Open-Data-Initiativen
Staat braucht gutes Daten-Händchen
Doch aus einem anderen Blickwinkel ist das Zögern, die Datentöpfe zu öffnen, durchaus verständlich. Denn neben den Forderungen, offener und transparenter mit Daten umzugehen, werden gerade heute in der öffentlichen Diskussion die Forderungen immer lauter, der Staat müsse für mehr Datensicherheit und -schutz sowie eine bessere Wahrung der Privatsphäre sorgen. Das Eis, auf dem sich die deutschen Behörden in Sachen Big Data bewegen, ist also äußerst dünn. Denn die Enthüllungen rund um die Spähskandale der amerikanischen und britischen Geheimdienste haben das Vertrauen der Bürger in die Sicherheit ihrer Daten schwer erschüttert, wie verschiedene Umfragen des Branchenverbands Bitkom gezeigt haben.
Demnach misstrauen 71 Prozent der deutschen Internet-Nutzer Staat und Behörden, was den Umgang mit ihren persönlichen Daten betrifft. Im Jahr 2011 lag dieser Anteil mit 40 Prozent noch weitaus niedriger. Hinzu kommt, dass sich mittlerweile mehr als jeder zweite Bundesbürger (53 Prozent) von der Ausspähung seiner Daten durch Behörden im In- und Ausland regelrecht bedroht fühlt. Damit übertrifft die Sorge vor der Bespitzelung durch den Staat inzwischen sogar die Angst vor Cyber-Kriminellen.
Digitalen Agenda 2014-2017
Vor dem Hintergrund, dass sich die intelligente Datennutzung zu einem wichtigen Produktivitätsfaktor für Wirtschaft und Behörden gemausert hat und Big Data starke Wachstumsimpulse für den deutschen IT-Standort bringen könnte, ist dieser Zustand jedoch kaum haltbar. Bund und Länder setzen die Rahmenbedingungen, unter denen das "Data-driven Enterprise" gedeihen kann. Deshalb sollten sie selbst auch in der Lage sein, Daten verantwortungsvoll und transparent zu nutzen, so dass die Bürger die Vorteile spüren und Vertrauen fassen.
Im Rahmen der "Digitalen Agenda 2014-2017" wirbt die Bundesregierung um dieses Vertrauen. Die Ziele sind ehrgeizig und betreffen ein breites Spektrum von ITK-Strategien und Digitalisierungsthemen. Beispielsweise sollen Beratungsangebote zur Digitalisierung von bestehenden Wertschöpfungsketten ausgebaut werden - auch im Hinblick auf Trends wie Cloud ComputingCloud Computing und Big Data. Für Big Data sollen die Forschungs- und Innovationsförderung auf die Entwicklung von Methoden und Werkzeugen zur Datenanalyse ausgerichtet, Kompetenzzentren eingerichtet und disziplinübergreifend strategische Anwendungsprojekte ins Leben gerufen werden. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
Eine besondere Rolle müsse dabei allerdings das Thema IT-Sicherheit spielen, heißt es in dem Planungspapier der Regierung. Speziell mit dem zuletzt genannten Aspekt treffen die Regierenden offenbar den Nerv der Unternehmen, wie eine Bearingpoint-Studie zeigt, für die im April und Mai 370 Unternehmen befragt wurden. Gerade in Sachen Sicherheit sehen die Befragten die Politik in einer besonderen "Lieferverpflichtung". 70 Prozent identifizieren hier einen mittelgroßen bis sehr großen Nutzen. Im Nutzen-Ranking folgen die Themen Cloud Computing (47 Prozent), Intelligente Mobilität (43 Prozent) und Big Data (32 Prozent).
Experten mahnen die Regierenden, verantwortungsvoll mit Daten umzugehen. Big Data kann helfen, die Planung, Steuerung und Optimierung von Prozessen in Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu verbessern, heißt es in der aktuellen Untersuchung "Big Data - ungehobene Schätze oder digitaler Albtraum" des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme (Fokus). Der Einsatz entsprechender Technologien sei jedoch auch mit Risiken verbunden, die sich aus missbräuchlicher Nutzung, fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen und unzulässigen Schlussfolgerungen aus dem generierten Wissen ergeben.
Zudem gibt es grundsätzliche Zweifel: "Es ist ein Trugschluss, große Datenmengen mit besseren Lösungen gleichzusetzen. Immer noch sind die wesentlichen Punkte, die richtigen Fragen zu stellen, die richtigen Daten auszuwählen und die Ergebnisse richtig auszuwerten."