Digitalchef im Interview

Wie Repsol seinen Datenschatz hebt

Esther Macías ist Chefredakteurin CIO Spanien.

Big Data, KI, IoT und Cloud sind Schlüsseltechnoloien

CIO: Würden Sie zustimmen, dass für Repsol Big Data, KI, das Internet of Things (IoT) und Cloud Computing Schlüsseltechnologien sind?

Puertas: Ja, das ist die Basis. Es fehlt aber noch die BlockchainBlockchain, eine Technologie die anfangs viel Staub aufgewirbelt hat, jetzt aber tatsächlich interessante Projekte ermöglicht - zum Beispiel rund um das Konzept der souveränen digitalen Identität. Blockchain ermöglicht eine echte Rückverfolgbarkeit. Es lässt sich beispielsweise herausfinden, ob Zertifizierungen valide sind. Die Inhaber können entscheiden, wem sie vorgelegt, ob sie widerrufen und wie sie verwendet werden. Alles zu Blockchain auf CIO.de

Deshalb haben wir wichtige Konsortialprojekte angeschoben, in denen wir intensiv an der Blockchain arbeiten, um solche Initiativen im großen Maßstab umzusetzen. In diesem Herbst wird es viele Aktivitäten rund um digitale Identitäten und Blockchain geben.

CIO: Repsol ist an der europäischen Gaia-X-Initiative beteiligt. Was sind Ihre Beweggründe?

Puertas: Bei Gaia-XGaia-X geht es um gemeinsame Datenräume, und die sind für datengetriebene Unternehmen wie unseres ein zentrales Thema, aber auch eine Herausforderung. Um KI und Modellierung vorantreiben zu können, braucht man Daten. Meistens befinden sich diese im eigenen Unternehmen, oft aber auch in den Händen Dritter. Manche Daten bieten für sich keinen Wettbewerbsvorteil, das ändert sich erst, wenn sie mit den Daten Dritter kombiniert werden. Gerade in der industriellen Welt, wenn es um die Wartung von Anlagen, Turbinen und Kompressoren oder um die Logistikrouten geht, bietet die gemeinsame Nutzung von Daten viele Chancen, weshalb auch die EU hinter Gaia-X steht. Alles zu Gaia-X auf CIO.de

CIO: Warum ist das Cloud-Modell für die digitale Transformation von Repsol bedeutsam?

Puertas: Mehr als 75 Prozent unserer Workloads werden bis Ende dieses Jahres in der Cloud abgewickelt. Wir sind nicht nur aus Effizienz- und Kostenaspekten überzeugt davon, sondern auch wegen der Geschwindigkeit, mit der Innovationen und Verbesserungen umgesetzt werden können. Man kann die Cloud als die bessere Alternative zur eigenen IT-Infrastruktur sehen. Wir folgen aber einer anderen, anspruchsvolleren Vision: Die CloudCloud ist Beschleuniger unserer digitalen Transformation, weil sie ständig neue Funktionen, Programme und Plattformdienste für uns bereitstellt. Wenn es gelingt, die eigenen Systeme zu "appifizieren" und eigene sowie öffentlich verfügbare APIs zu verbreiten und zu nutzen, beschleunigt das die Inbetriebnahme neuer Lösungen erheblich. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

CIO: Repsol arbeitet mit Hyperscalern wie Amazon Web Services (AWS) und Microsoft zusammen, die beide jetzt auch Cloud-Regionen in Spanien in Betrieb nehmen wollen. Warum ist das wichtig?

Puertas: Für uns sind lokale Regionen gut, nicht so sehr aus regulatorischen Gründen, sondern wegen des Signals dieser Unternehmen, unseren Standort ernst zu nehmen und bei uns zu expandieren. Wir sprechen aber auch mit anderen Cloud-Anbietern, um in naher Zukunft Vereinbarungen mit ihnen zu unterzeichnen.

CIO: Der Energiesektors steht in Sachen Stromerzeugung, -speicherung, -bereitstellung und -nutzung vor besonderen Herausforderungen. Neue Wettbewerber treten auf den Plan, der regulatorische Druck wächst und die geopolitische Lage ist - gelinde gesagt - komplex. Inwieweit hilft Ihnen IT, diese Herausforderungen zu bewältigen?

Puertas: Es stimmt, der Energiesektor befindet sich inmitten eines perfekten Sturms. Während der Pandemie hielt sich die Nachfrage in Grenzen, aber jetzt steigt sie exponentiell an. Auf der Angebotsseite ist die Lage angesichts der geopolitischen Konflikte zunehmend angespannt. Und wir müssen die Energiewende voranbringen, die das Erreichen von Nullemissionen im Jahr 2050 anpeilt. Das bedeutet, dass wir in diesem Prozess jedes Jahr Fortschritte erzielen müssen.

Welche Rolle spielen neue Technologien? Ich würde sagen: eine entscheidende. Auf der Angebotsseite arbeiten wir etwa an einer Optimierung des Energiemixes, einer möglichst effizienten Produktion und der Optimierung unserer Logistik. Repsol hat außerdem schon jetzt eine herausragende Position in der Welt der erneuerbaren Energien, wo während des gesamten Lebenszyklus' sehr intensiv digitalisiert wird.

Auf der Nachfrageseite ist das veränderte Bewusstsein der Verbraucher von grundlegender Bedeutung. Letztendlich ist die effizienteste Energie diejenige, die nicht verbraucht wird. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Kunden nachhaltige Verbrauchsgewohnheiten entwickeln, also Energie sparen. Wir wollen ihnen ihre Gewohnheiten aufzeigen und erklären, wie sie ihren Energieverbrauch reduzieren können. Mit unserer Waylet-App können sie zum Beispiel nicht nur an den Tankstellen bezahlen und einkaufen, sondern auch ihren CO2-Fußabdruck für jede Tankfüllung ausgleichen.

Zur Startseite