Allgemeiner Deutscher Automobil Club
Straßenwacht setzt auf Tablet-PCs
Mit Hilfe eines Diagnosewerkzeugs, dem "mega macs" der Gutmann Messtechnik aus Ihringen im Breisgau, können die Mechaniker die digitalen Flachmänner zudem am Motorblock der meisten Fahrzeuge anschließen. Seit dem Jahr 2000 verpflichtet eine EU-Norm alle Automobilhersteller, ihre Wagen mit einer solchen Schnittstelle auszurüsten. Das Technische Informationssystem (TIS) auf dem Tablet PC hilft dem Pannenhelfer dann bei der Problemsuche, indem es den Fehlerspeicher des Fahrzeugs ausliest. Die ADAC-Software analysiert, wo der Wurm drin ist, und zeigt Lösungsmöglichkeiten auf dem Bildschirm an. Vier Mal im Jahr wird das Pannenhilfeprogramm an 17 Updatestationen auf den neusten Stand gebracht.
Den richtigen Computer für diese Form des Straßeneinsatzes zu finden war nicht ganz einfach, erklärt der Projektleiter. Die Tablet PCs sind so genannte Tough-Books. Bei diesen für den Industrieeinsatz besonders robust entworfenen Geräten wird unter anderem die Festplatte vorgeheizt, wenn es im Auto noch kalt sein sollte. Das erhöht die Lebenszeit und Betriebssicherheit. Eigentlich sollten Features wie Handschrifterkennung und Displays, die sich je nach Bedarf vertikal oder horizontal aufstellen lassen, von den Vorteilen der schicken Tablet PCs überzeugen. "Aber das brauchen wir alles nicht. Wir benutzen die Geräte wie ganz normale Notebooks", stellt Torsten Jädtke klar.
Warum aber überhaupt der Umweg über die eleganten Endgeräte, die Bill Gates im November 2002 als Notebook-Generation der Zukunft vorgestellt hat, statt handelsübliche Industrie-Laptops einzusetzen? Die Alltagstauglichkeit der Tablet PCs im direkten Vergleich mit leistungsstarken Notebooks entschied diese Frage. "Bei dem Standard-Notebook brachen beispielsweise dauernd die Ladestecker ab", erinnert sich Torsten Jädtke. "Die sind nicht darauf ausgelegt, dass man sie mehrmals pro Tag ein- und aussteckt." Auch die Dauervibration im Fahrzeug setzte den harten Tablet PCs weniger zu als den Laptops. In Sachen Display-Lesbarkeit schlugen sie sich ebenfalls besser.
Branchenkenner wie Frank Huber, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing an der Universität Mainz, halten dieses Projekt für einen strategisch sinnvollen Schritt für den Verband. "Die Organisation gilt oft als umständlich und konservativ, aber zumindest in diesem Bereich trifft dieses Image nicht mehr zu", sagt er.
Der ADAC habe sich gerade noch rechtzeitig auf die Situation eingestellt, dass die Fahrzeugelektronik in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat. "Die Komplexität des Systeme ist seit den 80er-Jahren um den Faktor 10 000 gestiegen", weiß Huber. Noch sind aber vor allem Neufahrzeuge mit den Elektronikkomponenten gespickt. Erst nach durchschnittlich 3,64 Jahren korrodieren in Fahrzeugen die Kontakte, was eine der häufigsten Ursachen für Elektronikfehler ist. Der ADAC bekam also eine Schonfrist, die er mit dem Projekt Straßenwacht-PC termingerecht genutzt hat.