Strategien


Michael van Dülmen

Weiling setzt auf All-Flash statt Cloud

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Der Bio-Großhändler Weiling hat sein Rechenzentrum komplett auf All-Flash-Systeme umgebaut. IT-Chef van Dülmen berichtet, warum die Cloud keine Option war.
Michael van Dülmen ist EDV-Leiter Infrastruktur von Weiling.
Michael van Dülmen ist EDV-Leiter Infrastruktur von Weiling.
Foto: Weiling

Die Weiling GmbH ist der zweitgrößte Bio-GroßhändlerBio-Großhändler in Deutschland. Die IT des Unternehmens versorgt den Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Coesfeld sowie das Logistikzentrum in Lonsee in Baden-Württemberg mit Virtueller Desktop Infrastruktur (VDI). Top-Firmen der Branche Handel

Alle virtuellen Arbeitsplätze werden auf Servern in der Firmenzentrale verwaltet. "Dafür brauchen wir schnelle Zugriffszeiten und geringe Latenzen, um unserer 450-köpfigen Nutzerschaft ein ordentliches Arbeitsgefühl zu geben," sagt Michael van Dülmen, EDV-Leiter Infrastruktur von Weiling.

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Zudem galt es, den Energieverbrauch und den CO2-Fußabdruck der Unternehmens-IT zu verringern. "Wir wollen möglichst nachhaltig sein und dementsprechend energieeffizient arbeiten," ergänzt van Dülmen. Das funktioniere derzeit am besten mit Flash-Speicher. Die Hardware habe einen besseren Wirkungsgrad und weniger Abwärme als HDD-Festplatten, wodurch das Unternehmen weniger Energie aufwenden müsse, um das RechenzentrumRechenzentrum zu kühlen. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Der Weg zu All-Flash

2007 hatte Weiling noch herkömmliche Festplatten. Es folgten hybride Systeme von Dell EMC und Netapp. 2015 installierte das Team die ersten All-Flash-Module der Marke XtremeIO von Dell EMC. "2016 kam dann das erste M20-System von Pure StorageStorage und dabei sind wir dann auch geblieben," so van Dülmen. Den Ausschlag dafür gab laut dem Manager die einfache Verwaltung des Systems und die intuitiv bedienbare Management-Oberfläche. Alles zu Storage auf CIO.de

"Die Systeme haben uns alles geliefert, was wir uns gewünscht haben," so der EDV-Leiter. Sie erlauben es, die Umgebung aktiv und passiv zu spiegeln sowie Off-site-Backup. Zwei Systeme werden in Echtzeit gespiegelt. Bei den anderen Systemen werden jeweils alle drei bis 12 Stunden - je nach Wichtigkeit und Aktivität - Wiederherstellungspunkte erstellt.

2023 machte Weiling ein Upgrade auf die XL-Variante der Pure-Flash-Arrays inklusive Deduplizierung der gelagerten Daten. "So können wir zukunftssicher skalieren, ohne mehr Platz im Rechenzentrum schaffen zu müssen, da wir weniger Steckplätze brauchen. Das jetzige System ist zur Hälfte leer mit freien Speicher-Slots, so dass wir in den nächsten zehn bis 20 Jahre damit arbeiten können," so van Dülmen.

Die so ersetzten X20-Systeme werden genutzt, um eine etwa um 15 Minuten nachlaufende Umgebung zur raschen Wiederherstellung zu realisieren. Zusätzlich dient der weitere räumlich getrennte Off-Site-Standort für Desaster Recovery.

Auf dem Weg dorthin begleiteten das Unternehmen die Schuster & Walther IT-Business GmbH (Teil der Teccle Group) als betreuendes Systemhaus sowie die Tim AG als Distributor. "Diese Partner haben es uns ermöglicht, beim Einstieg mit Pure Storage destruktiv zu testen, um herauszufinden, ob das System auch unseren Ansprüchen genügt," so van Dülmen. Das scheint der Fall zu sein, denn bisher hatte Weiling laut dem EDV-Leiter keine kritischen Ausfälle mit Kernkomponenten im Storage. Alle Arrays würden seit Inbetriebnahme laufen. Alle Daten blieben konsistent, auch wenn ein Modul kurzzeitig vom Stromnetz genommen werde.

Weniger Downtime

Durch die virtualisierte Umgebung konnte die IT VMwares Storage-vMotion-Lösung nutzen, um die virtuellen Maschinen im laufenden Betrieb umzuziehen. Auch die Updates auf aktuelle Controller-Versionen mit dem Evergreen-Abonnement von Pure Storage funktionieren auf der Hardware im laufenden Betrieb. Van Dülmen: "Dadurch haben wir weniger Downtimes, da wir nur die Controller tauschen statt aller Chassis und Speichermedien."

So entstehe auch weniger Elektroschrott, was sich positiv auf den CO2-Fußabdruck auswirke. Das Unternehmen spare sich zudem Geld, da weniger Hardware nachgekauft werden müsse.

Alles wird schneller

Die Data Center Erneuerung als Gesamtprojekt kostete insgesamt rund 1,5 Millionen Euro über mehrere Jahre. "Damit sind jetzt aber alle Systeme mit einem Umfang von rund 50 Terabyte auf All-Flash-Arrays, zusätzlich des Backups umgestellt," so van Dülmen. Dieses Investment habe sich gelohnt.

Die Latenzzeiten bei Zugriffen auf die ServerServer haben sich durch die All-Flash-Umgebung von durchschnittlich 12 Millisekunden auf unter eine Millisekunde gesenkt. Alles zu Server auf CIO.de

Auch beim Ausrollen von VDI-Pools macht sich die neue Hardware bemerkbar. Zu XtremeIO-Zeiten dauerten große Chargen bis zu eineinhalb Stunden. Nun schafft die IT vergleichbare Volumina in 15 Minuten.

Die Cloud ist zu unwägbar

"Ich habe kein Problem mit Cloud-Technologien, wir betreiben einiges in unseren eigenen Rechenzentren, wie etwa die Desktop-Virtualisierung und Kubernetes-Cluster," berichtet van Dülmen. Allerdings liegen die beiden Standorte in ländlichen Gebieten, so dass die verfügbare Leitungsqualität zu schlecht für die Anforderungen der Weiling-IT ist. "Wenn ich alles in der CloudCloud habe und mein letzter Uplink weg ist, bin ich arbeitsunfähig," so der EDV-Leiter. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Zudem hapert es bei van Dülmen am Vertrauen: "Eine andere Frage ist, wie ehrlich mein Cloud-Anbieter zu mir ist." So sei fraglich, ob ein potenzieller Partner alle dubiosen Aktivitäten und Angriffsversuche auf die Plattform melde, oder ob er vermeintlich unkritische Anomalien verschweige.

Es sei nicht gewiss, dass im Ernstfall große Probleme schnell vom Cloud-Anbieter gelöst werden. Van Dülmen: "Wie viele Leute kümmern sich um schwerwiegende Ausfälle? Wie gut sind die Ressourcen geteilt, um DDoS-Angriffe abzuwehren? Wie steht es um meine Verfügbarkeit, wenn Dritte in der Cloud angegriffen werden? Das sind zu viele Unwägbarkeiten."

Weiling ist darauf bedacht, sich Expertise ins Unternehmen zu holen. Es gibt laut van Dülmen Spezialisten für Infrastruktur, eigene Programmierer, Web-Entwickler und Firewall-Administratoren. "So haben wir die ganze Kompetenz im Haus und können uns bei Vorfällen sofort mit allen an einen Tisch setzen und das Problem schnell in allen Bereichen angehen," ergänzt der EDV-Leiter.

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