erzrivalen General Electric hinterherhinkt, profitabler machen. Zuletzt beschäftigte SiemensSiemens weltweit insgesamt 342.000 Menschen, davon 114.000 in Deutschland. Hintergrund der neuen Abbaupläne sind die Probleme im Energiegeschäft sowie die Sanierung ertragsschwacher Geschäfte. Auf diese Geschäfte sollen weltweit etwa zwei Drittel der Stellenstreichungen entfallen und der Rest auf das Geschäft mit der Stromerzeugung. Wie sich der Abbau auf deutsche Standorte verteilt, ließ Kaeser offen. An der Börse verloren Siemens-Papiere bis zum Nachmittag als einer der schwächsten Dax-Werte knapp zwei Prozent. Top-500-Firmenprofil für Siemens

Power & Gas drückt Marge - Renditeziele kein Selbstläufer

Siemens kämpft in der Stromerzeugungs-Sparte mit einem schwierigen Marktumfeld einschließlich Preisverfall und einer Nachfrageflaute bei großen Gasturbinen. Für das Energiegeschäft hatte der Konzern deshalb bereits angekündigt, dass 1200 Jobs gekappt werden. Der ebenfalls bereits bekanntgegebene Stellenbau im Zuge des Konzernumbaus ändert sich derweil noch leicht: Ursprünglich sollten 3300 Stellen in Deutschland von dem Umbau betroffen sein, doch habe sich die Zahl nach Gesprächen mit den Arbeitnehmervertreten auf 2900 reduziert, hieß es.

Die Energiesparte drückte im abgelaufenen zweiten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres (30. September) schwer auf die Kennzahlen. Weil das Ergebnis bei Power & Gas um ein Drittel absackte, rutschte auch die für den Konzern wichtige Rendite des Kerngeschäfts unter den angepeilten Zielkorridor. Vom Umsatz, der mit 18,4 Milliarden Euro stagnierte, blieben nur noch neun Prozent als operativer Gewinn übrig - eigentlich wollen die Münchner zehn bis elf Prozent einfahren.

Windenergie-Aufträge fehlen - Spartenverkäufe verdreifachen Gewinn

Siemens werde "hart arbeiten", um die für 2015 gesteckten Margenziele zu erreichen, sagte Kaeser in einer Telefonkonferenz. Denn das Umfeld sei "nicht leichter geworden". Problematisch bleibt unter anderem die Sparte Windenergie, wo die Neubestellungen im Jahresvergleich und bereinigt um Währungseffekte um ein Viertel zurückgingen. Insgesamt konnte Siemens - auch dank eines Großauftrags in der Zugsparte - mehr Bestellungen verbuchen.

Unter dem Strich verdreifachte sich der Überschuss des Konzerns zwar auf 3,9 Milliarden Euro - das lag aber vor allem daran, dass Siemens Teile seines Tafelsilbers verkaufte. Mehr als drei Milliarden Euro sammelte das Unternehmen dadurch ein, dass es etwa seine Anteile an der Hausgerätesparte BSH an den Partner Bosch abgab und sein Hörgerätegeschäft verkauft hatte.

Hoffnung auf nächste Jahre

Schon im nächsten Jahr soll sich die Neuausrichtung des Konzerns auszahlen und für neues Wachstum sorgen. 2017 sollen dann sogar die Sorgenkinder - also solche Sparten, die zusammen zwar 15 Milliarden Euro umsetzten, dabei aber kein Geld verdienen - von null auf stolze sechs Prozent Rendite kommen. In der zweiten Hälfte des laufenden Geschäftsjahrs soll sich außerdem der niedrige Eurokurs bemerkbar machen und der unter Druck geratene Marge des Industriegeschäfts einen kräftigen Schub verleihen. (dpa/tc)

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