Public IT


Bitkom-Studie nach PRISM

Vertrauen in Staat und Behörden schwindet

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

„Das sind Zahlen, die alle aufrütteln sollten, die womöglich noch meinen, das Thema werde sich von selbst erledigen", sagte Kempf. Und weiter: "Die Zahlen zeigen, dass eine rasche Aufklärung der Vorgänge auch im Interesse der Politik selbst liegt. Es scheint, als ob die Nutzer sehr wohl einzuschätzen wissen, worum es bei den Abhörmaßnahmen geht und vor allem, von wem sie ausgehen und wer dafür verantwortlich ist. Es sind staatliche Stellen, die den Zugriff auf Daten bei Internetunternehmen einfordern – oder die, wenn die Berichte zutreffen, einfach den Datenverkehr aus den Leitungen mitschneiden", so Kempf.

Keine Mails mit vertraulichen Dokumenten verschicken

Das Vertrauen in den Umgang der Wirtschaft mit persönlichen Daten hat laut der Umfrage ebenfalls abgenommen, aber weniger stark. 34 Prozent haben aktuell starkes oder sehr starkes Vertrauen gegenüber der Wirtschaft, was ihre persönlichen Daten betrifft. Vor zwei Jahren waren es 41 Prozent. Weniger starkes oder gar kein Vertrauen haben 55 Prozent, 2011 waren es 46 Prozent.

Schlecht fürs E-Government: Die Bürger trauen dem Staat im Netz nicht mehr.
Schlecht fürs E-Government: Die Bürger trauen dem Staat im Netz nicht mehr.
Foto: Bitkom/Aris

Aktuell machen sich 39 Prozent der Internetnutzer Sorgen, dass staatliche Stellen ihre persönlichen Daten ausspähen könnten. 42 Prozent befürchten, dass Kriminelle sie ausspionieren könnten, 34 Prozent befürchten ein solches Verhalten von Unternehmen.

Insgesamt geben zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) an, dass ihre Daten im Netz eher (39 Prozent) oder völlig (27 Prozent) unsicher sind. Nur zwei Prozent glauben, dass ihre Daten im Internet sehr sicher sind, 27 Prozent halten sie dort für sicher. Vor zwei Jahren hatten nur etwas mehr als die Hälfte der Internetnutzer (55 Prozent) Sorgen um ihre Daten. Zwölf Prozent hatten angegeben, ihre Daten seien im Netz völlig unsicher, 43 Prozent bezeichneten sie als eher unsicher. Gleichzeitig waren sechs Prozent davon ausgegangen, ihre Daten seien sehr sicher, 36 Prozent bezeichneten sie als sicher.

Verzicht auf Cloud-Dienste

Als Konsequenz wollen 43 Prozent keine E-Mails mit vertraulichen oder wichtigen Dokumenten verschicken. 19 Prozent wollen auf Cloud-Dienste verzichten, 13 Prozent auf eine Mitgliedschaft in sozialen Netzwerken. „Auch wenn immer mehr Menschen Sicherheitsbedenken haben: Das praktische Verhalten im Internet hat sich nicht verändert", sagte Kempf.

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