Bernhard Osburg

Thyssenkrupp-Steel-Chef: "Wir haben einen Stahlengpass in Europa"

29.06.2021
Der Chef des größten deutschen Stahlerzeugers Thyssenkrupp Steel rechnet mit vorerst anhaltenden Versorgungslücken beim Stahl.
Bernhard Osburg, Sprecher des Vorstands von thyssenkrupp Steel Europe, begründet die Sonderkonjunktur beim Stahl mit den Wiederaufbauprogrammen.
Bernhard Osburg, Sprecher des Vorstands von thyssenkrupp Steel Europe, begründet die Sonderkonjunktur beim Stahl mit den Wiederaufbauprogrammen.
Foto: thyssenkrupp Steel Europe

"Wir haben einen Stahlengpass in Europa", sagte Bernhard Osburg bei einer Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf. Die europäische Stahlindustrie habe zwar ihre Kapazitäten voll hochgefahren. Das reiche aber nicht, um die Nachfrage zu decken. Auch ThyssenkruppThyssenkrupp sei sehr gut ausgelastet. Kurzarbeit sei kein Thema mehr. Viele stahlverarbeitende Branchen klagen seit Monaten über einen Mangel an Vorprodukten. Top-500-Firmenprofil für ThyssenKrupp

Den Stahlüberschuss, der die Lage auf dem Weltmarkt viele Jahre bestimmt habe, gebe es nicht mehr, sagte Osburg. China, wo die Corona-Krise schon im vergangenen Jahr überwunden worden sei, habe einen "extrem hohen Stahlhunger". Deshalb habe die chinesische Regierung die in der Vergangenheit gewährten Steuererleichterungen für Stahlexporte gestrichen. Stahl aus China fehle daher auf dem Weltmarkt. Was noch vorhanden sei, "sucht sich vor allem den Weg in die USA". Denn dort sei das Preisniveau deutlich höher als in Europa.

Rekordpreise für Eisenerz

In Europa fehlten etwa 20 Millionen Tonnen Flachstahl. Das seien rund 20 Prozent der in normalen Jahren benötigten Menge. Diese Lücke sei keine Folge der Schutzmaßnahmen für die europäische Stahlindustrie. "Ihnen verkauft einfach keiner etwas", sagte Osburg. Das Preisniveau habe kräftig angezogen, aber auch die Rohstoffe seien für die Hüttenwerke deutlich teurer geworden. So müssten für Erze derzeit Rekordpreise gezahlt werden.

Der Thyssenkrupp-Manager rechnet vorerst nicht mit einer Entspannung. Da die großen Corona-Wiederaufbauprogramme in Europa und den USA erst anliefen, werde die Nachfrage nach Stahl hoch bleiben. Das konjunkturelle Umfeld werde zumindest mittelfristig gut bleiben. Das spreche dafür, "dass die Stahlkonjunktur wahrscheinlich nicht sehr schnell wieder in große Probleme kommt". (dpa/rs)

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