Jörg Kasten von Boyden
Wie die Digitalisierung in der Lehmschicht stochert
- Acht von zehn Managern sehen sich "nur bedingt auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet"
- Zwei von drei erklären, das mittlere Management leiste den stärksten Widerstand
- Langsam entwickelt sich in Deutschland eine positive Kultur des Scheiterns
"Das Gros der deutschen Führungskräfte hat den Veränderungsbedarf zwar erkannt, weiß aber leider mehrheitlich nicht, wie sich Leadership in Zeiten des digitalen Wandels ändern muss." Das sagt Jörg Kasten, Chairman der Boyden World Corporation und Managing Partner von Boyden Deutschland. Gemeinsam mit der EBS Business School hat er knapp 200 Entscheider befragt. Fazit der Studie "Leadership in der digitalen Welt": Gut acht von zehn Managern (81 Prozent) sehen sich "nur bedingt auf die Herausforderungen derDigitalisierungDigitalisierung vorbereitet". Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
- Wie Sie Mitarbeiter für die digitale Transformation begeistern
Die Analysten von IDC geben Tipps, wie die Digtialisierungsstrategie von CDO und CIO in kurz-, mittel- und langfristigen Schritten geplant werden sollte. Der Fokus richtet sich dabei auf den Faktor Mensch, denn nur mit motivierten Mitarbeitern wird die digitale Transformation ein Erfolg. - Tipp 1: Prozesse überprüfen
Schritt 1 - kurzfristige Maßnahmen: Durchleuchten Sie die aktuellen Digitalisierungsinitiativen. In welchem Maß erfordern diese Projekte Veränderungen an den organisatorischen Abläufen, den Arbeitsprozessen und der Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen? - Tipp 2: Bedenken der Mitarbeiter sondieren
Schritt 2 - kurzfristige Maßnahmen: Besprechen Sie gemeinsam mit den Abteilungsleitern, welche Bedenken die Mitarbeiter hinsichtlich der Veränderungen haben könnten. - Tipp 3: Sorgen der Mitarbeiter adressieren
Schritt 3 - kurzfristige Maßnahmen: Überlegen Sie, wie die möglichen Sorgen der Mitarbeiter hinsichtlich der Veränderungen durch Kommunikationsmaßnahmen angesprochen werden können. - Tipp 4: Fokusgruppen bilden
Schritt 1 - mittelfristige Maßnahmen: Führen Sie für künftige Digitalisierungsinitiativen, die organisatorische Veränderungen zur Folge haben, Fokusgruppen oder Interviews mit Mitarbeitern ein, um deren Bedenken kennenzulernen. - Tipp 5: Kommunikationsstratiegie ausarbeiten
Schritt 2 - mittelfristige Maßnahmen: Prüfen Sie die Möglichkeiten, wie die interne Kommunikation für künftige Rollouts eine Kommunikationsstrategie gestalten kann, um diese Bedenken zu adressieren. - Tipp 6: Mitarbeiter motivieren
Schritt 3 - mittelfristige Maßnahmen: Überlegen Sie, wie Sie durch die Einbindung der Mitarbeiter in den Planungsprozess deren Engagement im Vorfeld des Rollouts gewinnen können. - Tipp 7: Mitarbeiter schulen
Schritt 1 - langfristige Maßnahmen (12 bis 24 Monate): Bauen Sie ein gutes Verhältnis zur internen Kommunikation und zur Personalabteilung auf. Prüfen Sie die Möglichkeiten, wie diese Abteilungen mit Kommunikation und Mitarbeitertraining die menschliche Komponente der digitalen Transformation flankieren können. - Tipp 8: Budget prüfen
Schritt 2 - langfristige Maßnahmen: Identifizieren Sie mögliche Auswirkungen dieser menschlichen Komponente innerhalb der digitalen Transformation auf das Budget. Suchen Sie Unterstützung bei der Rechtfertigung zusätzlicher Mittel, um die Akzeptanz der Mitarbeiter im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts effektiv sicherzustellen.
Im Gespräch mit dem CIO-Magazin stellt Kasten klar: "Das liegt nicht unbedingt an den Managern selbst." Viele Firmen hätten das Thema Digitalisierung einfach zu lange vor sich hergeschoben. "Der Druck hat einfach gefehlt", sagt Kasten, "viele Branchen spüren das nun." Als positive Gegenbeispiele nennt er Telekommunikation und Automotive.
Knapp zwei von drei Studienteilnehmern (65 Prozent) erklären, das mittlere Management leiste den stärksten Widerstand gegen die digitale Transformation. Doch den bildhaften Vergleich von der "Lehmschicht" hält Kasten für "etwas übertrieben". Er bestätigt aber: "Es stimmt, dass viele Führungskräfte aus den mittleren Management-Ebenen Probleme mit digitalen StrategienStrategien und deren Umsetzung haben. Dies ist aber nur ein Aspekt von vielen, warum die Digitalisierung bei vielen Unternehmen stiefmütterlich behandelt wurde." Alles zu Strategien auf CIO.de
"Klassisches Beförderungssystem hat sich geändert"
Kasten kann nachvollziehen, warum sich Manager aus den mittleren Führungsebenen bedroht fühlen. Denn die Digitalisierung ermöglicht nicht nur neue Geschäftsmodelle, sondern auch neue Karrierewege: "Das klassische Beförderungssystem hat sich stark geändert. Jemand mit gewisser Erfahrung - gerade mit Aufgaben rund um die Digitalisierung - hat heute gute Chancen, schnell aufzusteigen und sogar ein paar Ebenen zu überspringen. Und das passiert mittlerweile nicht mehr nur bei einem Jobwechsel, sondern auch innerhalb des eigenen Unternehmens."
Daher ist vom Mittel-Management Flexibilität gefragt. Kastens Tipp: "Nicht stehen bleiben! Ich kann nur raten, sich ständig weiterzuentwickeln." Nach Beobachtung des Boyden-Chairmans entwickelt sich in Deutschland sogar langsam eine positive Kultur des Scheiterns. "Manager, die Erfahrung bei Digitalisierungsprojekten gesammelt haben, stehen daher heute besonders hoch im Kurs", sagt Kasten. "Dabei ist es egal, ob sie vielleicht auch einmal gescheitert sind. Die Erfahrung ist ausschlaggebend."
Inhalte und Aufgaben zählen
Es lohne sich, "ruhig einmal ein Risiko einzugehen". Kasten rät: "Machen sie sich frei von klassischen Karrierewegen! Wer sich heute über Inhalte und Aufgaben definiert, hat bessere Chancen aufzusteigen." Das gelte sowohl in Konzernen als auch im Mittelstand.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Acht von zehn Befragten zeigen sich überzeugt, dass jüngere Manager "anders" führen und der Digitalisierung besser gewachsen sind. Kasten erklärt sich das damit, dass die jüngeren Manager ganz anders aufgewachsen seien als die über Fünfzigjährigen. "Viele jungen Führungskräfte gehen lockerer mit den Möglichkeiten der Digitalisierung um. Sie bewerten die neuen Technologien, Prozesse und Produkte häufig ganz anders", beobachtet er. Dadurch legten sie den Fokus auf Vorteile und Chancen der Digitalisierung und sähen sie weniger als Bedrohung.
Kollege Roboter "hat keinen schlechten Tag"
Doch der Boyden-Chairman spricht auch über die Nachteile: "Andererseits legen jüngere Manager eine gewisse Unbedarftheit an den Tag, wenn es um Digitalisierungsprojekte geht - gerade beim Thema DatenschutzDatenschutz und Absicherung." Alles zu Datenschutz auf CIO.de
Das Thema Führung bleibt für Boyden auch in einer sich digitalisierenden Welt auf der Agenda, betont Kasten. Künstliche Intelligenz (KI) betrachtet er mit Gelassenheit. KI habe schon so manches Unternehmen auf ein neues Level gehoben, sagt er: "Sehen sie sich nur die Automobil- und Zulieferindustrie an. Menschen braucht man hier aber auch weiterhin." Ein solches Unternehmen brauche jedoch mehr Spezialisten, und auch diese erforderten Mitarbeiterführung. "Auch auf lange Sicht werden sie in Unternehmen am Manager aus Fleisch und Blut also nicht vorbei kommen", schmunzelt Kasten. Wobei er die Vorteile von "Kollege Roboter" zu schätzen weiß: "Der Roboter hat keinen schlechten Tag, wird auch nicht mehr Urlaub, ein Aktienpaket zur Altersvorsorge oder einen größeren Firmenwagen verlangen. Und abwerben wird ihn wohl auch niemand müssen."
- Was ändert sich durch die Digitalisierung für die Mitarbeiter?
Antworten suchten diese IT-Chefs in einer Diskussion mit COMPUTERWOCHE-Redakteuren. Unser Bild zeigt von links: Hans Königes (CW), Edgar Kirchmann von Transearch, Dieter Loewe von NTT Data, Daniel Krauss von Flixbus, Axel Kummer von Metafinanz, Frank Engelhardt von Salesforce.com, Jürgen Renfer von der KUVB und Alexandra Mesmer (CW). - Axel Kummer, Metafinanz
„Wir müssen neu denken, ausgehend von den Geschäftsprozessen und den Endkunden. Dafür setzen wir auf kreative Köpfe, die auch aus anderen Branchen als der IT kommen.“ - Daniel Krauss, Flixbus
„Unsere größte Herausforderung ist es, mit permanentem Change und der damit einhergehenden Unsicherheit zurechtzukommen.“ - Dieter Loewe, NTT DATA
„Wir brauchen eine Arbeitskultur, in der Mitarbeiter ein Privatleben haben dürfen und nicht immer erreichbar sind.“ - Edgar Kirchmann, Transearch
„Wer Digitalisierung ernst nimmt, braucht mehr als einen neuen Posten wie den Chief Digital Officer. Topmanagement wie Führungskräfte müssen das Thema treiben und vorleben.“ - Jürgen Renfer, KVUB
„Digitale Veränderungen sind derart disruptiv, dass wohl niemand genau weiß, wo die Reise endet. Der CIO ist als Lotse gefordert.“ - Frank Engelhardt, Salesforce.com
„Es motiviert die Mitarbeiter, wenn sie eine reelle oder auch gefühlte Autonomie haben.“