Fusion, Übernahme, Verkauf

Zukunft der Telekom-US-Tochter unklar

31.05.2017
Stetiger Kundenzulauf, höhere Gewinne und steigende Kurse: Die US-Telekom-Tochter hat einen Lauf. Das weckt Begehrlichkeiten. Kommt es bald zur Fusion in den USA? Telekom-Chef Höttges will beim anstehenden Poker mitmischen.
Telekom-Chef Höttges deutete auf der Aktionärsversammlung Veränderungen im Unternehmen an.
Telekom-Chef Höttges deutete auf der Aktionärsversammlung Veränderungen im Unternehmen an.
Foto: Telekom

Diesmal hat TelekomTelekom-Chef Tim Höttges leichtes Spiel: An der Börse ist der rosa Riese aus Bonn wieder wer und gehört neben SAP, Siemens und Bayer derzeit zum erlauchten Kreis der teuersten DAX-Konzerne Deutschlands. Die Geschäfte auf dem stagnierenden Heimatmarkt laufen besser, das gilt auch für Europa. Und für die lange Zeit gebeutelten T-Aktionäre gab es vor wenigen Tagen eine weitere gute Nachricht - pünktlich zur Hauptversammlung an diesem Mittwoch: Erstmals seit mehr als 15 Jahren kletterte die T-Aktie zeitweise auf über 18 Euro. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Telekom AG

Das hat vor allem einen Grund: Die US-Mobilfunktochter, inzwischen zur Perle des Telekom-Konzerns mutiert, ist der Treiber für Wachstum im operativen Geschäft und für Fantasien an der Börse. Seit 2013 habe sich der Wert von T-Mobile US in Euro gerechnet verfünffacht und sei nun 32 Milliarden Euro wert, sagte Höttges am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Köln. Die Bonner halten an der börsennotierten Beteiligung rund zwei Drittel der Aktien.

Veränderungen bei der Telekom

Für neue Gerüchte sorgen nun die glänzende Entwicklung von T-Mobile US und das Ende eines Redeverbots wegen einer Auktion von Funkfrequenzen in den USA. Dabei befeuern auch die Topmanager die Gedankenspiele: "Wir sehen verschiedene Vorteile in Konsolidierung und Konvergenz". Und: "Wir haben viele Möglichkeiten", sagte Höttges und deutete so Veränderungen an. Der Chef von T-Mobile US, John Legere, ergänzte: "Es gibt einige reelle Möglichkeiten, um für Aktionäre und Kunden den Wert zu erhöhen".

Es fallen Namen wie Dish (Satelliten-TV), Comcast (Kabelanbieter) und vor allem Sprint, landesweit die Nummer vier im Mobilfunkgeschäft. Letzterem droht im Wettbewerb um Kunden die Puste auszugehen. Schon seit längerem wird darüber spekuliert, dass Sprint-Hauptanteilseigner Softbank aus Japan das Unternehmen mit T-Mobile US zusammenbringen will. Ein Versuch der Übernahme durch Sprint war vor einiger Zeit am Widerstand der Kartellbehörden gescheitert. Jetzt könnte die Telekom den Spieß umdrehen und selbst zum Käufer werden.

Hinzu kommt die starke Position von T-Mobile US. Die Telekom-Tochter mit Sitz in Bellevue (Washington) präsentiert sich fortlaufend in Rekordlaune und steuert inzwischen fast die Hälfte zum Konzernumsatz bei. In jedem einzelnen der vergangenen 16 Quartale verbuchte der drittgrößte landesweite Betreiber Kundenzuwächse von mehr als einer Million und kommt heute auf 73 Millionen Nutzer, Tendenz steigend.

"Wir haben die Mobilfunkindustrie vollständig auseinander genommen und unsere Wettbewerber in den Wandel gezwungen", tönt US-Mobilfunkchef Legere gewohnt großspurig. Der Manager mit Hang zum rosafarbenen Outfit und Twitteritis hat T-Mobile mit einer aggressiven Preisstrategie nach vorne gebracht und Konkurrenten Marktanteile abgejagt.

Folgen bei einer Trennung von T-Mobile US

Doch Telekom-Chef Höttges stecke in einer Zwickmühle, meint Marc Tüngler, Geschäftsführer des Anlegerschutzvereins DSW in Düsseldorf. Er kann sich eine Telekom ohne US-Tochter derzeit gar nicht vorstellen. "Bei einer Trennung würde sich sofort offenbaren, wie schlecht das Unternehmen in Europa da steht." Zudem würde bei einem Ausstieg aus dem US-Geschäft eine strategische Alternative fehlen.

Warum also in heimische Regionen schweifen, wenn es in der Ferne so gut geht? Ein Blick auf die Zahlen verrät außerdem, dass die Telekom nicht nur viel Geld für den Einstieg ins US-Geschäft vor 17 Jahren ausgegeben hat. In den vergangenen fünf Jahren seien Investitionen von 40 Milliarden Dollar in die USA geflossen, heißt es bei dem Unternehmen. Allein 8 Milliarden Dollar waren es für die erworbenen Frequenzen in diesem Jahr.

Ein Grund mehr für Höttges, die sich bietenden Optionen in aller Ruhe zu bewerten. Tüngler fordert indes klar den Verbleib in den USA:" Die Telekom muss heraus aus der Passivität und eine aktive Rolle übernehmen". (Peter Lessmann, dpa/ib)

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