"Jetzt ist Krieg"

X verklagt ehemalige Werbekunden

07.08.2024
Kann man Werbekunden verklagen, weil sie keine Anzeigen mehr schalten wollen? Elon Musk versucht es. Er wirft ihnen unfairen Wettbewerb vor und erklärt ihnen auf X den Krieg
Elon Musk hat abtrünnigen Werbekunden den "Krieg" erklärt.
Elon Musk hat abtrünnigen Werbekunden den "Krieg" erklärt.
Foto: Camilo Concha - shutterstock.com

Die Online-Plattform X zieht gegen große WerbekundenWerbekunden vor Gericht, die keine Anzeigen mehr bei dem Twitter-Nachfolger schalten. Dazu gehören unter anderem der Konsumgüter-Riese UnileverUnilever und der Lebensmittel-Konzern Mars. Top-500-Firmenprofil für Unilever Alles zu Social Media auf CIO.de

X spricht in der Klage von einem koordinierten Boykott und einem Verstoß gegen Wettbewerbsrecht. Dutzende Mitglieder einer internationalen Organisation von Werbekunden hätten sich abgesprochen, um X "Milliarden Dollar" vorzuenthalten, erklärt X-CEO Linda Yaccarino. Von der ebenfalls verklagten World Federation of Advertisers (WFA) gab es zunächst keine Reaktion auf die Vorwürfe.

Um seine Klage zu untermauern, verweist X auf eine Untersuchung des US-Repräsentantenhauses. Darin werden vor allem gegen die WFA-Initiative GARM (Global Alliance for Responsible Media) schwere Vorwürfe erhoben. Über sie versuchten große Marken Einfluß auf Themen und Inhalte von Online-Diskussionen auszuüben.

Musks Streit mit den Werbekunden

Mit der Klage eskaliert ein Konflikt, der mit der Übernahme von TwitterTwitter durch Musk im Oktober 2022 begann. Der Tech-Milliardär sieht sich als Verfechter uneingeschränkter Redefreiheit. Musk, der selbst oft ungewöhnliche Positionen und extreme Ansichten vertritt, lockerte die Umsetzung von Twitter-Regeln gegen Verbreitung von Hassrede und Falschinformationen. Alles zu Twitter auf CIO.de

Eine Folge von Musks Übernahme und Maßnahmen war eine Abwanderung großer und kleiner Werbekunden. Er sagte mehrfach, dass sich die Anzeigenerlöse in etwa halbiert hätten.

Diskussion um Zunahme von Hate-Speech

Die Unternehmen machen sich Sorgen um ihren Ruf: Hassrede-Forscher demonstrierten, wie Anzeigen bekannter Marken etwa neben antisemitischen Beiträgen auftauchen können. X erklärte die Beispiele für manipuliert und nicht alltäglich. Das Center for Countering Digital Hate (CCDH) zeigte darüber hinaus aber auch, dass Twitter/X bei der Moderation von extremistischen Inhalten versagt und dass auch verifizierte Nutzer ("blauer Haken) in den allermeisten Fällen ungestört Hass-Reden verbreiten können.

Andere Untersuchungen zeigten, dass zum Beispiel die Anzahl antisemitischer Posts bei Twitter nach der Übernahme durch Musk im Oktober 2022 deutlich anstieg. Ein von X in Auftrag gegebenes Audit sollte im Januar 2024 dagegen belegen, dass zumindest im Vergleich zu anderen Social-Media-Apps der Anteil solcher Posts gering ist.

Werbekunden fürchten um ihren Ruf

Die Werbekunden wollen mit ihrer Initiative verhindern, dass ihre Anzeigen neben problematischen Inhalten landen. Deshalb wollen sie nur Werbung auf Online-Plattformen machen, die sich an Richtlinien dafür halten. X hält der Vereinigung entgegen, sie habe den Dienst mit einem Boykott zur Umsetzung der Vorgaben zwingen wollen.

Man habe es zwei Jahre lang auf friedliche Weise versucht, jetzt gebe es Krieg, schrieb Musk bei X zu der Klage. Er hatte bereits vor Monaten abtrünnige Werbekunden mit obszönen Worten angegriffen. Damals hatte er vor allem Disney ins Visier genommen. (dpa/rs/pma)

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