Public IT


Open-Data-Initiativen

Staat braucht gutes Daten-Händchen

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Neben den großen Internet-Companies horten auch Staat und Behörden gewaltige Datenmengen. Die Forderungen, diese Datensilos zu öffnen und im Zuge von Open-Data-Initiativen die Wirtschaft anzukurbeln, werden immer lauter. Allerdings müssen die Behörden auch ein besonderes Augenmerk auf den Schutz der ihnen anvertrauten Daten legen. Dieser Big-Data-Spagat ist nicht einfach.

Wenn sich heute die Diskussionen um Big-Data-Techniken und die damit arbeitenden Datenkraken drehen, denkt man in erster Linie an die großen Internet-Companies wie FacebookFacebook und GoogleGoogle. Dabei wird gerne vergessen, dass andere Organisationen genauso gerne Daten sammeln und ihre Datenbestände zumindest ebenso umfangreich sein dürften. Staatliche Behörden horten in ihren Datenbanken riesige Mengen an Informationen - die öffentliche Hand unterhält Melderegister, pflegt Sozialversicherungssysteme, erfasst in Bau- und Katasterämtern verschiedenste Geodaten, hält Kriminalitätsstatistiken stets auf dem Laufenden, archiviert Gesundheitsinformationen und sammelt in den Statistikämtern vielfältigste Informationen zu Märkten, Gesellschaft und Infrastrukturen - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Alles zu Facebook auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de

Diese Datenschätze machen Staat und Behörden zu wichtigen Protagonisten in den aktuellen Big-Data-Diskussionen, die durchaus konträr geführt werden. Während die einen im Umfeld von Big Data vor allem Chancen und Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle, bessere Entscheidungen und mehr Effizienz sehen, warnen die anderen vor ungehemmter Sammelwut von Unternehmen und Organisationen, die mit den Daten immer mehr Macht und Kontrolle über die davon betroffenen Personen und Institutionen erlangen. Der Staat könnte eine Schlüsselrolle dabei spielen, wie sich dieser Konflikt lösen ließe - in seiner Rolle als Big-Data-Anwender sowie als Regulator, der die Regeln vorgibt, wie mit Big Data umzugehen ist.

Experten plädieren dafür, staatliche Stellen müssten im Sinne von Open GovernmentGovernment und Open Data mehr Offenheit und Transparenz im Umgang mit Daten verfolgen. Beispielsweise haben das Marktforschungsinstitut demosEUROPA und das Warsaw Institute for Economic Studies im Rahmen der Studie "Big & Open Data in Europe - a growth engine or a missed opportunity?" herausgefunden, dass sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der 28 EU-Länder bis 2020 um zusätzliche 1,9 Prozent steigern ließe - das entspräche 206 Milliarden Euro. Um dieses zusätzliche Wirtschaftspotenzial zu heben, müssten die Länder ihre Daten-silos öffnen und die dort liegenden Informationen in maschinenlesbarer Form bereitstellen. Davon könnten Bürger wie Unternehmen profitieren. Alles zu Government auf CIO.de

Doch noch tut sich die öffentliche Hand mit einem großzügigeren Datenumgang schwer. Zwar gibt es mittlerweile einige vielversprechende Ansätze wie das Anfang vergangenen Jahres eröffnete Datenportal "GovData", auf dem Geodaten des Bundes bis hin zu Haushaltsplänen einzelner Kommunen zu finden sind. Zur Jahresbilanz im Februar 2014 vermeldeten die Betreiber rund 6000 Datensätze, in denen die ungefähr 5500 monatlichen Nutzer nach nützlichen Informationen suchen könnten. Bis Anfang Juli hatte sich die Zahl der zur Verfügung stehenden Datensätze auf mehr als 7300 erhöht.

Das Angebot soll laufend erweitert werden, die Aufnahme des Regelbetriebs ist für Anfang 2015 geplant. Ziel des Portals ist es eigenen Angaben zufolge, "Bürgerinnen und Bürgern, vor allem aber Software-Entwicklern, Datenjournalisten, Grafikern und anderen professionellen Nutzern einen einfachen Zugang zu den Daten der Verwaltung zu erschließen und so die Weiterverwendung der Daten zum Nutzen aller zu fördern". Die IT-Beauftragte der Bundesregierung, Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe, sagte dazu: "Mit GovData wollen wir gemeinsam mit Ländern und Kommunen die Datenschätze der Verwaltung besser, einfacher und transparenter nutzbar machen."

An anderer Stelle hakt es allerdings nach wie vor

Seit Anfang 2006 gilt hierzulande das Informationsfreiheitsgesetz. Dieses soll jedem Bürger den Zugang zu amtlichen Informationen der Bundesbehörden ermöglichen. In der Praxis geben sich aber viele Ämter zugeknöpft, wie Datenschützer in den vergangenen Jahren wiederholt bemängelten. Manche Behörden seien sehr kreativ, wenn es darum gehe, das Auskunftsrecht der Bürger zu umgehen, und deklarierten bestimmte Daten einfach um, um ihre Herausgabe verweigern zu können. Auch die Umsetzung in den Ländern verläuft eher schleppend. Beispielsweise gibt es in Baden-Württemberg immer noch keine rechtliche Grundlage, die Bürgern einen Einblick in Akten der Verwaltung ermöglicht. Dabei hatten gerade die Grünen, die dort mit Winfried Kretschmann den Ministerpräsidenten stellen, vor drei Jahren im Wahlkampf mehr Transparenz versprochen.

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