Strategien


PLM, Digital Twin, KI

Was Digitalisierungsvorreiter besser machen

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Unternehmen in der Fertigungsindustrie digitalisieren sich zu langsam und schöpfen deshalb ihr Marktpotenzial bis 2020 nicht aus. Doch es gibt Branchenvorreiter. Capgemini zeigt, welche Projekt sie vorantreiben.
  • Fertigungsunternehmen, die sich überdurchschnittlich schnell digitalisieren, erfüllen vier Punkte: intelligente Nutzung der Daten aus smarten Produkten, definierte Digitalisierungs-Strategie, offene Unternehmenskultur und Kooperationen für mehr Innovation.
  • Lediglich knapp jedes vierte Fertigungsunternehmen arbeitet mit digitalen Zwillingen.
  • 60 Prozent haben noch nicht den gesamten Lebenszyklus eines Produktes von der Entwicklung bis zur Fertigung vollständig digitalisiert.

Bis zum Jahr 2020 könnte die globale Fertigungsindustrie mit der Einwicklung smarter, vernetzter Geräte ein Volumen zwischen 519 bis 685 Milliarden US-Dollar umsetzen. Doch die Branche digitalisiert sich zu langsam. Das erklärt das Digital Transformation Institute (DTI) des Beraters Capgemini in der Studie "Digital Engineering - the new growth engine for discrete manufacturers".

Tools rund um Collaborative Product Development kommen im Product Lifecycle Management (PLM) am häufigsten zum Einsatz.
Tools rund um Collaborative Product Development kommen im Product Lifecycle Management (PLM) am häufigsten zum Einsatz.
Foto: Capgemini

Die Analyse stützt sich auf Angaben von rund 1.000 Entscheidern aus neun Ländern, darunter Deutschland, China und den USA. Den Unternehmen ist die Relevanz des Themas bewusst. Sie profitieren jedoch "nur bedingt" von den seit 2014 getätigten Investitionen in die DigitalisierungDigitalisierung. Zwei von drei Befragten begründen das mit widersprüchlichen Zielen: Einerseits wollen sie Markteinführungen beschleunigen, indem bestehende Produkte weiterentwickelt werden, gleichzeitig wollen sie vermehrt in neue, vernetzte Produkte investieren. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Daten, Digitalisierungs-Strategie, agile Unternehmenskultur und Collaboration

Capgemini nennt vier Punkte, die Branchenvorreiter auszeichnen. Der erste und wichtigste ist die Datennutzung: "93 Prozent der erfolgreichen Unternehmen nutzen aus smarten Produkten generierte Daten, um daraus umsetzbare Erkenntnisse abzuleiten. Branchenweit macht davon heute nur rund ein Viertel aller Unternehmen Gebrauch", stellen die Consultants fest.

Die anderen drei Punkte lauen: Die schneller digitalisierten Unternehmen verfügen über eine definierte Digitalisierungs-Strategie, pflegen eine offene beziehungsweise agileagile Unternehmenskultur und kooperieren bei der Entwicklung innovativer Produkte mit anderen Unternehmen. Alles zu Agile auf CIO.de

PLM, Digital Twins und KI

Einige weitere Ergebnisse der Studie:

Product Lifecycle Management (PLM): Capgemini wollte wissen, welche Features und Tools des Product Lifecycle Managements (PLM) die Unternehmen nutzen. Ganz vorne liegen mit 54 Prozent der Nennungen Tools rund um Collaborative Product Development. Es folgen Tools zur Data Continuity und vergleichbare Enabler wie beispielsweise Digital Twins (20 Prozent), Model-based system engineering und Virtual Simulation (beide mit zehn Prozent der Nennungen) sowie Accelerating platforming/reuse of components (sieben Prozent).

Bisher haben erst 16 Prozent der Fertigungsunternehmen Digital Twins komplett implementiert.
Bisher haben erst 16 Prozent der Fertigungsunternehmen Digital Twins komplett implementiert.
Foto: Capgemini

Digital Twins: die 20 Prozent reduzieren sich auf 16 Prozent, wenn es um die Frage geht, ob die Technologie komplett implementiert ist. Eine relative Mehrheit von 39 Prozent der Unternehmen hat Digital Twins bisher nur selektiv implementiert, weitere 28 Prozent sehen sich in der Pilotphase.

Künstliche Intelligenz (KI): Auch in Sachen Künstliche Intelligenz (KI oder AI für Artificial Intelligence) sieht Capgemini Nachholbedarf. Am höchsten ist der Nutzungsgrad mit 37 Prozent bei der Entwicklung neuer Produkte. Weitere 25 Prozent nutzen KI für die inkrementelle Produktentwicklung und 19 Prozent für die Produktevaluierung. Jeweils neun Prozent setzen AI bei der Produkt-Einführung oder in der Produkt-Sicherheit ein.

Kultur und Netzwerk: Um eine innovationsfreundliche Kultur zu fördern, haben 30 Prozent der Fertigungsunternehmen ein Netzwerk einzelner geografisch verteilter Labs eingerichtet, die an Produktentwicklung und InnovationInnovation arbeiten. 26 Prozent beschränken dies auf ein lokales Lab. 23 Prozent setzen außerdem auf eine Open-Innovation-Strategie. Alles zu Innovation auf CIO.de

Überdurchschnittlich erfolgreiche Fertigungsunternehmen unterscheiden sich in vielen Punkten vom Rest des Feldes.
Überdurchschnittlich erfolgreiche Fertigungsunternehmen unterscheiden sich in vielen Punkten vom Rest des Feldes.
Foto: Capgamini

In einem Vergleich überdurchschnittlich erfolgreicher Unternehmen mit dem Rest des Feldes zeigt sich, dass die Vorreiter öfter ein produktbasiertes Service Development nutzen (88 Prozent versus 60 Prozent). Sie arbeiten öfter am Design von Mensch-/Maschine-Schnittstellen (74 Prozent/48 Prozent) und verfügen häufiger über ein Connectivity- und Netzwerk-Management (73 Prozent/52 Prozent).

Fünf Ratschläge für Fertigungsunternehmen

Capgemini leitet aus der Studie fünf Punkte ab, die alle Fertigungsunternehmen von den Vorreitern ihrer Branche übernehmen sollten. Das sind folgende:

1. Eine digitale Vision entwerfen und eine Roadmap entwickeln, um Fortschritte zu beobachten.,

2. Beziffern, welchen Wert Partner aus dem Ecosystem beisteuern.

3. Neu aufkommende digitale Technologien kaufen und einsetzen.

4. Digitale SkillsSkills für die Transformation und die damit verbundenen Änderungen im Talent-Mix erkennen. Alles zu Skills auf CIO.de

5. Eine Unternehmenskultur fördern, die Experimentierfreudigkeit und Agilität ermöglicht.

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