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Veraltete Infrastrukturen

Wie Versicherer notwendige Ökosysteme verhindern

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Sieben von zehn Versicherungen wollen mit InsurTechs zusammenarbeiten. Gleichzeitig schafft nur gut eine von zehn die dafür notwendige Infrastruktur. Das zeigt eine weltweite Analyse von Capgemini.
  • Insgesamt 90 Prozent der InsurTechs wollen mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten
  • Sowohl etablierte Konzerne als auch InsurTechs wollen auch mit Gesundheitsdienstleistern und mit Reise-, Transport- oder Gastronomie-Unternehmen Partnerschaften bilden
  • Ökosysteme rund um Versicherungen erfordern Rollen wie den Supplier, den Orchestrator und den Aggregator

"Um die Beziehung zu ihren Kunden zu vertiefen, müssen die Versicherer stärker mit InsurTechs zusammenarbeiten", erklärt Gunnar Tacke, Managing Business Analyst bei Capgemini. Schließlich haben die schnellen, jungen Unternehmen den etablierten Konzernen "einiges voraus, wenn es darum geht, auf Datenbasis mit den neuesten Technologien das Kundenerlebnis zu optimieren", fügt er an. Wie eine weltweite Studie von Capgemini und der Non-Profit-Organisation Efma zeigt, klaffen Wunsch und Wirklichkeit in diesem Punkt auseinander.

Versicherungen jeder Größe werden künftig binnen umfassender Ökosysteme agieren.
Versicherungen jeder Größe werden künftig binnen umfassender Ökosysteme agieren.
Foto: Capgemini/Efma

Denn der Ruf scheint gehört: Insgesamt 70 Prozent der klassischen Unternehmen geben an, mit InsurTechs kooperieren zu wollen. Dort rennen sie offene Türen ein: Denn 90 Prozent der "jungen Wilden" erklären ihrerseits den Willen zur Zusammenarbeit.

Faktisch jedoch hat derzeit nur knapp jede dritte große Versicherung (32 Prozent) ein Ökosystem gebildet, um den Kunden neue Services und neuen Mehrwert anzubieten. Capgemini rät zu digital integrierten Ökosystemen, die personalisierte Echtzeit-Erlebnisse möglich machen. Das sei es, was die Verbraucher wollen. Dafür müssten die etablieren VersicherungenVersicherungen allerdings eine moderne technologische Infrastruktur schaffen und eine offene Architektur nutzen. Mit einer solchen Architektur arbeiten derzeit lediglich elf Prozent. Top-Firmen der Branche Versicherungen

Vier Eckpunkte der Veränderungen in der Branche

Capgemini skizziert die Veränderungen der Branche in vier Eckpunkten:

1. Kundenerfahrung als neuer Wert: Nicht nur InsurTechs, auch große Versicherungen rücken Customer Experience in den Vordergrund. Sie erklären ganzheitliche Lösungen zum entscheidenden Faktor im Versicherungsmarkt der Zukunft. Damit verschiebt sich der Fokus weg vom Produkt an sich.

2. Daten-Management als wichtige - und bisher schlecht erledigte - Aufgabe: Knapp acht von zehn Konzernen (79 Prozent) halten "wegweisende Kompetenzen" im Daten-Management für wichtig. Gleichzeitig haben nur 37 Prozent eine konkrete Strategie zur digitalen Transformationdigitalen Transformation entwickelt. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

3. Sharing Economy löst exklusiven Besitz der Assets ab: Insgesamt 37 Prozent der Konzerne erklären, Unternehmenswerte würden künftig geteilt.

4. Ökosysteme schließen branchenfremde Unternehmen ein: Insbesondere die InsurTechs weiten den Blick aus und zielen auf Kooperationen mit branchenfremden Unternehmen ab. Dabei geht es um Gesundheitsdienstleister ebenso wie um Reise-, Transport- und Gastronomie-Unternehmen.

Capgemini erwartet für die Ökosysteme, in denen sich Versicherungen jeder Größe künftig bewegen, neue Rollen. So kann ein Partner Produkte und Services herstellen und als Supplier an Dritte weitergeben. Ein Orchestrator verbindet Hersteller und Distributoren. Ein Aggregator bezieht Produkte und Services von Dritten und verteilt sie über seine Kanäle.

Die herkömmliche Rolle einer integrierten Versicherung, die die volle Kontrolle über Herstellung und Vertrieb bewahrt, sehen die Analysten nicht unbedingt am Aussterben. Allerdings dürften Unternehmen mit diesem Anspruch kaum agil und schnell genug sein, um mit dem kommenden Tempo des Marktes Schritt zu halten.

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