Quiet Quitting erkennen
Was Arbeitgeber jetzt tun können
Veränderung ist wenigstens seit der Pandemie für Unternehmen und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine der unberechenbaren, aber ständig präsenten Konstanten. Auf Umbrüche, neue Strategien und alternative Arbeitsmodelle zu reagieren, fordert aber von allen Kraft und Einsatz. Viele Beschäftigte haben das Beste aus der Situation gemacht und mehr geleistet. Mittlerweile ist allerdings auch ein anderes Phänomen zu beobachten: Quiet Quitting. Wörtlich übersetzt heißt das "stille Kündigung", etwas passender wäre "Dienst nach Vorschrift". Das heißt, MitarbeiterMitarbeiter sind sehr wohl anwesend und erfüllen ihre Aufgaben - manchmal sogar mit guten Ergebnissen. Alles zu Personalführung auf CIO.de
Quiet Quitting: Schluss mit Extrameile
Bei den Quiet Quittern hat sich dennoch etwas verändert: Sie machen keine unbezahlten Überstunden mehr und übernehmen auch keine zusätzlichen Aufgaben. Anders gesagt, sie gehen nicht mehr die Extrameile. Ein Grund dafür: Viele Mitarbeiter fühlen sich nicht genügend wertgeschätzt und/oder entlohnt. Sie möchten außerdem nicht mehr 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche verfügbar sein oder im Urlaub E-Mails beantworten.
Mitarbeiter werden heute von einem neuen Gefühl der Handlungsfähigkeit und des Selbstwerts angetrieben, das sich auf zwei Dinge konzentriert: Ausgeglichenheit und einen Burnout vermeiden. Überall auf der Welt bewerten die Menschen ihr Leben und die Kontrolle, die die Arbeit über sie hat, neu. Quiet Quitting ist daher nicht neu, sondern eher ein neuer Begriff für ein bereits bekanntes Phänomen.
In der Praxis heißt das, Dinge wie berufliche Überlastung zu vermeiden und stattdessen mehr auf die psychische Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden zu achten. Also im Familienurlaub nicht mehr so oft um 19 Uhr den Laptop aufklappen, sondern in der freien Zeit das Leben genießen. Denn Menschen definieren sich nicht mehr so stark wie vor fünf oder zehn Jahren durch ihre Produktivität und ihren Status am Arbeitsplatz.
Es ist schwer zu bestimmen, wann Mitarbeiter sich davon verabschieden, die Extrameile zu gehen und ihr Engagement auf Normalmaß herunterzufahren. Wenn Arbeitnehmer zu einem Projekt "Nein" statt "Ja" sagen, setzen sie möglicherweise nur neue Prioritäten und konzentrieren sich auf Aktivitäten, die den größten Nutzen bringen. Gleichzeitig hilft ihnen das, Überarbeitung zu vermeiden, die Motivation zu steigern und nachhaltig engagiert zu arbeiten.
Die Zahlen hinsichtlich des Engagements zeigen insgesamt zwar einen rückläufigen Trend. Es ist aber noch zu früh, um sagen, ob das "stille Kündigen" ein Generationentrend ist. Quiet Quitting ist ein schleichender Prozess, Mitarbeiter empfinden ihren Job nach und nach als weniger erfüllend. Da die meisten Menschen allerdings sehr viel Zeit mit ihrer Arbeit verbringen, ist die langfristige Auswirkung auf die Lebenszufriedenheit dennoch groß.
Umgekehrt haben engagierte Beschäftigte einen messbaren und gut dokumentierten Effekt auf die Geschäftsergebnisse, andere Mitarbeiter und Kunden. Auch wenn es sich vorübergehend anstrengend anfühlen mag: Bei Projekten zu unterstützen oder zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, kann langfristig sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeiter eine Bereicherung sein.
Quiet Quitter: Wege zur Remotivation
Das Wichtigste ist jedoch, diese Bemühungen wahrzunehmen, zu verstehen und angemessen anzuerkennen. Daher sollten Organisationen messen, ob sich Mitarbeiter engagieren und was sie dazu antreibt. Die Wertschätzung des Engagements und das Gefühl, gehört zu werden, steigern Motivation und Produktivität.
Zuhören ist enorm wichtig - und der Ausgangspunkt, Quiet Quitting entgegenzuwirken. Im Experience Management werden die Wurzeln der stillen Kündigung als Experience Gaps bezeichnet: Fälle, in denen Unternehmen oder Marken die Erwartungen eines Mitarbeiters an irgendeinem Punkt seiner Reise nicht erfüllen.
Programme für unternehmensweite Umfragen sind enorm wichtig, um Lücken in der Erfahrung zu identifizieren und zu schließen. Diese ermöglichen es Unternehmen auch, die Ursachen für Motivationslosigkeit, aber auch für überdurchschnittliches Engagement zu erkennen und zu verstehen. Fühlen sich Mitarbeiter beispielsweise motiviert und werden sie für ihre Bemühungen gesehen oder entschädigt? Wenn nicht, warum nicht? Es ist wichtig, nach den sogenannten Experience Gaps zu suchen.
Vielen Menschen fällt es schwer, Beruf und Familie zu trennen - erst recht in hybriden und dezentralen Arbeitsumgebungen. Entscheidend ist, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter ermutigen, Grenzen zu setzen und Auszeiten ernst zu nehmen. Einige einfache Maßnahmen sind zum Beispiel Tage für geistige Gesundheit anzubieten, Abwesenheitszeiten festzulegen sowie sicherzustellen, dass Mitarbeiter während ihres Urlaubs nicht gestört werden.
Jeder Job hat Kernanforderungen. In vielen Unternehmenskulturen ist aber die Idee verankert, über das normal Geforderte hinauszugehen - einige Führungskräfte erwarten dies sogar. Die Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die über eigentlichen Anforderungen hinausgehen, sollten ganz klar geregelt sein und kommuniziert werden.
Das Problem fehlender oder geringer Motivation lässt sich etwa durch eine Employee-Listening-Software lösen, die Unternehmen einen guten Überblick über die Erfahrungen der Mitarbeiter geben kann. Dazu gehören Engagement (zusammen mit der Motivation der Indikator für die Extrameile), Erwartungen, Sinnhaftigkeit, körperliche Gesundheit sowie geistiges und emotionales Wohlbefinden.
Eine solche Anwendung sammelt kontinuierlich Feedback zu allen Erfahrungen der Mitarbeiter, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, die sich auf Engagement, Talentplanung, Produktivität und Innovation auswirken. Organisationen sind damit in der Lage, Maßnahmen zu ergreifen, um damit die Quiet Quitter zu motivieren, sich wieder für ihr Unternehmen zu engagieren. (hk)