CIO des Jahres


Nachhaltige IT

ZSVR-CIO Wolfram Nötzel ausgezeichnet

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Für seine Strategie für eine nachhaltigere ZSVR-IT wurde IT-Chef Nötzel beim CIO des Jahres der Sustainability-Sonderpreis verliehen.
  • CIO des Jahres 2024 - Sonderpreis Sustainability
  • RZ-Betrieb mit 100 Prozent erneuerbarer Energie im Aufbau
  • Verbrauchsmonitoring über intelligente PDUs
Wolfram Nötzel ist ZSVR-CIO.
Wolfram Nötzel ist ZSVR-CIO.
Foto: Wolfram Nötzel

Die Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) baut und betreibt gemäß den Regeln des 2019 in Kraft getretenen Verpackungsgesetzes ein Online-Register für Hersteller. Das Ziel: Die Produktverantwortlichen zu registrieren, die Aufteilung der Entsorgungskosten und -mengen der dualen Systeme fair und transparent zu verteilen sowie höhere Recyclingquoten zu erzielen.

Kurz gesagt, die ZSVR sorgt also für mehr Nachhaltigkeit - und das soll auch innerhalb der Behörde die Maxime sein. "Gerade im Rahmen des eigenen Handelns muss natürlich die IT sich nach gleichen Maßstäben messen lassen," sagt CIO Wolfram NötzelWolfram Nötzel und ergänzt, "Jeder ist maximal gefordert, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, um die katastrophalen Folgen [des menschengemachten Klimawandels] zu minimieren." Profil von Wolfram Nötzel im CIO-Netzwerk

Wenn machbar, CO2-neutral

Die IT-Sustainability-Strategie des ZSVR ist laut Nötzel die Antwort auf die Frage, wie die IT der Behörde ihren CO2-Ausstoß verringern kann. Sämtliche Entscheidungen würden, so der CIO, auf Nachhaltigkeit geprüft und, wenn machbar, CO2-neutral umgesetzt.

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Was einfach klingt, gestaltet sich vielerorts meist schwierig. Zu schwammig ist das Thema, zu komplex die Umsetzung. Die Gefahr, sich zu verzetteln, ist groß. Nicht so beim ZSVR, denn Nötzel und sein Team haben ihre Strategie in sieben konkrete und umsetzbare Schritte unterteilt.

  • Nachhaltige IT-Beschaffung - Die beste energetische Lösung zu wählen, hat hohes Einsparpotential. Hier wird die Performance in Transaction pro Watt genau betrachtet.

  • Nachhaltiges Lifcycle-Management - "Reduce, Reuse, Recycling" muss in Datensparsamkeit auf allen Ebenen münden, Systeme wie etwa Storage, gilt es wiederzuverwenden. Am Ende folgt ein Recycling durch den Hersteller selbst.

  • Nachhaltige Entwicklungsmethoden - Durch den Einsatz der energetisch optimierten Entwicklungssprachen Nachhaltigkeit steigern. Besonderes Augenmerk liegt auf allen Data-Science-getriebenen AI/KI-Ansätzen, da der Energieverbrauch dieser Entwicklungen exorbitant ist. Aktiver Open-Source-Ansatz, um Nachhaltigkeit zu fördern,

  • Energetisch Optimierter Architektur Ansatz - Mit der Messaging/Holon-basierten Eigenentwicklung "LUCID" werden künftige Softwareentwicklungen deutlich sparsamer und nachhaltiger umgesetzt.

  • 100 Prozent CO2-neutraler Datacenter-Betrieb - Die ZSVR prüft den Schritt per PoC, ihre Rechenzentren komplett in den skandinavischen Raum verlagern und hier zu 100 Prozent den Betrieb nachhaltig mit regenerativer Energie (Wind- und Wasserkraft) abbilden.

  • Toolboxing - Der Einsatz einer Toolchain muss den gesamten CO2-Footprint betrachten sowie insbesondere auch den RZ-Betrieb insgesamt abbilden. Über Stromverteilereinheiten (PDUs) wird jede einzelne Komponente auf ihren Verbrauch hin überwacht und reportet.

  • Messung & Reporting (KPIs) - Präzise Nachhaltigkeitsmessungen und Berichterstattung sind ein entscheidender Faktor, um die richtigen Entscheidungen zur Nachhaltigkeit zu treffen, und mit dieser Transparenz und Glaubwürdigkeit als Vorbild zu agieren.

Erste Erfolge

Dass das Team um Nötzel nicht nur plant, sondern auch umsetzt, zeigt die erste RZ-Migration gen Norden: Der Analysecluster CLAIR- der größte CO2-Verursacher der ZSVR-IT - wurde schon nach Dänemark ins RZ DK01 verlagert. Weiterhin wurde per Downsizing ein Hadoop Cluster von einem Petabyte Größe deutlich verkleinert und auf ein skalierbares Cloud-Setup transformiert. Das hat neben mehr Nachhaltigkeit noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Laut Nötzel hat sich der Strompreis für den Betrieb um 60 Prozent verringert.

Mit dem durchgängigen Einsatz von intelligenten Stromverteilereinheiten habe die IT jeden einzelnen Verbraucher in seinen Datacentern im Reporting. Das zeigt Wirkung: "Nach den ersten Auswertungen unserer größten CO2-Emittenten erzeugte das eine wahre Einsparungs-Initiative in den Teams," schwärmt der IT-Chef. Das Projekt läuft seit Anfang 2022 und dauert an.

Lessons Learned

Aus seinen Erfahrungen mit dem Projekt hat Nötzel vier Learnings formuliert, damit eine Nachhaltigkeits-Strategie auch in der Praxis funktioniert:

  • IT-Sustainability kann zu echtem Herzblut-Thema der IT-Teams werden, wenn die Zielsetzung klar formuliert ist.

  • Transformationskosten sichtbar zu machen und deutlich zu benennen, ist wichtig, um den Vorwurf der Verschleierung von Anfang an auszuräumen.

  • Datensparsamkeit dient immer der CO2-Reduktion.

  • Datacenter ins Ausland zu verlagern, ist immer ein Risiko und muss sorgfältig nach Business Continuity Management (BCM) gemanagt werden.

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