Foundry Studie FinOps
Wie sich mit FinOps Cloud-Kosten bändigen lassen
Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte. Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.
FinOps als noch neue IT-Disziplin bei der Verwaltung und Optimierung von Cloud-Kosten sind hierzulande längst kein Fremdwort mehr. Fast 90 Prozent der Unternehmen in der DACH-Region ist der Ansatz der "Financial Operations" inzwischen vertraut. Zumindest kennen sie die Thematik und haben sich zumindest in Ansätzen schon damit beschäftigt.
Konkret geben 27 Prozent der für die aktuelle Studie "FinOps" des Research Teams von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE Befragten an, mit FinOps schon Erfahrungen in einem kleineren Rahmen gesammelt zu haben. Weitere 18 Prozent sprechen von ersten erfolgreichen Projekten. Knapp 21 Prozent wenden FinOps bereits aktiv und regelmäßig an, elf Prozent der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer haben sogar feste Prozesse und Strukturen in diesem Bereich etabliert. Und fast zwölf Prozent der Firmen entwickeln FinOps durch den unternehmensweiten Einsatz für sich selbst kontinuierlich weiter.
Trend zur Cloud lässt Handlungsbedarf entstehen
Diese Ergebnisse der Untersuchung spiegeln die auch Tatsache wider, dass die Cloud inzwischen längst zum zentralen und damit wichtigsten Instrument für die Modernisierung und DigitalisierungDigitalisierung von Unternehmen geworden ist. Das Gros der Anwenderinnen und Anwender sind demnach mit Cloud-Services vertraut oder stecken aktuell inmitten einer Cloud-TransformationCloud-Transformation. FinOps haben sich in Konsequenz daraus als weitere Disziplin herausgebildet, um einer vielfach unkontrollierten "Cloudifizierung" Herr zu werden. Denn ihr Zweck ist - vereinfacht formuliert - die Verwaltung und Optimierung von Cloud-Kosten mit dem Fokus darauf, den geschäftlichen Nutzen ausgelagerter Workloads zu messen und damit in den Vordergrund zu stellen. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Die Relevanz dieses Themas wird auch durch weitere Kennziffern der Studie untermauert. So geht ein Drittel der Befragten davon aus, dass ihre Ausgaben für die Nutzung von Cloud-Services in den kommenden zwei bis drei Jahren sehr stark oder stark ansteigen werden; ein weiteres Drittel rechnet mit zumindest moderaten Preissteigerungen. Eine Mehrheit der Anwenderinnen und Anwender sieht dabei auch KI-Anwendungen als entscheidenden Kostentreiber. Knapp 40 Prozent erwarten dadurch deutlich oder sehr deutlich ansteigende Cloud-Kosten, und fast ein Drittel rechnet mit zumindest spürbaren Preisschüben. Dies dürfte nach Ansicht der Unternehmen sowohl bei den bisher schon genutzten Cloud-Services als auch bei zukünftigen neuen KI-Workloads der Fall sein.
Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen verbessert
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, inwieweit sich das Zusammenspiel zwischen denjenigen, die die Cloud nutzen und managen, sowie den Verantwortlichen, die über die Ausgaben der Firmen wachen, gestaltet. In welchem unternehmensweiten "Klima" sich also FinOps-Initiativen und -Strategien entwickeln können. Zentrales Ergebnis hier: Knapp 30 Prozent der Unternehmen verweisen bei der Abrechnung von Cloud-Kosten auf eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen der IT- und Finanzabteilung sowie anderen involvierten Fachbereichen. Und mehr als die Hälfte der Befragten berichten von einem zumindest engen Austausch der jeweiligen Mitarbeitenden.
Weitestgehend synchron zu diesen Resultaten verhält es sich auch hinsichtlich eines gemeinsamen Verständnisses bei der Bewertung von Cloud-Kosten. Knapp 29 Prozent der Unternehmen attestieren hier den betreffenden internen Stake Holdern eine verzahnte Sicht- und Vorgehensweise. Und bei mehr als der Hälfte der Befragten zieht man hier zumindest grundsätzlich an einem Strang. Mit anderen Worten: Das viel zitierte "Silodenken" auch und gerade in den Entwicklerteams, die es lange Zeit gewohnt waren, stets auf alle Dienste und Werkzeuge unabhängig vom konkreten Bedarf zuzugreifen, scheint nicht mehr in dem Ausmaß vergangener Jahre vorhanden zu sein.
Wer ist aber nun für den schon beachtlichen Reifegrad der FinOps-Methoden verantwortlich, wer treibt das Thema federführend voran? In 40 Prozent der Unternehmen ist dies der Studie zufolge der CIO beziehungsweise oberste IT-Verantwortliche, 23 Prozent der Befragten nennen den Finanzvorstand oder kaufmännischen Leiter. Bei knapp elf Prozent der Anwenderinnen und Anwender sorgt die Geschäftsführung selbst für die Implementierung und Umsetzung einer FinOps-Strategie.
Bemerkenswert ist zudem, dass immer häufiger auch neue Organisationsformen im Kontext von FinOps entstehen. So kümmert sich in elf Prozent der Unternehmen das so genannte Cloud Center of Ecellence (CCoE) um diese Thematik, weitere acht Prozent der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer haben sich dazu entschlossen, dedizierte FinOps-Teams aufzustellen.
Unterschiedliche Metriken für die Erfolgsmessung
Um den Erfolg ihrer FinOps-Initiativen zu messen, setzen die Unternehmen auf unterschiedliche Metriken. Mehr als die Hälfte der Befragten setzen ihre aktuellen Cloud-Kosten in Relation zum geschäftlichen Nutzen. Zweitwichtigstes Kriterium sind die IT-Kosten insgesamt. Auf Platz drei der etablierten Bemessungsgrundlagen rangieren die prognostizierten Cloud-Kosten im Verhältnis zum künftig erwarteten geschäftlichen Nutzen. Auch die Metriken "Kosten pro Anwendung / Service", "Nutzungsgrad von Cloud-Ressourcen" sowie "Kosten pro Benutzer / Abteilung" spielen im Cloud-Management der befragten Unternehmen eine nicht unwesentliche Rolle.
Entscheidend für die weitere Entwicklung von FinOps dürfte indes in erster Linie deren nachgewiesene Wirksamkeit sein. Auch in diesem Punkt vermittelt die Studie ein weitgehend positives Stimmungsbild. Demnach ist für 24 Prozent der Unternehmen die IT- und Cloud-Ressourcen-Nutzung durch den Einsatz von FinOps sehr viel effizienter geworden. Mehr als die Hälfte der Befragten geben eine messbare Effizienzsteigerung zu Protokoll. Und bei weiteren knapp 20 Prozent der Anwenderinnen und Anwender lassen sich die in die Cloud ausgelagerten Workloads immerhin in Ansätzen wirtschaftlicher betreiben.
Auch hinsichtlich der konkreten Frage nach Kostenoptimierungs-Potenzialen ist der Tenor der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer weitgehend positiv. Zwei Drittel von ihnen konnten demnach erfolgreich ihre Cloud-Betriebskosten senken, bei weiteren 29 Prozent waren die Kosteneinsparungen zumindest teilweise erkennbar.
Weitere Plattform-Konsolidierung zu erwarten
Allerdings birgt der ungebrochene Trend, immer mehr Applikationen und Workloads in die Cloud auszulagern, auch neue Gefahren. Gemeint sind hier die Vielzahl an Services und vor allem die Vielfalt an Plattformen in der IT-Infrastruktur-Landschaft der Unternehmen. So belegt ein weiteres Einzelergebnis der Studie, dass Betriebe, die Werkzeuge für das Software Asset Management (SAM) und FinOps isoliert voneinander betreiben, in der Minderheit sind. Nur noch 23 Prozent der Befragten vertreten die Ansicht, das FinOps unabhängig von der Disziplin SAM zu betrachten und zu managen sind.
Dies unterstreicht die in Fachkreisen vorherrschende Meinung, dass immer mehr Firmen schon sehr zeitnah ihre SAM- und FinOps-Plattformen konsolidieren dürften. Dies um so mehr, als steigende Public-Cloud- und SaaS-Kosten die Anwenderinnen und Anwender vermehrt zur Ausgabenoptimierung zwingen, nachdem sie in den vergangenen Jahren konsequent in die digitale Transformation investiert haben - und die Gelder hier vergleichsweise locker saßen.
Unabhängig davon dürfte eines Entscheidend sein: SAM und FinOps haben unterschiedliche Wurzeln - aber viele Gemeinsamkeiten und ähnliche Ziele. Beide Disziplinen sind erforderlich, um Kosten zuzuordnen, zu analysieren und das ReportingReporting über den Unternehmensverbrauch zu verbessern. Somit haben beide einen erheblichen Einfluss auf die Budgetverwendung. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen sind daher der Überzeugung, dass FinOps ein Teil des SAM-Portfolios sind beziehungsweise werden müssen. Knapp 15 Prozent sehen es genau umgekehrt und verorten das SAM als integralen Bestandteil von FinOps. Alles zu Reporting auf CIO.de
Studiensteckbrief
Herausgeber: CIO, CSO und COMPUTERWOCHE
Studienpartner: Kyndryl Deutschland GmbH; USU GmbH
Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche in Unternehmen der DACH-Region: Beteiligte an strategischen (IT-)Entscheidungsprozessen im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs); Entscheidungsbefugte sowie Experten und Expertinnen aus dem IT-Bereich
Teilnehmergenerierung: Persönliche E-Mail-Einladung über die Entscheiderdatenbank von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE sowie - zur Erfüllung von Quotenvorgaben - über externe Online-Access-Panels
Gesamtstichprobe: 336 abgeschlossene und qualifizierte Interviews
Untersuchungszeitraum: 29. Mai bis 05. Juni 2024
Methode: Online-Umfrage (CAWI) Fragebogenentwicklung & Durchführung: Custom Research Team von CIO, CSO und Computerwoche in Abstimmung mit den Studienpartnern