Schlichtung und Verhandlung

Tarif-Ringen im Luftverkehr geht weiter

03.04.2024
Bei Lufthansa sind nach der Schlichtung zumindest Streiks des Bodenpersonals vom Tisch. Doch noch sind die Tarifkonflikte mit den Flugbegleitern und beim privaten Sicherheitspersonal nicht gelöst.
Die Flughafen-Beschäftigten stecken noch immer im Arbeitskampf.
Die Flughafen-Beschäftigten stecken noch immer im Arbeitskampf.
Foto: Fraport AG

Im Luftverkehr geht das Ringen um die Gehälter und Arbeitsbedingungen verschiedener Berufsgruppen noch in dieser Woche weiter. Bereits am Donnerstag (4. April) kommen LufthansaLufthansa und die Gewerkschaft Ufo zusammen, welche die Interessen von etwa 19.000 Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern vertritt. Am Freitag beginnt zudem die Schlichtung für die etwa 25.000 Beschäftigten der privaten Sicherheitsdienstleister, die an den Flughäfen außerhalb Bayerns Passagiere, Gepäck, Fracht und Personal kontrollieren. Top-500-Firmenprofil für Lufthansa

In der vergangenen Woche hatte eine Schlichtung unter Leitung des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und des früheren Arbeitsagentur-Chefs Frank-Jürgen Weise ein Tarifergebnis für die etwa 25.000 Bodenbeschäftigten der Lufthansa gebracht. Sie sollen Gehaltssteigerungen von durchschnittlich 12,5 Prozent innerhalb von zwei Jahren sowie 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie erhalten. Die Einigung steht noch unter dem Vorbehalt einer Befragung der Verdi-Mitglieder, die sich in einer Urabstimmung bereits für einen unbefristeten Streik ausgesprochen hatten.

Kabinenbeschäftigte der Lufthansa

Die Spartengewerkschaft Ufo hat für die etwa 18.000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1.000 Kräfte der Regionaltochter Lufthansa Cityline im Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten gefordert. Außerdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen.

Nach einer erfolgreichen Urabstimmung hat es bereits einen Streik des Kabinenpersonals gegeben. Über die Ostertage hatte Ufo den Druck nicht erhöhen wollen und auf einen weiteren Streikaufruf verzichtet. Zumindest für die Muttergesellschaft werden die Gespräche an diesem Donnerstag fortgesetzt, hieß es in Gewerkschaftskreisen. Lufthansa wollte den Termin nicht bestätigen.

Von diesem Freitag (5. April) an soll der frühere Bremer Finanz-Staatsrat Hans-Henning Lühr (SPD) als Schlichter versuchen, die unterschiedlichen Positionen der Gewerkschaft Verdi und Bundesverbands der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) unter einen Hut zu bringen. Als Frist dafür haben sich die Tarifparteien zunächst die Zeit bis Sonntag um 24 Uhr eingeräumt. Die Schlichtung findet an einem ungenannten Ort statt.

Die Themen für die Luftsicherheit sind vielfältig, wie Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper erklärte. Gehaltserhöhungen, Laufzeit, Auszahlungspunkte oder Zulagen für Ausbilder und Führungskräfte: Nirgendwo sei bislang ein Haken dran, letztlich seien alle Themen auch nach sechs Verhandlungsrunden und mehreren Warnstreikwellen offen.

Zuschläge für Mehrarbeit gefordert

Hauptknackpunkt scheinen weiterhin die Mehrarbeitszuschläge zu sein, die Verdi "von der ersten Überstunde an" verlangt. Bislang gibt es zuschlagsfreie Zeitpuffer bei Voll- und Teilzeitbeschäftigten, zudem werden temporäre Überstunden über jährliche Arbeitszeitkonten verrechnet. Pieper sagt, das System sei so gestaltet, dass praktisch niemand Mehrarbeitszuschläge erhalte und allein die Arbeitgeber vom Flexibilitätspuffer profitierten.

Letztlich werde Kurzarbeit in verkehrsschwächeren Jahreszeiten gerade an kleineren Flughäfen vermieden, kontert der BDLS. Nach Angaben des Verhandlungsführers Frank Haindl sind die Unternehmen den Beschäftigten in der Frage früher einsetzender Mehrarbeitszuschläge bereits entgegengekommen, nachdem man bereits im vergangenen Jahr die Zuschläge für Sonn- und Feiertage sowie für die Nachtarbeit erhöht habe.

Die Arbeitgeber haben nach eigenen Angaben zuletzt eine dreistufige Steigerung des Stundenlohns um 3,25 Euro angeboten bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Verdi hatte beim Stundenlohn 2,80 Euro mehr verlangt, allerdings bei einer Laufzeit von 12 Monaten.

Die zu erwartende Empfehlung des Schlichters ist für beide Seiten nicht verbindlich. Vieles wird davon abhängen, ob sie von beiden Seiten gemeinsam erarbeitet und schließlich unterstützt wird. Bis zum Schlichtungsende hat sich Verdi verpflichtet, nicht zum Streik aufzurufen. Über Zwischenstände wollen beide Seiten Stillschweigen halten. (dpa/rs)

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