Charmanter plaudern
Was beim Small Talk gar nicht geht
Wie wird man Klammerer und Belagerer wieder los?
Es gibt Menschen, die wollen einen den ganzen Abend nicht mehr los lassen, weil sie froh sind, endlich einen Gesprächspartner gefunden zu haben. Wie verhalte ich mich, ohne unhöflich zu sein?
Renate Birkenstock: Die meisten von uns kennen solche Situationen, sowohl aus der Perspektive desjenigen, der "belagert" wird, aber auch aus der Perspektive desjenigen, der "klammert". Denn wenn man bei einer Veranstaltung niemanden kennt, ist man froh, nicht allein herumstehen zu müssen. Nehmen Sie den "Klammerer" einfach mit zu einer anderen Gruppe oder Person und sagen Sie beispielsweise: "Da hinten sehe ich Frau Maier von der Firma XY. Ich möchte ihr gerne kurz Hallo sagen, kommen Sie doch einfach mit, dann kann ich Sie gleich miteinander bekannt machen".
Ilona Quick: Unhöflich und unschön sind Notlügen, wie beispielsweise: "Ich gehe zum Buffet und hole mir noch eine Kleinigkeit", von wo aus Sie nicht wieder zurückkehren. Peinlich, wenn Ihr Gesprächspartner allein im Raum stehend auf Sie wartet!
Und woran erkenne ich selber, dass ich mein Gegenüber langweile?
Renate Birkenstock: Es ist wichtig, die Körpersprache der Gesprächsteilnehmer aufmerksam zu beobachten: fehlender oder abschweifender Blickkontakt, auf die Uhr sehen, unruhiges Verhalten, knappe oder keine Antworten sind Anzeichen, dass jemand nicht mehr aktiv am Gespräch beteiligt ist.
Was halten Sie von der Idee, sich neben eine Gruppe von Leuten zu stellen und zu lauschen, worüber geredet wird, um sich dann an geeigneter Stelle umzudrehen und eine Frage zum Thema zu stellen?
Ilona Quick: Versetzen Sie sich in die Situation der Gruppe: Es ist unangenehm, wenn man das Gefühl hat, belauscht worden zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Person freudig in das Gespräch aufgenommen wird. Unserer Meinung nach sollten Sie daher eine solche Kontaktaufnahme vermeiden.
Kann man Small Talk eigentlich üben?
Renate Birkenstock: Selbstverständlich - Übung macht den Meister. Dazu eignen sich Alltagssituationen wie beim Bäcker, Fleischer, an der Haltestelle und so weiter. Meistens reagieren die Angesprochenen erfreut, wenn man Sie mit ein paar Sätzen bewusst wahrnimmt. Wir raten dazu, Small Talk in solchen privaten Situationen zu üben, um dann im beruflichen Rahmen locker und ungezwungen reagieren zu können.
Frau Birkenstock, Frau Quick, ich sehe gerade, dass ich noch ein Telefonat führen muss. Ich würde mich freuen, wenn wir in Kontakt bleiben! Dann kann ich Ihnen sicher erzählen, wie unseren Lesern das Interview gefallen hat.
Renate Birkenstock, Ilona Quick: Ja, vielen Dank. Wir würden uns auch freuen, in Kontakt zu bleiben und zu hören, wie es Ihren Lesern gefallen hat. (Handelsblatt)
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