Elon Musk
Tesla-Chef schläft in der Fabrik
Tesla-Chef Elon Musk zieht selbst in die Fabrik, um den bisher größten Produktions-Schub des Elektroauto-Spezialisten zu überwachen. "Mein Schreibtisch steht am Ende der Fertigungslinie. Ich habe einen Schlafsack in einem Konferenzraum daneben, den ich recht häufig nutze", erzählte der Milliardär Branchenanalysten nach Vorlage aktueller Zahlen am späten Mittwoch.
Mit diesen Worten wollte Musk vor allem unterstreichen, wie weit jeder bei Tesla gehen würde, um den auf 2018 vorgezogenen Sprung auf 500000 Autos pro Jahr zu schaffen. Zugleich illustrierte er damit aber auch, wie weit der Weg für Tesla noch ist.
Nicht nur, dass die Firma aus dem Silicon Valley im vergangenen Jahr erst etwas über 50000 Fahrzeuge auslieferte. Die Produktion des um mehr als ein Jahr verzögerten SUV Model X lief bis zuletzt auch nach Monaten noch holprig. "Diesen Freitag um 3.00 Uhr morgens haben wir unsere erste makellose Produktion des Model X geschafft, bei dem wir ohne Probleme durch den ganzen Fertigungsprozess gekommen sind", sagte Musk. "Das war ein großartiger Meilenstein", fügte er hinzu - und in seiner Stimme schien Selbstironie durchzuklingen.
Die Elektroautos von Tesla haben die Branche aufgemischt, die rund 400000 Vorbestellungen bei dem für Ende 2017 angekündigten günstigeren Wagen Model 3 binnen weniger Wochen sind ein Zeichen für das Interesse der Verbraucher. Doch jetzt steht Tesla vor ihrer größten Herausforderung: Der fehlerfreien Massenproduktion.
Das Ziel von 500000 Fahrzeugen pro Jahr zog Musk nun kurzerhand von 2020 auf 2018 vor. Wer jetzt ein Fahrzeug des Model 3 bestelle, sollte es 2018 bekommen, versprach er. In vier Jahren könne Tesla bereits auf die Kapazität von einer Million Autos kommen.
Dabei darf sich Tesla dann aber auch nicht die Qualitätsprobleme erlauben, über die zuletzt einige Neubesitzer des Model X klagten. Bei manchen gingen die markanten Flügeltüren nicht mehr auf, andere kritisierten die Verarbeitung. Und das sind Leute, die schmerzfrei über 100000 Dollar hinblätterten und bereit waren, jahrelang zu warten. Die Toleranzschwelle der Model-3-Käufer dürfte da eine andere sein, vom größeren Ausmaß einer Rückrufaktion ganz zu schweigen. Musk ist das bewusst: "Wir sind versessen darauf, der beste Hersteller der Welt zu werden", betonte er.
Helfen soll auch, dass beim Model 3 auf unnötigen technischen Schnickschnack, der die Produktion komplizierter und anfälliger für Fehler mache, verzichtet worden sei. Eine Fliege könne man mit einer Atombombe, einer Maschinenpistole oder einer Fliegenklatsche töten, erklärte der für markante Worte bekannte Tesla-Chef als Vergleich. Die Botschaft: Beim Model 3 will Tesla nach den teuren Flügeltür-Experimenten auf dem Boden bleiben.
Zugleich sind die grundsätzlichen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der ElektrofahrzeugeElektrofahrzeuge nicht ausgeräumt. "Wo sind Elektroautos erfolgreich? In den Märkten, in denen es staatliche Eingriffe gibt", sagt etwa der Branchenexperte Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture. Die Kosten pro gefahrenen Kilometer inklusive Anschaffung, Wartung und Strom bzw. Sprit seien beim Elektrofahrzeug höher als beim Verbrennungsmotor - "und dann gehört angesichts der praktischen Einschränkungen im Alltag sehr viel Idealismus dazu, wenn Sie auf ein solches Fahrzeug umsteigen". Erst wenn es in einigen Jahren die erwarteten Fortschritte bei Batterie-Technologien gäbe, "dann ist das ein anderes Spiel". Top-Firmen der Branche Automobil
In einigen Märkten wie Norwegen profitierte Tesla von staatlicher Förderung Elektrofahrzeuge. In Deutschland sind aber die beiden aktuellen Modelle des Konzerns wegen ihres Preises von der geplanten Kaufprämie von 4000 Euro ausgeschlossen. Es gibt eine Obergrenze von 60000 Euro - und bei Tesla kostet die günstigste Version des Model S gut 88000 Euro. Tesla kritisiert die Schwelle als willkürlich und verweist nebenbei darauf, dass die Vorschläge zusammen mit den Chefs der deutschen Konkurrenten entworfen worden seien. (dpa/rs)