Forsa-Digitalisierungsmonitor 2020
Umfrage zeigt Defizite der Digitalisierung in Deutschland auf
Die Menschen in Deutschland fühlen sich von der Politik nur ungenügend auf die DigitalisierungDigitalisierung vorbereitet. Das geht aus dem Digitalisierungsmonitor 2020 hervor, den das Forsa-Institut im Auftrag der FDP-Bundestagsfraktion erstellt hat. In der am Dienstag vorgestellten Umfrage verneinten 84 Prozent der Befragten, dass die Politik die Bevölkerung ausreichend auf das digitale Zeitalter und die damit verbundenen Folgen vorbereite. Das war ein Prozentpunkt mehr als bei der gleichen Erhebung im Vorjahr. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Schlechte Noten vergeben die Bürger auch für die digitale Ausstattung von Schulen. Auf den Satz "Die Schulen in meinem Land sind ausreichend mit digitaler Infrastruktur ausgestattet" antworteten 80 Prozent der Befragten mit "eher nicht" beziehungsweise "überhaupt nicht". Fast genauso viele (77 Prozent) sprachen sich dafür aus, dass die Schule jeder bedürftigen Schülerin und jedem bedürftigen Schüler ein Tablet oder anderes digitales Endgerät zur Verfügung stellen sollte.
Die Aussage "Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung große Defizite bestehen" bejahten 37 Prozent der Befragten voll und ganz und weitere 45 Prozent stimmten eher zu - insgesamt sehen also 82 Prozent Mängel. Nur für acht Prozent trifft diese Aussage eher nicht oder überhaupt nicht zu. Viele Menschen monierten, dass die Online-Angebote von Behörden unübersichtlich strukturiert und Formulare oft schwer verständlich seien.
Die Umfrage zeigt, dass die Corona-Pandemie digitale Kommunikation zu privaten und beruflichen Zwecken vorantreibt. Jeder zweite Befragte gab an, diese Möglichkeiten seit Beginn der Krise deutlich oder zumindest etwas häufiger zu nutzen. Nicht immer klappt dies jedoch reibungslos. So gaben 29 Prozent an, dass Verbindungsprobleme mit dem mobilen Internet sehr oder eher häufig vorkämen. Im Vergleich zum Vorjahr war dies eine Zunahme um drei Punkte, im Vergleich zu 2018 um sieben Prozentpunkte. Bei 44 Prozent kamen solche Probleme eher selten, bei 27 Prozent so gut wie nie vor.
Die Umfrage zeigt, dass ein hohes Interesse daran besteht, auch nach der Corona-Pandemie im Homeoffice zu arbeiten. 14 Prozent wünschen sich dies täglich oder fast täglich, 39 Prozent mehrmals pro Woche und 29 Prozent einmal pro Woche. 56 Prozent der Befragten fanden die bisherigen Erfahrungen im Homeoffice sehr positiv oder eher positiv, nur 9 Prozent sehr negativ oder eher negativ. 35 Prozent sahen positive wie negative Aspekte.
Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, kritisierte: "Die Bundesregierung droht das große Potenzial der Digitalisierung zu verspielen, weil sie wichtige Baustellen liegen lässt." Buschmann forderte mutige Reformen, um die Defizite schnell auszumerzen: "Ein Digitalministerium auf Bundesebene muss als zentrale Koordinierungsstelle geschaffen werden, mit einem Digitalpakt 2.0 sollten unsere Schulen ins digitale Zeitalter gehoben werden und der flächendeckende Ausbau der digitalen Infrastruktur muss zur Top-1-Priorität werden."
Der digitalpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Manuel Höferlin, nannte es besonders schlimm, dass der Ausbau der digitalen Infrastruktur seit drei Jahren kaum vorankomme. "Auf unseren Datenautobahnen herrscht ein Tempolimit, sie sind mit Funklöchern übersät. Dies ist nicht nur im ländlichen Raum so, auch Ballungsräume sind Brachland in Sachen Breitband." Nötig sei ein flächendeckender Ausbau der digitalen Infrastruktur auf neuestem Stand der Technik.
Auch die Digitalisierung der Verwaltung müsse endlich vorankommen. Die FDP-Fraktion fordere ein zentrales Online-Bürgerportal. "Bürger müssen alle Services bequem von zu Hause oder unterwegs erledigen können, ob es nun die Beantragung einer Geburtsurkunde, die Gewerbe- oder auch Pkw-Anmeldung sei." (dpa/rw)