4-Phasen-Modell von PwC
So macht sich der CDO wieder überflüssig
- Weltweit haben lediglich sechs Prozent aller Unternehmen einen CDO eingesetzt
- 42 Prozent von ihnen arbeiten auf C-Suite-Level
- Die Rolle eines CDO wird derzeit sehr uneinheitlich ausgestaltet
Was genau sind seine Aufgaben, welchen Hintergrund soll er mitbringen? Diese Fragen können in Bezug auf den Chief Digital Officer (CDO) zurzeit noch nicht einheitlich beantwortet werden. Zu jung ist die Rolle noch, zu unterschiedlich handhaben die Unternehmen sie. Das dokumentieren die Analysten von PwC in dem Papier "Adapt, disrupt, transform, disappear - the 2015 Chief digital officer study".
Eines ist für sie klar: Gebraucht wird ein CDO in der Phase der digitalen Transformation. Ein Unternehmen sollte es schaffen, alle Funktionen und Prozesse zu digitalisieren und eine dezidierte CDO-Rolle damit überflüssig zu machen.
Damit unterscheidet sich diese Rolle von der eines CIO oder auch eines Chief Marketing Officers (CMO). Den CMO heben die Analysten wahrscheinlich deswegen so hervor, weil zumindest derzeit viele CDOs einen Marketing-Hintergrund haben. PwC hat für die Studie 1500 Unternehmen weltweit befragt. Sie repräsentieren 25 Branchen.
- Rolle des CDO
Die Analysten von PwC erklären den Chief Digital Officer (CDO) zu einer vorübergehenden Erscheinung, wie schon der Untertitel ihrer "2015 Chief Digital Officer Study" zeigt: "Adapt, disrupt, transform, disappear" - Vier-Phasen-Modell
Der CDO muss sein Unternehmen durch vier Phasen der Digitalisierung führen. Diese beginnen mit der Entdeckung neuer digitaler Möglichkeiten und enden mit der vollzogenen Transformation. - Hintergrund
Erst sechs Prozent der von PwC befragten rund 1.500 Firmen weltweit arbeiten mit einem CDO. Dieser kommt oft aus dem Marketing oder Sales/Vertrieb. - Branchen
Unternehmen aus Kommunikation/Medien/Entertainment sowie Lebensmittel/Getränke und Konsumgütern können noch am ehesten als Vorreiter gelten. - Level
Viele CDOs sind auf C-Level oder Vizepräsidenten-Ebene angesiedelt.
Demnach setzen erst sechs Prozent der Firmen einen CDO oder eine vergleichbare Position ein. Das sind vor allem Firmen mit mehr als 100.000 Mitarbeitern.
34 Prozent dieser CDOs stammen aus dem Marketing. Dass sie mit dieser Prozentzahl bereits die relative Mehrheit stellen, zeigt, wie zergliedert die Rolle noch ist. Weitere 17 Prozent kommen aus Sales/Vertrieb, 14 Prozent aus IT/Technologie und dreizehn Prozent aus dem Consulting. PwC erklärt denn auch, dass die konkreten Aufgaben eines Digitalisierungs-Verantwortlichen stark variieren - nur eines brauche jeder CDO: Flexibilität.
Über zu wenig Einfluss dürften sich die bisher eingesetzten CDOs nicht beklagen. 42 Prozent von ihnen arbeiten auf C-Level, weitere 15 Prozent sind Vizepräsidenten.
Digitalisierung im Vier-Phasen-Modell
Die Forderung nach Flexibilität dürfte auch für das eigene Selbstverständnis eines CDO gelten, denn er wird das Unternehmen durch vier Phasen führen.
Discovery: Die erste ist die der Entdeckung digitaler Möglichkeiten wie beispielsweise Apps, die aber noch nicht systematisch eingesetzt werden.
Construction: Danach erst entsteht eine Vision für die DigitalisierungDigitalisierung des Unternehmens mit konkreten Programmen und Initiativen. Hier ist der CDO bereits stark gefordert. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Industrialization: Das gilt auch für die dritte Phase: Aufgabe und Funktion der IT werden neu definiert, es gibt digitale Anwendungen für fast jede Funktion.
Transformation: Mit der vierten Phase kann sich der CDO bereits zurückziehen, in dieser ist Digitalisierung zur Norm geworden.
- Diskussion um den CDO
Braucht ein Unternehmen einen dezidierten Chief Digital Officer (CDO) oder ist Digitalisierung Aufgabe des CIO - dazu gibt es unterschiedliche Positionen. - Andreas Pfisterer, vormals CIO bei Telefonica
Andreas Pfisterer ist (mittlerweile ehemaliger) CIO der Telefónica Germany GmbH & Co. Er nahm die Digitalisierung seines Unternehmens selbst in die Hand. Pfisterer verstand sich dabei als Enabler und aktiver Gestalter. In dieser Rolle beriet er sowohl den CEO als auch jeden, der das operative Geschäft verantwortet. Seine These: Der klassische CIO, der sich in erster Linie um Rechenzentrum, Server, Netze und Anwendungs-Entwicklung kümmert, ist ein Auslaufmodell. - Frank Ridder, Gartner
Frank Ridder ist Analyst beim Marktforscher Gartner. Seine These: Der CIO kann die Digitalisierung nur dann selbst managen, wenn er sein klassisches Tagesgeschäft abgibt. - Alexander Wink, Korn Ferry
Alexander Wink ist Senior Client Partner und Member of the Global Technology & Industrial Practice beim Headhunter Korn Ferry. Viele seiner Kunden, die einen CDO suchen, haben nur ungenaue Vorstellungen vom Anforderungsprofil. Die Rolle eines CDO ist einfach noch nicht ausgereift. - Harald Linné, Atreus
Harald Linne ist Geschäftsführer beim Interim-Management-Anbieter Atreus. Er beobachtet ein steigendes Interesse der Unternehmen an Interim Managern, die Digitalisierungsprojekte stemmen sollen. Im Gegensatz zu Beratern, die Erkenntnisprobleme lösen sollen, werden Interim Manager wegen Umsetzungsproblemen geholt und typischerweise in der Linie eingesetzt. - Wilfried Lyhs, Interim Manager
Wilfried Lyhs von Hilderts & Partner ist Interim Manager. Seine Erfahrung: "Digitalisierung des Unternehmens ist derzeit ziemlich hype. Ich glaube allerdings, dass viele Unternehmen, vornehmlich mittelständische, Entwicklungsbedarf in ihren Prozessen und ihrer IT haben. Diese sind noch als Vorstufe zur 'Digitalisierung' zu betrachten."
Hier bestätigt PwC die Einschätzung von Stefanie Waehlert, Chief Digital Officer bei TUI Deutschland. Ihre These: Der CDO sollte ein Unternehmen binnen fünf Jahren auf Kurs gebracht haben und dabei eng mit dem CIO kooperieren.
Das Vier-Phasen-Modell gilt laut PwC für jede Branche. Ein Blick auf die Branchen der Studienteilnehmer zeigt, dass Unternehmen aus Kommunikation/Medien/Entertainment sowie Lebensmittel/Getränke und Konsumgütern noch am ehesten als Vorreiter gelten können. Am niedrigsten ist der Durchdringungsgrad demnach bei Metall und Bergbau.