Mensch-Maschine-Zusammenspiel
Wie Augmented Intelligence die Lernkultur fördert
- Laut Gartner wird "AI Augmentation" schon bis 2021 eine Wertschöpfung von knapp drei Billionen US-Dollar generiert haben
- Elf Prozent von rund 2.800 Angestellten können sich KI-Systeme als Kollegen ("Co-Worker") vorstellen und neun Prozent als Vorgesetzten
- Kurzfristig geht es bei Augmented AI etwa um das Abgeben von Routine-Tätigkeiten, langfristig soll AI bessere Kopfarbeiter aus den Menschen machen, die dann verbesserte Produkte und Dienstleistungen herstellen
Das US-amerikanische Analystenhaus Gartner dreht den Begriff Künstliche IntelligenzKünstliche Intelligenz (oder Englisch Artificial IntelligenceArtificial Intelligence/AI) in die nächste Runde. Unter dem Schlagwort "Augmented Intelligence" geht es um das möglichst effiziente Zusammenspiel von KI und Mitarbeitern. Schätzungen von Gartner zufolge wird "AI Augmentation" schon bis 2021 eine Wertschöpfung von knapp drei Billionen US-Dollar generiert haben. Alles zu Artificial Intelligence auf CIO.de Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de
Gartner beschreibt mit dem Begriff "Augmented AI" den praktischen Einsatz von KI - im Gegensatz von KI als Selbstzweck oder Spielerei. Zunächst geht es darum, dass Systeme Künstlicher Intelligenz Mitarbeitern Routine-Tätigkeiten abnehmen können. Das schafft Freiraum für anspruchsvollere Aufgaben. Vor allem zielt Augmented AI auf das Zusammenspiel von Mensch und Maschine ab, um eine permanente Lernkultur zu fördern.
Eine Gartner-Umfrage unter fast 2.800 Angestellten zeigt, dass mehr als jeder Zweite (52 Prozent) KI-Systeme als "Assistenten auf Bedarf" für sinnvoll hält. 32 Prozent gehen bereits einen Schritt weiter: Sie betrachten KI als proaktiven Assistenten. Elf Prozent können sich KI-Systeme als Kollegen ("Co-Worker") vorstellen und neun Prozent als Vorgesetzten.
Gartner erwartet, dass im Jahr 2023 rund die Hälfte der Arbeit, die jetzt beim Menschen liegt, durch sogenannte Zentauren durchgeführt wird. Zentauren sind Mensch-Maschine-Duos. Da geht es dann nicht mehr um das bloße Abgeben einfacher Routine-Tätigkeiten, sondern darum, dass der Mensch mithilfe des KI-Systems bessere Entscheidungen trifft, Lernerfolge erzielt oder neue Erfahrungen verarbeitet. Salopp formuliert: Augmented AI soll bessere Kopfarbeiter aus den Menschen machen, die dann verbesserte Produkte und Dienstleistungen herstellen. "Lernen" bezieht sich damit nicht nur auf fachliche Inhalte im engen Sinn, sondern auch auf das kognitive Verarbeiten neuer Erfahrungen.
Vorteile von Augmented AI in vier Dimensionen
Die Analysten entwickeln ein Augmented Intelligence Value Model, das den Einfluss der Technologie anhand von vier Dimensionen skizziert: der Mensch (beziehungsweise Mitarbeiter), die Gesellschaft als Ganzes, die Kunden, das Unternehmen als Ganzes. Demnach zeigt sich Folgendes Szenario:
1. Der Mensch/Mitarbeiter: Als kurzfristiges Ziel gibt er Aufgaben an KI-Systeme ab ("Do it for me"). Mittelfristig kollaboriert er mit der Technologie ("Do it with me") und langfristig unterstützt ihn die KI in seiner Entwicklung ("Help me be better").
2. Die Gesellschaft als Ganzes: Das kurzfristige Ziel liegt darin, den Anteil "schlechter Arbeit" (etwa langweilige Routine-Tätigkeiten) zu verringern. Mittelfristig soll mehr "gute Arbeit" (Gartner: "good work") entstehen und langfristig "großartige" Arbeit (Gartner: "great work").
3. Die Kunden: Kurzfristig stehen Preise und Service im Vordergrund, mittelfristig rückt die Kundenerfahrung in den Mittelpunkt. Langfristig sollen dem Kunden personalisierte Angebote unterbreitet werden, die ihm das Leben bequemer machen.
4. Das Unternehmen: Zunächst geht es darum, mit KI-Unterstützung Volumina zu skalieren. Mittelfristig geht es um das Skalieren von Qualität und langfristig von Innovation.
Die Marktforscher betonen, wie wichtig es ist, der Belegschaft Sinn und Zweck von KI zu erklären. Denn die Angst vor Jobverlust ist hoch - nach den Zahlen verschiedener Analysten insbesondere bei den Menschen, die (oder deren Unternehmen) wenig konkreten Umgang mit KI haben. Daher dürfen Entscheider auch ethische Aspekte - etwa Aufklärungspflichten beim Technologie-Einsatz und Datenschutz - nicht vernachlässigen.