Nach Fusion mit E-Plus
Telekom nimmt Telefonica Deutschland Tausende Mobilfunkstationen ab
Der Bonner Dax-Konzern übernimmt rund 7700 Mobilfunkmasten vom deutschen Ableger der spanischen TelefonicaTelefonica für eine nicht genannte Summe, wie beide Unternehmen am Montag mitteilten. Das hilft Telefonica bei der geplanten Netzzusammenlegung nach dem milliardenschweren Kauf von E-PlusE-Plus vergangenes Jahr. Die TelekomTelekom wiederum will dadurch ihr Netz schneller ausbauen. Die Kartellwächter müssen dem Deal noch ihren Segen geben. Top-500-Firmenprofil für E-Plus Top-500-Firmenprofil für Telefonica Top-500-Firmenprofil für Telekom
Nach der Übernahme von E-Plus hatte Telefonica geplant, seine Sendestationen von knapp 40.000 auf etwa 25.000 zu reduzieren. An vielen Funkmasten hängen nämlich derzeit noch zwei Sendestationen. Rund die Hälfte des geplanten Abbaus wäre mit dem Verkauf an die Telekom geschafft. Zuletzt hatten erhöhte Abschreibungen für die Netze das Ergebnis des Anbieters belastet.
Der im TecDax notierte Konzern aus München will durch die Zusammenlegung von Netz und Verwaltung insgesamt weiter gut 5 Milliarden Euro einsparen. Dazu werden auch 1600 Arbeitsplätze gestrichen, rund jede sechste Stelle im Unternehmen. Mit dem Betriebsrat einigte sich das Unternehmen im Frühjahr auf einen Plan bis 2018, betroffene Mitarbeiter erhalten Abfindungen.
Die Mobilfunkstandorte, die nun in den Besitz der Telekom wechseln sollen, seien vorwiegend Funkmasten auf Dächern, hieß es in der Mitteilung. Telefonica sieht Vorteile für beide Unternehmen. "Wir reduzieren unseren Aufwand für den Abbau doppelt vorhandener Mobilfunkstandorte signifikant", sagte Technik-Chef Cayetano Carbajo Martin. Der Rückbau doppelt vorhandener Sendestationen sei teuer und binde Personal. Unter anderem müssen bestehende Mietverträge aufgelöst werden, Techniker an jedem einzelnen Standort Geräte abbauen.
Die Telekom will mit den neuen Standorten den eigenen geplanten Netzausbau schneller in die Tat umsetzen. Die Zusammenarbeit mit Telefonica im Betrieb von Funktürmen werde zudem vertieft, sagte Telekom-Technikchef Bruno Jacobfeuerborn. Zunächst werden die Standorte weiter von Telefonica genutzt, bis sie im Zuge der Zusammenlegung der beiden Mobilfunknetze der Münchener nicht mehr benötigt werden.
- Die Geschichte von O2
Telefónica Deutschland, vormals O2, ist nicht einmal "volljährig" und hat doch schon mehrere Eigentümerwechsel hinter sich. Ende Oktober brachte der spanische Mutterkonzern Telefónica SA knapp ein Viertel seiner deutschen Tochtergesellschaft an die Börse. - 1995: Viag Interkom wird gegründet
Vor gerade einmal 17 Jahren begann die Geschichte des Unternehmens, das heute als Telefónica Deutschland firmiert: 1995 gründen der deutsche Industriekonzern Viag und die British Telecommunications (BT) die Viag Interkom, zunächst als WAN-Dienstleister für Geschäftskunden. - 1997: Einstieg ins Mobilgeschäft
Früh entscheidet das Management, ins Mobilfunkgeschäft einzusteigen. Die Lizenz dafür erhält Viag Interkom im Mai 1997. Im gleichen Jahr ändert sich die Eigentümerstruktur zum ersten Mal: Der norwegische Telekommunikationskonzern Telenor steigt ein und übernimmt von den beiden bisherigen Gesellschaften je fünf Prozent. - Im Oktober 1998 ...
... tritt der Newcomer als vierter Anbieter nach Deutscher Telekom, Mannesmann (heute Vodafone) und E-Plus mit Mobilfunkangeboten für den Verbraucher auf den Markt. - 1999: Genion und "Home Zone"
1999 zeigt Viag Interkom die Innovationsmöglichkeiten, die im Mobilfunk liegen, und bringt sein Produkt "Genion" auf den Markt: In der sogenannten Homezone werden Kunden unter einer Festnetznummer auf ihrem Handy erreichbar und können dort verbilligt über ihr Mobiltelefon auch anrufen. Die Idee dahinter: Die Kunden können so auf einen Festnetzanschluss verzichten, ohne zu Hause die höheren Kosten für Mobilfunkgespräche zahlen zu müssen. - 2000: Teure UMTS-Versteigerung
Als einer von sechs Bietern beteiligt sich Viag Interkom an der Versteigerung der UMTS-Lizenzen im Jahr 2000. Wie die Wettbewerber legt das Unternehmen mehr als 8 Milliarden Euro auf den Tisch, um am aussichtsreichen Geschäft mit schnellen Datenverbindungen verdienen zu können. Doch das läuft erst spät so richtig an. - Doch erst 2005 kommen mehr ...
... multimediataugliche Handys auf den Markt, die Nachfrage nach schnellen Mobilfunkdatenverbindungen steigt. Heute sind es gerade die mobilen Datenverbindungen, die für Dynamik bei den Telekommunikationsunternehmen sorgen. In diesem Jahr, so die Marktforscher von Dialog Consult, soll das mobile Datenvolumen um rund ein Drittel auf 130,7 Millionen Gigabyte steigen, knapp 200 Megabyte pro Monat und Nutzer. - 2001: mm02 an der Börse
Ein riesiger Schuldenberg von mehr als 50 Milliarden Euro lastet auf British Telecommunications. Um sich finanziell wieder Luft zu verschaffen, trennt sich das ehemalige Staatsunternehmen Ende 2001 von seinem Mobilfunkgeschäft, in das er auch den Großteil von Viag Interkom eingebracht hat, durch einen Aktiensplit. Die Aktien des neuen Unternehmens mit Namen mmO2 werden fortan in London und New York an der Börse gehandelt. - 2003: UMTS startet langsam
2003 wird das Startjahr für UMTS in Deutschland. Zumindest theoretisch. Nach der Versteigerung der Lizenzen hatten sich die Telekommunikationsunternehmen verpflichtet, bis 2003 25 Prozent der Bevölkerung mit UMTS zu versorgen. O2 erweitert seinen Vertrag über das nationale Roaming mit T-Mobile um UMTS. - 2004: UMTS-Karte für Notebooks
Erst 2004 beginnt die kommerzielle Nutzung der teuer ersteigerten UMTS-Frequenzen. O2 Germany bringt mit einer UMTS-/GPRS-Karte für Notebooks sein erstes UMTS-Produkt mit entsprechendem Tarif auf den Markt. Das Unternehmen investiert in seine Marke O2 und eröffnet unter anderem seinen ersten Flagship-Store in München. - 2006: O2 Germany überspringt die 10-Millionen-Marke bei Kunden.
Technisch schaltet das Unternehmen gegen Ende 2006 den Turbo für UMTS an und startet HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) und ermöglicht so Megabit-Geschwindigkeiten im Mobilfunknetz. - 2007: Einstieg ins Discountgeschäft mit Fonic
Der Wettbewerb um Marktanteile auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt wächst. Insbesondere E-Plus erhöht immer wieder mit niedrigen Preisen für Flatrates unter seiner Marke Base den Preisdruck im Markt. O2 Germany steigt 2007 in das Discountgeschäft ein und geht mit der Marke Fonic an den Start. Im Festnetzgeschäft verschärft sich der Ton unter den Wettbewerbern. - 2008 passt O2 ...
... seinen Unternehmensnamen an den Mutterkonzern Telefónica an. Die deutsche Tochter bekommt den Namen Telefónica O2 Germany. O2 bleibt die wichtigste Marke, unter der das Unternehmen seine Produkte und Services anbietet. Das Festnetz von Telefónica Deutschland gehört jetzt auch zum Unternehmen. - 2009: "Kostenairbag" für O2-Kunden
Das immer dichter und für Kunden verwirrender gewordene Tarifdickicht bekämpft Telefónica O2 Germany im Jahr 2009 mit dem Tarif "O2o" und beschert der Welt das Wort "Kostenairbag". Die Leser des Telekommunikationsmagazins connect wählen O2o zur Tarif-Innovation des Jahres. - 2010: LTE-Versteigerung
Im Mai des Jahres bietet Telefónica O2 Germany bei der Versteigerung der LTE-Frequenzen mit. Verglichen mit der UMTS-Auktion im Jahr 2000 bleiben die Preise niedrig: 1,38 Milliarden Euro muss das Unternehmen für seine ersteigerten LTE-Frequenzen hinlegen. Unternehmenschef René Schuster kündigt noch für Ende des Jahres den Betrieb des ersten regionalen LTE-Netzwerks an. - 2010: Mobilfunk im eigenen Netz
2010 hat die ehemalige Viag Interkom es geschafft und kann ohne die Hilfe der Deutschen Telekom bundesweit Mobilfunk über das eigene Netz anbieten. Das hatte O2 bereits Ende 2008 so ausgebaut, dass das Unternehmen nach eigenen Angaben 99 Prozent der Bevölkerung erreichte. Die Kooperation mit T-Mobile endet Anfang des Jahres. Sein Festnetzgeschäft vergrößert Telefónica in Deutschland durch den Erwerb der Hansenet. - 2014: Übernahme von E-Plus
Im Sommer 2014 übernimmt Telefónica O2 den Konkurrenten E-Plus und steigt damit zum größten deutschen TK-Konzern auf. Die Marke "Base" wird im Zuge der Fusion aufgegeben, insgesamt 1600 Stellen fallen bis 2018 weg.
Die Mobilfunker erhoffen sich von der mobilen Internetnutzung auch künftig gute Geschäfte. In der jüngsten Auktion gaben sie insgesamt 5,1 Milliarden Euro für Mobilfunklizenzen aus. Zuletzt waren die Telekom und Telefonica in Deutschland beim Umsatz mit Mobilfunkdienstleistungen aus eigener Kraft bereits wieder gewachsen. Vodafone will mit dem künftigen neuen Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter nachziehen. (dpa/tc)