Von der Lochkarte zur Mimik-Steuerung
Wie Rechner Befehle erhalten
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Monitore, keine Computer-Tastaturen und auch keine Maus. Daten mussten mühsam mit Lochkarten oder gestanzten Lochstreifen eingegeben werden. Die Ergebnisse der Berechnungen konnte man - zum Teil auch erst Stunden später - auf Papierfahnen sehen, die ein Fernschreiber bedruckt hatte.
Der legendäre Altair 8800 aus dem Jahr 1975, der Vorfahre aller Personal Computer, wurde anfänglich sogar nur mit Kippschaltern programmiert. Mit der Maschine lies sich auch nicht viel mehr anstellen, als LEDs zum Blinken zu bringen. Immerhin konnten sich nun auch Studenten wie Bill Gates und Steve Wozniak einen eigenen Computer zulegen.
Die Computerwissenschaft war zu diesem Zeitpunkt schon längst zwei Schritte weiter. So hatte der US-Informatiker Doug Engelbart bereits im Dezember 1968 am Stanford Research Institute in Kalifornien in einer legendären Demo vorgeführt, wie man mit einer Maus Inhalte auf einem Computer-Monitor steuern kann. Um die grafische Oberfläche einem Massenpublikum zur Verfügung stellen zu können, mussten aber noch Jahre vergehen.
Die erforderliche Hardware gab es noch nicht - zumindest nicht zu bezahlbaren Preisen. Außerdem hielten etliche Bosse der wichtigsten Tech-Unternehmen eine ganz neue Oberfläche für unnütze Spielerei.
Die ersten Personal Computer wie der AppleApple II (1977) und der IBMIBM PC (1981) arbeiteten deshalb mit einer Kommandozeile, in die man Textbefehle eingeben musste. Die Entwicklung der grafischen Benutzungsoberfläche - Fachbegriff GUI - wurde in den 70er Jahren am kalifornischen Forschungszenrum Xerox PARC vorangetrieben. Der Xerox Alto, der erste kommerziell verfügbare Computer mit Maus und GUI erwies sich allerdings als Flop. Er war mit 40.000 Dollar viel zu teuer. Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de
Apple-Mitbegründer Steve Jobs entdeckte 1979 die Schätze im Xerox PARC. Die Konzernchefs von Xerox in New York erlaubten eine ausführliche Besichtigung durch ein Apple-Team und wurden dafür mit 100.000 Apple-Aktien belohnt.
Apple Lisa
Jobs setzte die Grundideen aus dem Forschungszentrum 1983 mit der Apple Lisa und ein Jahr später mit dem ersten Apple Macintosh um. MicrosoftMicrosoft folgte 1985 mit einer ersten Windows-Version, die aber noch ziemlich unbrauchbar war. Erst mit Windows 3.1 gelang Microsoft 1992 der Durchbruch. Als Mega-Erfolg erwies sich dann Windows 95, mit dem der Start-Button und die Taskleiste eingeführt wurden. Alles zu Microsoft auf CIO.de
Das Jahr 2001 brachte zwei Meilensteine in der Weiterentwicklung der Computer-Oberfläche. Windows XP setzte für Jahre eine neue Optik in der PC-Welt. Und Apple stieg unter dem zurückgekehrten Mitbegründer Steve Jobs auf das System um, das dieser zuvor bei seiner Firma NeXT hatte entwickeln lassen.
Eine Vorahnung für neue Benutzungsszenarien erlebten Kinogänger im Jahr 2002. In dem Science-Fiction-Thriller "Minority Report" steuerte Tom Cruise in einer Geschichte um einen Polizisten, der geplante Morde verhindern muss, mit einem Handschuh eine in der Luft schwebende Benutzeroberfläche.
Gesten-Steuerung
Den Massenmarkt erreichte die Gesten-Steuerung 2007 mit dem ersten iPhone. Um das Smartphone zu öffnen, mussten die Anwender auf dem Touchscreen einen virtuellen Schieberegler zur Seite wischen. GoogleGoogle ließ nicht lange auf sich warten und stellte im Oktober 2008 mit dem HTC Dream das erste Android-Smartphone vor. Insbesondere Samsung brachte dann eine Serie von Smartphones mit einem ähnlichen Bedienkonzept wie beim iPhone auf den Markt. Alles zu Google auf CIO.de
2011 preschte Apple mit seinem Sprachassistenten Siri vor, der zusammen mit dem iPhone 4S eingeführt wurde. Microsoft platzierte seinen Dienst Cortana im April 2014, hatte aber mit den dazugehörigen Windows-Smartphones keinen wirtschaftlichen Erfolg. Besser erging es AmazonAmazon mit seinem Dienst Alexa, der seit Ende 2014 die smarten Lautsprecher des Internetgiganten steuert. Und Google zog im Mai 2016 mit dem Google Assistant nach. Alles zu Amazon auf CIO.de
Seit dem November 2017 ist die Steuerung von Computern mit der Gesichtsmimik der neuste Trend. Beim aktuellen iPhone X von Apple kann man mit "Face ID" statt mit dem Fingerabdruck das Telefon entsperren. Die Frontkamera erkennt aber auch in bestimmten Programmen wie der Nachrichten-App die Gesichtsausdrücke des Anwenders, um persönliche, animierte Figuren zu erstellen. (dpa/rs)