VMware-Chef im Home Office
Vier Kinder, Klavier und tägliche Videokonferenzen
Wie organisieren Sie Arbeit in Zeiten von Corona?
Armin Müller: Als Deutschland-Chef von VMware trage ich die Verantwortung für über 400 Mitarbeiter in Deutschland. Unsere Zentrale in München-Riem ist seit Mitte März geschlossen und alle Mitarbeiter sind angehalten, von zu Hause zu arbeiten. Wer ins Büro kommen möchte, braucht eine Sondergenehmigung. Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter, Kunden und Partner hat für mich allerhöchste Priorität, daher haben wir zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um den Schutz zu maximieren und die Ansteckung zu minimieren. Dazu gehören zusätzliche Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen in allen unseren Büros weltweit sowie die Einschränkung sämtlicher Geschäftsreisen.
Ich arbeite von zu Hause in meinem Arbeitszimmer. Bei VMware nutzen wir unsere eigene Plattform für den digitalen Arbeitsplatz Workspace ONE, über die wir auf sämtliche Unternehmensdaten und Anwendungen über mobile Geräte aller Art sicher zugreifen können. Das funktioniert zum Glück sehr gut. Ich tausche mich täglich über Telefon und Videokonferenzen mit meinen Mitarbeitern aus und mittags freue ich mich über das gemeinsame Mittagessen mit meiner Familie - meine Frau und meine vier Kinder sind ja zurzeit auch zu Hause. Das bereitet mir jeden Tag besondere Freude.
Welche Tipps haben Sie für den Umgang mit der Situation im Team?
Armin Müller: Persönliche Kommunikation ist natürlich das, was zu kurz kommt, wenn alle im Home Office arbeiten. Mal kurz in der Kaffeepause plauschen, gemeinsames Mittagessen, eine Runde durchs Büro drehen und sich mit verschiedenen Mitarbeitern austauschen - das alles geht nicht mehr. Aber das ist wichtig, um ein Gefühl für die Stimmung im Unternehmen zu bekommen. Bei VMware haben wir "virtuelle Coffee Breaks" (Kaffeepausen) während der Arbeitszeit eingeführt, um die ZusammenarbeitZusammenarbeit zu verbessern und sich auszutauschen. Alles zu Personalführung auf CIO.de
Da wir sehr viele Mitarbeiter haben, die viel unterwegs sind und oft von zuhause oder unterwegs arbeiten, sind wir in Sachen Remote Work gut aufgestellt, sowohl technisch mit Infrastruktur, Plattformen und Collaboration Tools als auch mit Guidelines für die Mitarbeiter. In dieser schwierigen Situation ist es wichtig, immer ein offenes Ohr zu haben - gerade für Mitarbeiter, die besonders betroffen sind, sei es durch eine Infektion mit COVID-19 im näheren Umfeld, oder auch Alleinerziehende beziehungsweise Menschen, die Angehörige pflegen.
Die virtuelle Leadership-Herausforderung
Wie agieren Sie als Führungskraft - Stichwort virtuelles Führen?
Armin Müller: Kommunikation ist hier das Stichwort. Durch die Situation im Home Office darf man den Kontakt zu den Mitarbeitern nicht abreißen lassen. Ich musste mich erst daran gewöhnen, ausschließlich über Telefon, Video und Collaboration Tools zu kommunizieren. Aber nach ein paar Tagen hat es sich gut eingespielt. Ich freue mich, mein Team über Videokonferenzen täglich zu sehen und Collaboration Tools lassen sich ausgezeichnet für den informellen Austausch nutzen - witzige GIFs oder Emojis lockern den Arbeitsalltag auf.
Was mir auch unter normalen Umständen sehr wichtig ist, gewinnt jetzt noch mehr Bedeutung: die Verantwortlichkeit der Teammitglieder. Ich habe großes Vertrauen in meine Mitarbeiter, jeder ist Experte in seinem Bereich und verantwortet diesen selbständig. Wenn Mitarbeiter Unterstützung brauchen, können sie immer auf mich zukommen, aber grundsätzlich setze ich auf Eigenverantwortung und vertraue auf die Expertise jedes Einzelnen.
Wie gehen Sie persönlich mit der augenblicklichen Situation um? Wie schalten Sie ab?
Armin Müller: Ich versuche positiv zu bleiben und auch in schwierigen Zeiten nach vorne zu sehen. Ich bin dankbar dafür, dass meine Familie gesund ist und habe größten Respekt für die Beschäftigten im Gesundheitswesen und Einzelhandel, die tagtäglich ihr Bestes geben. Ich genieße die zusätzliche Zeit mit meiner Familie - dadurch, dass der tägliche Stau auf der Fahrt ins Büro wegfällt. Am besten kann ich mit Musik abschalten, ich spiele Klavier und die schönsten Momente sind die kleinen Stegreif-Konzerte, die ich mit meiner Tochter an der Geige oder meinem Sohn an der Posaune zum Besten gebe.