Basis für Unternehmenserfolg
Stammdaten bereiten große Probleme
- 19 Prozent der Informatiker betrachten das Stammdaten-Problem als gelöst, aber nur zwölf Prozent der Fachbereichs-Manager
- Die Qualität der Stammdaten wird meist über das Monitoring der Datenverteilung an unterschiedliche Empfängersysteme gemessen
- In vier von zehn Fällen plant der Fachbereich sein Stammdaten-Projekt selbst
Ob die schlechte Qualität der Stammdaten die Digitalisierung behindere, spekuliert der Berater Lünendonk aus Mindelheim (bei Augsburg) in seiner Studie "Revival der Stammdaten". Basis ist eine Befragung unter rund 150 deutschen Unternehmen. Die Antworten zeigen Widersprüche rund um das Stammdaten-Management auf.
Festzustehen scheint, dass Stammdaten Probleme bereiten. Fast neun von zehn Studienteilnehmern (85 Prozent) sprechen von Schwierigkeiten. Diese hängen offenbar mit der Unternehmensgröße zusammen: Unter den kleineren Firmen beklagen 80 Prozent Probleme, unter den Konzernen sind es 89 Prozent.
An mangelndem Bewusstsein kann es kaum liegen, denn aktuell schätzen 60 Prozent der Teilnehmer den Einfluss der Datenqualität auf ihren Unternehmenserfolg als "sehr hoch" ein und weitere 37 Prozent als "hoch". Auf die Nachfrage, wie sich das in zwei Jahren gestalten wird, sprechen 84 Prozent von "sehr hohem" und die restlichen 16 Prozent von "hohem" Einfluss.
Die befragten Informatiker schätzen die Situation übrigens anders ein als die Fachbereichsmanager. Immerhin fast jeder fünfte ITler (19 Prozent) hält das Stammdaten-Problem für gelöst. Unter den Fachbereichsmanagern ist es dagegen nur rund jeder Achte (zwölf Prozent). Und Letztere sind "in der Regel diejenigen, die mit den Daten arbeiten müssen", wie Lünendonk anmerkt.
Für Lünendonk hängt die Qualität der Stammdaten an den vier Faktoren Aktualität, Konsistenz, Semantik und Vollständigkeit. Den Einfluss der Datenqualität haben die Berater näher betrachtet. Demnach erklären 82 Prozent der Studienteilnehmer, auf Grundlage der Stammdaten Analysen schneller durchführen und schneller entscheiden zu können.
77 Prozent beobachten, dass sich mit der Optimierung von Stammdaten Durchlaufzeiten verringern (etwa Bestellzeiten oder Rüst- und Bearbeitungszeiten in den Produktionsvorschriften). 73 Prozent erklären, dass durch fehlende Transparenz in den Lieferanten-Beziehungen Bündelungseffekte bei Aufträgen entgehen und 71 Prozent geben an, dass verbessertes Stammdaten-Management das gebundene Kapital "deutlich reduziert".
Stammdaten für Business-Anwendungen und Analytics
Trotz des Eingeständnisses von Problemen mit dem Stammdaten-Management nehmen fast drei von vier Befragten (73 Prozent) für ihr Unternehmen in Anspruch, dass eine firmenweite Koordination über Tätigkeiten, Strukturen, Prozesse und Funktionalitäten des Stammdaten-Managements sichergestellt sei. 53 Prozent erklären, Stammdaten würden direkt in die Business-Anwendungen und Analytics eingespeist. Über ein eigenes Führungssystem für die Stammdaten verfügen allerdings nur 35 Prozent.
Qualität der Stammdaten messen
Lünendonk hat außerdem erhoben, wie die Befragten die Qualität der Stammdaten messen. Mittel erster Wahl ist demnach das Monitoring der Datenverteilung an unterschiedliche Empfängersysteme (78 Prozent). 63 Prozent setzen auch auf Software-gestützte Workflow-Prozesse zur Stammdateneingabe.
Die Planung von Stammdaten-Projekten übernimmt in 42 Prozent der Fälle der jeweilige Fachbereich selbst. Bei rund jedem vierten Projekt (26 Prozent) macht das ein Master-Data-Verantwortlicher. Die IT hat fast immer (99 Prozent) eine Rolle als "Planer und Umsetzer" inne.
Stammdaten, schreibt Lünendonk, seien "so etwas wie die informationelle Basis eines jeden Unternehmens. Je dichter die Unternehmen am Konsumenten sind, desto mehr schmerzt das Problem."